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Seit alters her werden Chrysanthemen als Grundlage für Insektizide verwendet. Foto: Bayer CropScience
28.07.2011
Haus & Garten

Insektizide aus der Natur

Chrysanthemenblüten-Extrakte und Rapsöl machen saugenden Insekten den Garaus

Die Natur hält in ihrer chemischen Fabrik nicht nur zahlreiche Arzneien, sondern auch Pflanzenschutzmittel bereit. Das Öl der Rapspflanze enthält Fettsäuren, die saugende Schädlinge absterben lassen, Nützlinge dagegen schonen. Chrysanthemen produzieren den Wirkstoff Pyrethrum, ein wirksames Insektengift. Bereits im Altertum wurden Pflanzenschutzmittel aus Naturstoffen benutzt. Nach Vorbildern aus der Natur wurden auch zahlreiche moderne Wirkstoffe entwickelt, die dank chemischer Veränderungen stabiler und wirksamer sind als die Naturprodukte. Naturstoffe werden heute bevorzugt im Ökolandbau und im Haus- und Gartenbereich eingesetzt.

Chrysanthemen wurden schon im alten China als Grundlage für Insektizide verwendet. Die Kenntnisse über das aus ihnen gewonnene Pyrethrum gelangten dann nach Persien und später auch nach Europa. Zur Herstellung eignen sich die Bunte Margerite, auch Kaukasische Insektenblume genannt (Tanacetum [Chrysanthemum, Pyrethrum] coccineum und weitere Synonyme) und die Dalmatiner Insektenblume (Tanacetum [Chrysanthemum, Pyrethrum] cineraiifolium). Der Wirkstoff Pyrethrum ist in allen Pflanzenteilen vorhanden. So wurden im Altertum die Blätter getrocknet. Beim Verbrennen gelangte der Wirkstoff in die Raumluft. Zu Pulver verarbeitete Blätter wurden gegen kriechende Insekten eingesetzt. Später wurden auch Blütenköpfe zu Pulver verarbeitet. Heute gewinnt man den Pyrethrum-Extrakt aus den getrockneten Blüten. Die Pflanzen werden in den verschiedensten Regionen der Welt kommerziell angebaut, beispielsweise in Südamerika, Tasmanien, Japan und Afrika, hier vor allem in Tansania und Kenia. In Kenia sind es kleinbäuerliche Betriebe, die die Pflanzen anbauen und in Genossenschaften verarbeiten, kontrollieren und vermarkten. Die wirksamen Bestandteile des Pyrethrums sind sechs insektizide Verbindungen, unter anderem Pyrethrine. Als Kontaktgift gelangen sie nach Berührung in das Nervensystem der Insekten, wo sie die Reizleitung der Nervenbahnen schädigen. Die Zielorganismen müssen von den Präparaten direkt getroffen werden. Die insektizide Wirkung wird oft durch den Zusatz von Synergisten erhöht. Pyrethrum wirkt schnell, aber nicht dauerhaft, da es besonders unter Einfluss von Sonnenlicht schnell abgebaut wird. 

Verschiedene Pflanzenschutzmittel-Hersteller haben das Insektizid aus nachwachsenden Rohstoffen im Angebot. In manchen Präparaten wird die Wirkung durch den Zusatz eines pflanzenverträglichen Öls, meist Rapsöl, verstärkt. Es kann gegen saugende Insekten, wie Blattläuse, Schmierläuse, Schildläuse, Wollläuse, Weiße Fliegen, oder Zikaden an Zierpflanzen im Freiland, im Gewächshaus und in Zimmern eingesetzt werden. Auch gegen Spinnmilben ist mit solchen Präparaten eine Wirkung an den Pflanzen zu erzielen.

Darüber hinaus findet Pyrethrum Verwendung in zahlreichen Präparaten gegen Hausungeziefer wie Fliegen, Motten und Mücken oder gegen kriechendes Ungeziefer wie Kellerasseln, Ameisen, Silberfischchen, Schaben und dergleichen. Auch gegen Parasiten und Ungeziefer an Haus- und Nutztieren helfen Pyrethrum-Präparate. 

Rapsöl ist nicht nur in der Küche gefragt

Öle haben sich schon seit Jahrhunderten im Pflanzenschutz bewährt. Früher waren es Mineralöle, heute hat sich Rapsöl als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln zur Bekämpfung von Milben und Insekten durchgesetzt. Solche Mittel sind für den biologischen und integrierten Pflanzenschutz vor allem deswegen geeignet, weil sie nur sehr geringe Nebenwirkungen auf Nützlinge haben und sich in der Umwelt rasch abbauen. So sind bereits nach 21 Tagen 95 Prozent des Rapsöls im Boden nicht mehr wiederzufinden. Bei Mineralölen ist in diesem Zeitraum nur mit zehn Prozent zu rechnen. Es sind die Fettsäuren, die auf die Zielorganismen wirken. Sie bilden einen für Luft und Wasser undurchlässigen Film auf den Schädlingen. Diese sterben dadurch ab. Rapsölpräparate können zum Beispiel gegen saugende Schädlinge, wie Blattläuse, Spinnmilben, Gall- und Pockenmilben, Weiße Fliege, Thrips sowie Schild-, Woll- und Schmierläuse an Obst, Gemüse oder Zierpflanzen je nach Produktzulassung eingesetzt werden. Die handelsüblichen Mittel sind nützlingsschonend, für Bienen ungefährlich, und erfordern keine Wartezeiten.

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