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Sprießender Winterweizen Quelle: Agroslide.
19.12.2006
Schule & Wissen

Zahlen, Daten, Fakten 12/06

Milde Herbsttemperaturen schwächen Wintergetreide; Auch Vögel mögen junges Wintergetreide; Auftrieb für Borkenkäfer; Pflanze kann durch Genveränderung Schwermetalle speichern; Genom eines pilzlichen Krankheitserregers entschlüsselt; Getreide – knapp und immer begehrter.

Ohne Frosthärte hat der Schneeschimmel leichtes Spiel

Eigentlich hätten sie sich bis Anfang Dezember schon abhärten sollen: die Wintersaaten. Gemeint sind Winterweizen, -roggen, -gerste und der Winterraps, die im Herbst ausgesät werden. Dazu wäre bis zum Frühwinter wenigstens eine kurze Frostperiode bis etwa -5º C nötig gewesen. Fehlt sie, sammeln die heranwachsenden jungen Pflanzen zuviel Wasser an. Dadurch sinkt die Zellsaftkonzentration, so dass sie anfällig gegenüber den richtig tiefen Temperaturen in den kommenden Wintermonaten werden. Zwar kann sich eine Schneedecke zunächst als positiv erweisen. Aber unter einer länger liegenden, dichten Schneedecke fühlt sich der Erreger des Schneeschimmels Microdochium nivale äußerst wohl. Er kann besonders den geschwächten Pflänzchen sehr stark zusetzen, zumal bei dem gleichzeitigen Lichtmangel. Darauf weist Jurik Müller vom Deutschen Wetterdienst in der Landpost 48/ 2006 hin. Die Schäden erkennt man im Frühjahr an Fehlstellen im Pflanzenbestand.

Auch Vögel mögen junges Wintergetreide

Es ist aber nicht nur der Schneeschimmel, der den Pflänzchen der Wintersaaten auflauert. Die milde Witterung dieses Herbstes hat dazu geführt, dass u. a. mehr als 100 000 Blässgänse und Saatgänse ihre Reise aus Nordosteuropa und Sibirien vornehmlich in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein unterbrochen haben, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. 12. 06. Sonst wären sie im Dezember bereits in den Niederlanden, Belgien oder England. Nun fallen sie über die jungen Pflänzchen der Wintersaaten her. Und auch nicht alle Graugänse haben ihre hiesige Heimat verlassen. Sie rupfen statt in der französischen Camarque sogar in den Grünanlagen mitten in Hamburg die Spitzen der Gräser ab, wird als weitere Merkwürdigkeit festgehalten.

Borkenkäferalarm für das Frühjahr 2007

Rinden- und holzbrütende Käfer haben bei der diesjährigen Witterung erneut eine angespannte Waldschutzlage ausgelöst, wie es in Land & Forst vom 7.12.06 heißt. Zu diesen Käfern gehört auch der Buchdrucker Ips typhographus, einer der zahlreichen Borkenkäfer. Grundsätzlich könne nicht davon ausgegangen werden, dass Antagonisten (Räuber, Parasiten u. a.) für eine „natürliche Begrenzung“ sorgten. Es gebe nicht einen einzigen wissenschaftlich belegten Fall von Selbstregulierung einer Massenvermehrung von Borkenkäfern in einem mitteleuropäischen Wirtschaftswald, so Dr. Michael Habermann in der genannten Zeitschrift. Wenn eine ungünstige Witterung oder die aufgefressene Nahrungsgrundlage die Käfer nicht stoppten, erfolge eine gezielte Bekämpfung. Dann sind bei einem sachkundigen Pflanzenschutz im Wald selbstverständlich immer die für das Mittel festgelegten Auflagen und Anwendungsbestimmungen zu beachten.

Gentechnisch veränderte Pflanzen für die Reinigung belasteter Böden

Eine Pflanze, die durch eine Genveränderung Schwermetalle speichern kann, haben schweizer und koreanische Forscher in der Modellpflanze Arabidopsis thaliana gefunden. Die Forscher wollen nun gemeinsam ein Verfahren entwickeln, wie man Pflanzen gentechnisch so verändern kann, dass sie zur biologischen Reinigung von belasteten Böden eingesetzt werden könnten, berichtet die Universität Zürich. Dadurch ließe sich auch die Anreicherung von Schwermetallen in Kulturpflanzen verhindern. Die Forscher wollen nun diejenigen Gene identifizieren, die für den Transport der Schwermetalle über die Wurzeln in die Stängel und Blätter sowie die Einlagerung zuständig sind. Sobald die Transportergene für unterschiedliche Substanzen identifiziert sind, könnten entsprechende Abschnitte der Erbsubstanz in andere Pflanzen übertragen werden. Mit derselben genetischen Methode wird auch überprüft, wie Pflanzen gegen Trockenheit oder salzreiche Böden tolerant gemacht werden können.

Getreide – Nahrungsmittel und Rohstoff der Zukunft

Der Bedarf an Getreide wächst weltweit immer mehr. Das liegt einerseits am schnellen Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern sowie an dem ökonomischen Wachstum und zunehmenden Pro-Kopf-Einkommen, insbesondere in Schwellenländern wie China und Indien. Andererseits wird Getreide zunehmend auch als Futtermittel und für den Bioenergiemarkt gebraucht. Auf der weitgehend für den Ackerbau ausgeschöpften Fläche unseres Planeten muss also mehr Getreide produziert werden können. Dafür sind nicht zuletzt entsprechend leistungsfähiges Saatgut und wirksame Pflanzenschutzmittel notwendig. Hier fühlen sich die Hersteller jedoch ausgebremst, erst recht bei der Weichenstellung auf dem Gebiet der Biotechnologie und der Gentechnik. Das wurde auf einem kürzlich in Fulda durchgeführten Syngenta-Getreidesymposium zum Thema Getreide – Nahrungsmittel und Rohstoff der Zukunft deutlich, wie in Land & Forst Nr. 48/ 2006 berichtet.