09.06.2006

Computer-Prognosen – damit infizierter Weizen nicht erkrankt

Von der anhaltend feucht-kühlen Witterung der letzten Wochen profitiert ein krankheitserregender Pilz – wenn man ihn lässt.

Sterben im Juni die Blätter der Weizenpflanzen in den oberen Etagen von der Spitze her ab, dann ist die Septoria-Blattdürre nicht mehr aufzuhalten. Sie ist eine der bedeutendsten pilzlichen Erkrankungen des Weizens in Mitteleuropa. Ertragsverluste von bis zu 30 Prozent sind programmiert.

Eingreifen nach der Infektion

Die Septoria-Blattdürre erkennt man an den von der Spitze her absterbenden Blättern, begleitet von streifigen Verbräunungen auf den Blattspreiten. Auf ihnen sind mit der Lupe die charakteristischen kleinen schwarzen Fruchtkörper des Septoria-Pilzes Septoria tritici zu erkennen. Da gerade die oberen Blätter der Weizenpflanze besonders wichtig für die Photosynthese sind, wirkt sich ein Befall der oberen Blätter schnell nachteilig auf das Wachstum der ganzen Pflanze aus. Zu einem solchen Befall braucht es allerdings nicht zu kommen. Denn mittlerweile gibt es zuverlässige Prognosesysteme wie z.B. proPlant. Sie signalisieren dem Landwirt bereits, wenn Infektionsbedingungen herrschen, die zu einer Infektion führen: Anhaltende Blattnässe, begleitet von entsprechenden Temperaturen. Die Krankheit bricht etwa 2 bis 3 Wochen nach der Infektion aus. Bei Durchschnittstemperaturen von 10° C kann es auch 30 Tage dauern, bis die ersten Symptome auftreten. Das Computer-Programm errechnet rechtzeitig welche Mittel, in welcher Menge zu welchem Zeitpunkt den Pilz stoppen können und wie lange die Schutzwirkung anhält.

Wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten in mathematische Formeln umwandeln

Die Empfehlungen zur Verhinderung der Erkrankung beruhen auf angewandter Biologie und Meteorologie. Die wissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten werden in mathematische Formeln umgewandelt und fortlaufend mit den aktuellen lokalen Daten für Regen, Luftfeuchte und Temperatur gefüttert. Dafür greifen die Experten bundesweit auf 450 Wetterstationen zurück. Je exakter die Witterungsdaten, desto genauer ist die Empfehlung an den Landwirt.

Auf den gleichen Prinzipien basieren weitere Prognosesysteme für schädliche Insekten im Raps oder pilzliche Erkrankungen in Kartoffeln oder Zuckerrüben. Damit werden Landwirte und Berater in die Lage versetzt, Pflanzenschutzmittel möglichst gezielt und sparsam einzusetzen.