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Knospenbräune an Rhododendron Quelle: Dr. Klug
29.04.2008
Haus & Garten

Rhododendron in Gefahr

Die Andromeda Netzwanze und ein gefährlicher Schadpilz bedrohen die beliebten Ziergehölze in Grünanlagen und Gärten

Die Andromeda Netzwanze und die Pilzkrankheit Phytophthora ramorum greifen Rhododendren an. Beide können die Ziergehölze erheblich schädigen - bis zum Absterben. Blattverfärbungen, Blattfall, welkende und verdorrte Triebe sind die ersten Symptome. Die Wanzen können Gartenbesitzer erfolgreich bekämpfen, wenn sie sie rechtzeitig entdecken. Gegen Phytophthora ramorum ist bislang kein Kraut gewachsen. Bei der Diagnose bieten die Pflanzenschutzämter Unterstützung an.

Schädling aus Fernost

Seit einigen Jahren ist in deutschen Gärten die Andromeda Netzwanze Stephanitis takeyai auf dem Vormarsch. Sie stammt aus Japan und ist höchstwahrscheinlich mit Pflanzen aus Fernost nach Europa gelangt.

Das nur vier Millimeter große Insekt ist dunkel gefärbt und hat durchsichtige, netzartige Flügel mit zwei dunklen Querstreifen. Von Körperbau und Größe her ist sie leicht mit den beiden Netzwanzenarten Stephanitis rhododendri und Stephanitis oberti zu verwechseln. Als deutliches Unterscheidungsmerkmal trägt die Andromeda Netzwanze eine schwarze Ausstülpung auf dem Kopf. Die Larven haben lange Sporne auf ihren Körpern.

Lavendelheide und Sonne fördern die Verbreitung

„Die Andromeda Netzwanze bevorzugt Lavendelheide als Wirtspflanze und sonnige Standorte“, erklärt Dr. Marianne Klug, Pflanzenschutz-Expertin bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Rhododendren, die an sonnigen Plätzen, geschützt an Hauswänden oder in der Nähe von Lavendelheide stehen, sind deshalb besonders gefährdet.

Verräterische Spuren

Normalerweise haben Rhododendren kräftig grüne und glänzende Blätter. Deshalb fallen die stumpfen, helleren Blätter ins Auge, die neuerdings immer häufiger an den Ziergehölzen auftreten. Wer sich diese Blätter genauer ansieht, entdeckt eine Vielzahl kleiner heller Flecken auf der Oberfläche. Die Blattunterseiten sind mit dunklen Pünktchen übersät. Die Übeltäter sind die Netzwanzen, die im Sommer an den Unterseiten der Blätter saugen. Die angestochenen Pflanzenzellen sterben ab und verlieren ihre Farbe. Nehmen die Wanzen überhand, fallen die Blätter ab. Bei starkem Blattverlust kann die Pflanze eingehen. Die dunklen Flecken auf der Unterseite der Blätter sind Kottröpfchen. Auch kleine weiße Gebilde haften an den Blättern, die Reste von Larvenhäuten.

Mit Rückschnitt und Insektiziden bekämpfen

Die Andromeda Netzwanze legt ihre Eier im Herbst an den Mittelrippen der Blätter ab. Bei sehr starkem Befall hilft ein Rückschnitt im Frühjahr, der einen Teil der Eier vernichtet. Allerdings vermehrt sich die Netzwanze rasant. Es kann vorkommen, dass der Rhododendronfreund sie im Sommer mit Insektiziden bekämpfen muss. Dabei ist es wichtig, die Blattunterseiten mit zu benetzen, weil sich dort die Schädlinge aufhalten. „Insektizide sollte man möglichst früh morgens spritzen“, rät Marianne Klug, „dann sind die Netzwanzen noch unbeweglich und können wirkungsvoller bekämpft werden.“

Tod auf Raten: Phytophthora-Triebsterben bei Rhododendron

Wenn Rhododendren welken, obwohl sie gut mit Wasser versorgt sind, wenn sie braune, von der Spitze her absterbende Triebe sowie Nekrosen an Blattstielen, -spreiten und Zweigen aufweisen, könnten sie von Phytophthora ramorum befallen sein. Werden die kranken Triebe nicht rechtzeitig ausgeschnitten, droht die ganze Pflanze einzugehen. Abgestorbene Pflanzenteile sind Infektionsherde für benachbarte Pflanzen. Experten empfehlen, bei starkem Befall nicht nur die kranken Pflanzen, sondern auch den verseuchten Boden zu entfernen.

Quarantäneschädling mit strengen Schutzauflagen

Phytophthora ramorum ist seit 2001 als Quarantäneschädling eingestuft. Rhododendren, die in die Europäische Union eingeführt werden, benötigen deshalb ein Pflanzengesundheitszeugnis. Für den Handel innerhalb der EU ist ein Pflanzenpass notwendig, der amtlich bestätigt, dass eine Pflanze frei von dem Schaderreger ist. Tritt Phytophthora ramorum in Baumschulen auf, müssen die kranken Pflanzen und das Pflanzsubstrat im Umkreis von zwei Metern vernichtet werden. Gartenbesitzer können sich beim Verdacht auf die gefährliche Krankheit an die Pflanzenschutzämter wenden.

Noch ein Übel: Das Rhododendron-Knospensterben

Ein weiteres Ärgernis für alle Rhododendronfreunde ist die Knospenbräune: Wenn die Natur im Frühling erwacht, verfärben sich die Knospen braun und machen die Hoffnung auf eine schöne Blüte zunichte. Schuld sind die Rhododendron-Zikade Graphocephala fennahi und der Schadpilz Pycnostysanus azaleae. Die Zikade bereitet dem Pilz den Weg: Sie sticht im Herbst die Knospen an und legt ihre Eier unter den Hüllblättern ab. Die feinen Einstiche sind die Eintrittspforten für den Pilz. Hier hilft es nur, die braunen Knospen im Frühjahr abzubrechen und in der Restmülltonne entsorgen. Bleiben die Knospen am Strauch, entwickelt der Pilz seine dunklen Fruchtkörper und verseucht die Umgebung mit seinen Sporen. In diesem Stadium nehmen die abgestorbenen Knospen eine fast schwarze Farbe an.