 
  „Blattdürre“ bedroht Weizenfelder
Der Erreger der Blattdürre bei Weizen ist 2008 weiter auf dem Vormarsch. Seine Bekämpfung wird immer schwieriger
Im Weizenanbau gibt es wieder Grund zur Sorge: Die Erreger von pilzlichen Krankheiten haben sich stark ausgebreitet. Der milde Winter und das regenreiche Frühjahr boten insbesondere Septoria tritici, dem Erreger der so genannten Blattdürre, ideale Entwicklungsmöglichkeiten. Bis vor wenigen Jahren konnte diese pilzliche Erkrankung sehr erfolgreich mit Fungiziden bekämpft werden. Mittlerweile ist der Erreger jedoch gegen wichtige Wirkstoffgruppen resistent. Um die Krankheit in Schach zu halten, müssen die Landwirte mit Sortenwahl, Anbauverfahren und gezieltem Wechsel der Wirkstoffe vorbeugen.Wichtigster Schaderreger im Weizenanbau
Im norddeutschen Marschland entdeckten Pflanzenschutzberater bereits im April an vielen Weizenpflanzen Symptome eines Befalls mit Mycosphaerella graminicola, dem pilzlichen Erreger der Blattdürre-Krankheit. Zunächst entstehen blaugraue, später braungraue Flecken auf den Blättern. Typischerweise haben diese Flecken viele schwarze Punkte. Die befallenen Blätter vergilben schnell und sterben ab. Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit: Breitet sich der Pilz auf die oberen Blätter aus, können die Pflanzen keine oder deutlich weniger Nährstoffe bilden und in die Körner einlagern. Ein starker und früher Befall mit Mycosphaerella graminicola kann die Ernte halbieren. Nach Einschätzung der Universität Wageningen in den Niederlanden kostet allein die Bekämpfung dieses Pilzes in der EU jährlich 600 Millionen Euro.
Pflanzenreste sind Brutstätte
Strohreste auf dem Acker sind die wichtigste Infektionsquelle für die gefürchtete Getreidekrankheit. Auf Stoppeln und vertrockneten Pflanzenresten entwickeln sich das männliche Antheridium und das weibliche Ascogon, die geschlechtlichen Formen des Schaderregers. Aus ihrer Vereinigung geht das so genannte Pseudothecium hervor. Dieser Fruchtkörper enthält Ascosporen. Bei Regen quillt das Pseudothecium so stark an, dass es platzt und die Ascosporen herausschleudert. Mit Wind oder Wasserspritzern gelangen sie auf die Blätter der Getreidepflanzen. Da die Infektion vom Boden ausgeht, sind zunächst die untersten Blätter betroffen.
Erreger arbeitet sich hoch
	Die Ascospore keimt aus, wenn das Getreideblatt mindestens 48 Stunden lang nass bleibt. Ideal sind Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius, aber der Pilz entwickelt sich auch bei niedrigeren Temperaturen. Wie ein feiner Schlauch schiebt sich die Keimhyphe in eine Spaltöffnung des Blattes. Im Blattinneren ernährt sich der Pilz von den Zellsäften und wächst im Gewebe weiter.
	Erst drei bis vier Wochen nach der Infektion erscheinen die verräterischen Flecken auf den Blättern. Sie entstehen, weil die giftigen Stoffwechselprodukte des Pilzes die Pflanzenzellen zerstören. Auf den braunen Flecken entwickeln sich schwarze Pünktchen, die so genannten Pyknidien. Sie enthalten ungeschlechtliche Pyknosporen, die mit Wasserspritzern auf gesunde Blätter gelangen und diese infizieren. So arbeitet sich der Pilz von Blattetage zu Blattetage an der Getreidepflanze nach oben. Erreicht er das Fahnenblatt noch während der Entwicklung der Ähre, sind hohe Verluste vorprogrammiert. Dabei befällt der Pilz nur die Blätter der Getreidepflanzen, nicht die Ähren.
Resistenz breitet sich aus
Viele Jahre setzten die Landwirte sehr erfolgreich Fungizide gegen die Blattdürre ein. Da nur wenige wirksame Mittel zur Verfügung standen, wurde der Erreger der Blattdürre von Jahr zu Jahr resistenter. Mittlerweile ist es nicht mehr möglich, die Krankheit mit der Wirkstoffklasse der Strobilurine zu kontrollieren. Diese Wirkstoffe waren lange Zeit das Mittel der Wahl. Auch gegen Azole, eine ebenfalls verbreitete Wirkstoffgruppe, wird Mycosphaerella graminicola von Jahr zu Jahr unempfindlicher.
Vorsorge und gezielter Pflanzenschutz zählen
Im Kampf gegen die Blattdürre müssen die Landwirte alle Register ziehen. Die Vorsorge beginnt gleich nach der Ernte: Je besser der Landwirt die Pflanzenreste in den Boden einarbeitet, desto geringer ist das Infektionsrisiko für die nachfolgende Getreidekultur. Vorbeugen kann er auch durch die Sortenwahl. In Regionen, in denen Septoria tritici verbreitet ist, werden unempfindliche Weizensorten empfohlen. Als besonders anfällig gelten kurzstrohige Sorten. Auch der Saattermin zählt: Je früher im Herbst gesät wird, desto größer ist das Risiko, dass sich die Getreidepflanzen bereits vor dem Winter infizieren.
Die Bekämpfung des Erregers mit Fungiziden ist nur dann erfolgreich, wenn die Blattflecken noch nicht sichtbar sind. Aus diesem Grund gibt es im Frühjahr spezielle Septoria-Prognosesysteme, die die Landwirte vor Infektionsgefahren warnen und Spritzempfehlungen geben. Wichtig ist es auch, zur Gesunderhaltung der Getreidefelder möglichst unterschiedliche Fungizide einzusetzen – sofern diese zur Verfügung stehen.
 
   
   
   
   
  