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Auch in diesem Jahr bieten IVA und FNL wieder fachdidaktische Exkursionen in die Landwirtschaft an. Quelle: Matthias Wiedenau
04.03.2010
Schule & Wissen

Lehrer lernen Landwirtschaft

Exkursionen in die Landwirtschaft für Fachleiter und Referendare

"Auf Wiedersehen Bilderbuch-Romantik, willkommen Landwirtschaft heute." Im Jahr 2010 werden wieder Lehrerinnen und Lehrer die Landwirtschaft erkunden und verschiedene Betriebe besuchen. Die Exkursionen des Industrieverbands Agrar (IVA) und der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL) richten sich an Fachleiter und ihre Referendare. Die Lehrenden lernen dabei moderne Methoden der Exkursionsdidaktik am Beispiel Landwirtschaft - Stallgeruch inklusive.

Ruthe bei Sarstedt im Juli 2009. Maik Böing, selbst Fachleiter für Erdkunde am Studienseminar Vettweiß, verteilt einen Packen Overalls. Die Fachleiterinnen und Fachleiter für Erdkunde und Biologie ziehen sich die Blaumänner in Einheitsgröße an und streifen anschließend noch Kunststoffüberzieher über ihre Schuhe. Die Gruppe will aber kein Kernkraftwerk besuchen, sondern einen Bauernhof: das Lehr- und Forschungsgut Ruthe der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Böing erklärt den Sinn der Verkleidung: Die Teilnehmer sollen keine Krankheiten in die wertvollen Tierbestände einschleppen, damit sie weder die Gesundheit der Tiere gefährden noch die laufenden Versuche beeinträchtigen.

Ganz in Blau macht sich die Gruppe auf den Weg durch Ställe mit Kühen, Schweinen, Hühnern und Enten. Der Leiter des Lehr- und Forschungsguts, Dr. Christian Sürie, führt durch seinen Betrieb und beantwortet Fragen. Das Lehr- und Forschungsgut baut auch Futter für seine Tiere an: Auf 168 Hektar Acker- und 45 Hektar Grünland und mit einem Maschinenpark, der Technikliebhaber begeistert.

Anhand kranker und schlecht ernährter Getreidepflanzen erklärt Sürie anschaulich, wie wichtig gezielter Pflanzenschutz und bedarfsgerechte Düngung für gute Ernten sind. Die Lehrkräfte betrachten staunend eine moderne Pflanzenschutzspritze. Komplett ausgeklappt erreichen deren Ausleger eine Arbeitsbreite von 27 Metern. Wie eine Nabelschnur verbinden Kabel den Steuerungscomputer auf dem Traktor mit dem Gerät. „Die Technik sorgt für die exakte Verteilung der Spritzbrühe. Sie entlastet den Fahrer sehr wirkungsvoll, so dass er sich mehr den Kontrollaufgaben widmen kann“, erklärt Sürie.

Für die meisten Teilnehmer ist es die erste Begegnung mit moderner Landwirtschaft. Erdkundefachleiter Böing sagt: „Die Exkursionen ermöglichen den Lehrenden, sich selbst ein differenziertes Bild über die deutsche Landwirtschaft zu verschaffen. Denn häufig sind die Darstellungen in den Medien sehr einseitig, und die Selektion der Informationen ist nicht immer einfach.“ Nach dem Gang durch Felder und Ställe können die Teilnehmer den Begriff „Nachhaltige Landwirtschaft“ mit Leben füllen. Sie wissen, wie wichtig ein gesunder Boden für die Pflanzen ist und dass der Landwirt nur auf Dauer erfolgreich wirtschaften kann, wenn er mit der Natur arbeitet.

Bei den Exkursionen für Fachleiter liegt der Schwerpunkt auf den didaktischen Methoden. Sie sollen ihr Wissen an die Referendare weitergeben, die sie ausbilden. Maik Böing und seine Kollegin Ursula Sachs stellen in diesem Rahmen auch ihren Leitfaden zur Exkursionsdidaktik vor. Fachleiter, die den Workshop durchlaufen haben, können mit ihren Referendaren zweitägige Exkursionen in die Landwirtschaft durchführen. Die Teilnehmer der Referendarexkursionen erarbeiten eigene Konzepte für Betriebserkundungen und deren Vor- und Nachbereitung im Unterricht. Als Lehrkräfte im Schuldienst angekommen, sind sie bestens gerüstet mit ihren Schulklassen Bauernhöfe zu erkunden. Ein Teilnehmer: „Die neuen Anregungen sind eine große Hilfe, und ich werde sie mit meinen Schülern ausprobieren.“

Mehr Informationen über das Projekt und Ansprechpartner finden Sie hier.