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Eine Blattschneiderameise Atta spec. die sich Blattstücke herausschneidet, die ihre Körpergröße um ein Vielfaches übersteigen. Quelle: blickwinkel
15.09.2009
Umwelt & Verbraucher

Chemie im Tier- und Pflanzenreich – Pflanzenschutz in der Natur

Wenn sich Pflanzen und Tiere verteidigen müssen, bedienen sie sich gern der Chemie.

Zahlreiche chemische Substanzen aus Pflanzen werden zu Heilzwecken genutzt, andere geben den Entwicklern von Pflanzenschutzmitteln wertvolle Anregungen. Denn Pflanzen und Tiere setzen ihre „Chemiewaffen“ auch gezielt zum Selbstschutz ein. Sie wehren damit die Konkurrenz von Artgenossen und Feinden ab. Blattschneiderameisen etwa setzen ein von Bakterien produziertes Pilzbekämpfungsmittel ein, um ihre Nahrungsvorräte zu schützen.

Blattschneiderameisen ernähren sich von dem Pilz Leucoagaricus gongylophorus. Diesen Pilz züchten sie in ihrem Bau auf einem Brei zerkauter Blätter. Die Pilz-Kultur wird jedoch von einem Schadpilz bedroht, den es abzuwehren gilt. Deshalb leben die Ameisen in Symbiose mit Bakterien, die einen Wirkstoff produzieren, der den Schadpilz im Wachstum hemmt. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie in Jena www.ice.mpg.de haben jetzt die Wirksubstanz identifiziert: Es handelt sich um das Makrolid-Antibiotikum Candicidin.

Allelochemikalien - die Abwehrstoffe der Pflanzen

Es sind Reizstoffe wie Ameisensäure oder das Acetylcholin der Brennnesselhaare, oder Substanzen wie das Pyrethrin der Chrysanthemen, die Pflanzen vor Insekten schützen. Auch das Azadirachtin aus dem Neembaum und frischen Walnussblättern wird eine insektizide Eigenschaft zugeschrieben. Und selbst gegen den „Klassenfeind“ können Pflanzen sich wehren. Die Wurzeln des Walnussbaums sondern Hydrojuglan ab. Mikroorganismen wandeln es in den giftigen Gerbstoff Juglon um, der die Keimung anderer Pflanzen verhindert. Heidekraut scheidet eine Substanz aus, die die Mykorrhiza-Pilze der Baumwurzeln beeinträchtigt. Die Nährstoffversorgung der Bäume leidet, sie entwickeln sich nicht weiter. Von den Fähigkeiten solcher „natürlichen Pestizide“ können auch Land- und Forstwirtschaft profitieren: ihre Wirkmechanismen können Vorbild bei der Entwicklung von Pflanzenschutzmitteln sein.