Die Raupen der Gespinstmotten können ganze Bäume mit ihren Gespinsten überziehen und sich unangreifbar machen.
Gut verpackt ist optimal geschützt
Im Raupen- und Puppenstadium sind Gespinstmotten von den selbstgewebten Gespinsten optimal geschützt: Weder Fraßfeinde noch eine biologische oder chemische Bekämpfung können ihnen dann ernstlich schaden. Auch die dachziegelartig angeordneten Eier, die von den Faltern an der Rinde der Wirtspflanzen abgelegt werden, sind gut geschützt. Sie werden mit einem durchsichtigen Sekret überzogen, das schnell aushärtet und die Farbe der Rinde annimmt. Unter diesem Schild schlüpfen die Larven nach wenigen Wochen und überstehen gut geschützt als Jungraupen den Winter. Im Frühjahr beginnt das große Fressen an den Blättern. Sie fressen das Gewebe zwischen den Blattadern und bleiben unter dem selbst gesponnenen Gespinst zusammen. Etwa im Juni beginnt ihre Verpuppung, meist in weißen, durchsichtigen Kokons. Wiederum in wenigen Wochen schlüpfen die Falter. Damit ist ein Entwicklungszyklus innerhalb eines Jahres abgeschlossen.
Große Schäden in Obstkulturen
Die Zwetschgen- und Traubenkirschengespinstmotte Yponomeuta padella und die Apfelbaumgespinstmotten Y. malinellus können bei starker Vermehrung in Obstkulturen große Schäden anrichten. Die grauweißen Falter schlüpfen von Juli bis August. Die Weibchen legen dann bis zu 80 Eier. Im Frühjahr fressen die Raupen zuerst die zarten Knospen, später minieren sie die ersten Blätter und beschädigen die Blüten. Immer mehr Blätter verschwinden dann unter den Gespinsten, die typischerweise mit Kotbröckchen durchsetzt sind. Bei starkem Befall kann es zu hohen Blattverlusten und zu einem totalen Ernteausfall kommen.
Gefahr für viele Laubbäume und Tannen
Vom Apfelbaum bis hin zur Weide – die gefräßigen Verpackungskünstler machen vor kaum einer Baumart Halt. Berühmt berüchtigt ist auch die Faulbaum*-Gespinstmotte Y. evonymelle. Ist ihr Gespinst in Gefahr, lassen sich die Raupen an einem Faden fallen, an dem sie später wieder zu ihrem Fressort hochklettern können. Die Tannennadelmotte Argyresthia fundella hat sich auf Tannen, vor allem die Weißtanne, spezialisiert. Sie miniert in den Nadeln und frisst sie aus. Sie fallen ab. Vorher sucht das Räupchen eine neue Nadel auf. Ihre Überwinterung erfolgt in der Mine in einem weißen Kokon, meist unterhalb einer gesunden Nadel. Im Garten präsentiert sich eine einzelne Tanne dann mitunter wie „gerupft“ und hat ihren eigentlichen Wert verloren.
* Prunus padus
Bekämpfung schwierig
Die Bekämpfung von Gespinstmotten ist wegen ihres guten Schutzes schwierig. Im eigenen Obstgarten hilft es, die Triebe beim Winterschnitt sorgfältig auf Gelege zu untersuchen. Durch Abbürsten oder Abkratzen kann der Befall vorzeitig eingedämmt werden. Im Frühjahr sollten die Bäume regelmäßig auf einzelne „minierte“ oder versponnene Blätter kontrolliert werden. Je früher und sorgfältiger die befallenen Blätter entfernt werden, desto weniger Blattverluste drohen später.
Im gewerblichen Obstanbau sind diese aufwändigen Maßnahmen nicht möglich. Bei starkem Befall müssen chemische Mittel eingesetzt werden. Den Faltern ist am besten zur Zeit der Eiablage beizukommen. Die Gelege können im Winter und die Raupen im frühen Frühjahr bekämpft werden, bevor sie ihr festes Gespinst gewebt haben.
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