bluehende-tabakpflanze.jpeg
Blühende Tabakpflanze Quelle: BASF AgroSlide
09.07.2009
Schule & Wissen

Wo der Tabak wächst …

Rosa Blüten und große grüne Blätter sind sein Markenzeichen. Das Tropengewächs Tabak wächst auch auf Deutschlands Äckern und das recht schnell: in nur 100 Tagen wird aus dem kleinen Setzling eine bis zu zwei Meter große Pflanze. In dieser Zeit entwickelt sie bis zu 30 Kilogramm Grünmasse, produziert Sauerstoff und schützt die Bodenfruchtbarkeit. Landwirte schätzen den Tabak deshalb als Vorfrucht.

Tabak (Nicotiana) gehört wie die Kartoffel, die Paprika und die Tomate zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceaen). Solanaceaen bilden Alkaloide; bei Tabak ist es das Nikotin. Christopher Columbus brachte die ersten Pflanzen aus Mittelamerika nach Europa, und schon im 16. Jahrhundert wurde Tabak als Heilpflanze in Speyer angebaut. Von dort aus eroberte er viele Regionen, insbesondere Flusstäler mit mildem Klima. 2008 pflanzten in Deutschland etwa 400 Landwirtschaftsbetriebe auf 3 000 Hektar Tabak an; die Hauptanbaugebiete liegen im Oberen Rheintal.

Hochleistungspflanze

Tabak leistet Erstaunliches: Von Mai bis August entwickelt die Pflanze bis zu 30 Kilogramm Grünmasse. Die Voraussetzung hierfür sind ihre großen Blätter: Darin bildet sie mit Hilfe der Sonnenstrahlen Zucker/Assimilate, die dem Aufbau der Pflanzenmasse dienen. Bei der Assimilation von Tabakpflanzen entsteht auch vergleichsweise viel Sauerstoff. Landwirte schätzen die Kultur, weil die großen Blätter den Boden beschatten und ihn dadurch unkrautfrei halten. Die Wurzeln reichern zudem den Boden mit organischer Substanz an und erhöhen somit die Fruchtbarkeit.

Schwimmende Babystube

Tabaksamen sind winzig: Bis zu 14 000 Samenkörner wiegen nur ein Gramm. Für die Bestellung von einem Hektar sind deshalb theoretisch nur wenige Gramm Saatgut notwendig. Da die Pflanzen für das Auskeimen viel Wärme benötigen, werden die Setzlinge in Mitteleuropa in Folientunneln oder Gewächshäusern vorgezogen. In den letzten Jahren hat sich in Deutschland immer mehr die Hydrokultur durchgesetzt. Bei diesem Verfahren keimen die Samen in einem Spezialsubstrat auf Styroporschalen, die auf einer Nährlösung schwimmen. Bis zu zwei Monate dauert die Anzucht der Setzlinge. Der Landwirt mäht die Jungpflanzen während dieser Zeit mehrmals, damit sie sich kräftig entwickeln und das Auspflanzen auf den Acker besser überstehen.

Pflanzen im Mai, köpfen im August

Im Mai pflanzt der Landwirt mit Spezialmaschinen die Tabakpflänzchen in den unkrautfreien Acker; je nach Sorte zwischen 25 000 und 38 000 Pflanzen pro Hektar. Bei aromatischen Tabaksorten, die nur im Süden angebaut werden, ist die Pflanzdichte geringer (15 000 bis 20 000 Pflanzen); bei Orienttabak, der ebenfalls nicht in Deutschland angepflanzt wird, wachsen auf einem Hektar dagegen bis zu 150 000 Pflanzen. Je nach Pflanztermin beginnt der Tabak im Juli oder August zu blühen. Kurz nach dem Erblühen schneidet der Landwirt die Blütenstände ab, damit die Pflanze keine Samen, sondern kräftige Blätter entwickelt. Dieser Arbeitsgang heißt „Köpfen“. Geköpft wird entweder von Hand oder mit einer Köpfmaschine.

Vollernter oder wochenlanges Tabakbrechen

Von jeder Tabakpflanze werden 15 bis 18 Blätter geerntet. Das „Tabakbrechen“ erfolgt, sobald eine gelbliche Verfärbung das Abreifen der Blätter anzeigt. Da die Pflanzen von unten nach oben abreifen, beginnt die Ernte bei den untersten Blättern, den so genannten Grumpen. Je nach Tabaksorte werden in einem Arbeitsgang zwei bis fünf Blätter geerntet. So zieht sich das traditionelle Tabakbrechen, das in Deutschland immer noch überwiegt, bis zu sechs Wochen hin. Geerntet wird von Hand oder mit halbautomatischen Erntemaschinen. Es ist aber abzusehen, dass sich aus ökonomischen Gründen künftig immer mehr so genannte Vollernter durchsetzen, mit denen maschinell geerntet werden kann. In Deutschland beträgt die Ausbeute 25 bis 35 Doppelzentner getrocknete Tabakblätter pro Hektar. Nach der Ernte muss der Landwirt die Blätter schonend trocknen. Aufwändige Trocknung Die fachgerechte Trocknung des Ernteguts ist viel mehr als nur der Entzug von Wasser. Während dieser Zeit laufen vielfältige Stoffwechselprozesse in den Blättern ab. Je nach Sorte und Land trocknen die Tabakbauern ihre Ernte an der Sonne, über dem Feuer, in Trocknungsscheunen oder in speziellen Kammern. Für die Trocknung in Scheunen sind 18 bis 32 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von 65 bis 70 Prozent ideal. Hier hängen die aufgefädelten Blätter in dicken Paketen an langen Latten, die so aufgehängt sind, dass die Luft ausreichend zirkulieren kann.