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Wo überwintern welche Schädlinge? Quelle: Ilse Jaehner
20.02.2007
Haus & Garten

Fruchtmumien und Hexenbesen: Wo Schädlinge an Obstbäumen überwintern

Bis Ende Februar sollte man seine Obstbäume genauer auf Schädlinge und ihre Überwinterungsformen kontrollieren

Obstbaumschädlinge und –krankheiten kommen nicht aus dem Nichts. Sie überwintern an Gehölzen, größtenteils an ihren späteren Wirtspflanzen. Zahlreiche Überwinterungsformen sind mehr oder weniger leicht in den unbelaubten Kronen zu erkennen. Daraus ergeben sich Chancen für Pflanzenschutz-Vorsorge, insbesondere im Haus- und Kleingarten. Bis Ende Februar sollten beispielsweise Fruchtmumien, Hexenbesen oder Raupennester spätestens entfernt und so entsorgt sein, dass von ihnen keine Ansteckungsgefahr ausgehen kann. Im Erwerbsobstbau führt ein Befall zu wirtschaftlichen Schäden, so dass Spritzungen notwendig werden. Sie orientieren sich an den wirtschaftlichen Schadensschwellen.

Fruchtmumien – Hort verschiedener Schaderreger

Da sind zunächst einmal die Fruchtmumien. Das sind vertrocknete oder verschimmelte Früchte, in denen verschiedene pilzliche Krankheitserreger überwintern, die am Steinobst z. B. zur Fruchtfäule (Monilia) oder zum Kirschschorf führen.

Damit von ihnen im Frühjahr keine Infektionen ausgehen, müssen sie bis spätestens Ende Februar entfernt und sicher entsorgt werden - auf keinen Fall auf dem Kompost! Gefährdet sind auch einige Apfelsorten, vor allem fast alle Pflaumen- und Kirschbäume.

Hexenbesen – das Werk von Pilzen

Mit Hexenbesen hat man es zu tun, wenn einige Äste von Kirschbäumen dichte besenartige Büsche aufweisen. Ihre Blätter sind kleiner als die der gesunden Triebe, oft etwas rötlich und später an den Blattunterseiten mit feinem weißem Flaum versehen.

Schuld an dieser Fehlentwicklung ist ein Pilz, dessen Geflecht im Holz überwintert und im Frühjahr in die neuen Triebe und Blätter hineinwächst. Deshalb befallene Äste ein kurzes Stück hinter der Austriebsstelle von Hexenbesen absägen und die Wunde mit Baumwachs verschließen.

Beliebte Überwinterungsplätze für Schädlinge

Blattlausweibchen legen im Herbst ihre widerstandsfähigen Wintereier vor allem an jungen Trieben ab. Obstbaumspinnmilben (Rote Spinne) bevorzugen für ihre lang gezipfelten roten Wintereier das Fruchtholz, die Unterseiten der Zweige und Übergänge von altem zu neuem Holz. Frostspannerweibchen werden von den äußersten Zweigspitzen angezogen. Aus den dort abgelegten Eiern schlüpfen im zeitigen Frühjahr die kleinen Räupchen. Zwischen Flechten, in Rindenritzen und hinter Borkenschuppen überwintern in Kokons die Raupen des Apfelwicklers (Obstmade). Blutläuse bleiben in milden Wintern wie diesem in der Nähe der Wucherungen (Blutlauskrebs), die sie selbst verursacht haben. In den Nestern von Goldaftern, die an Zweigen hängen, warten die jungen Räupchen auf das erste frische Grün des Frühlings.

Beispiele für Schadensschwellen

Wenn beispielsweise 2 000 bis 5 000 rote, winzige Eier von Spinnmilben auf zwei Meter Fruchtholz gezählt werden, dann ist die Schadensschwelle erreicht. In einer Obstbaum-Plantage ist dies Anlass, sich Gedanken über eine rechtzeitige Bekämpfung zu machen.

Im Fall des Frühjahrs-Apfelblattsaugers liegt die Schadensschwelle schon bei 250 Eiern je zwei Meter Fruchtholz. Wenn die Knospen deutlich schwellen, bedeuten schon zwei Raupen des Frostspanners je Knospe erhöhte Alarmbereitschaft. Die hellgrünen Raupen mit einem dunkelgrünen Mittelstreifen, von je drei weißen Linien flankiert, zwängen sich in die Knospen.

Bekämpfungsbeispiele

Wenn z.B. im Garten erste Symptome eines Befalls durch saugende Insekten wie Schildläuse oder Spinnmilben auftreten, kann man diese mit einer Austriebsspritzung bekämpfen. Wirkstoffe sind Mineralöl, Rapsöl oder Neem. Bei Befallsgefahr bzw. nach Warndiensthinweis, steht eine Paste gegen den Apfelwickler zur Verfügung. Dabei wird ein Tropfen des Mittels auf einen Träger aufgebracht und in die Krone gehängt. Wenn die ersten Larven (Raupen) des Frostspanners, des wohl bekanntesten Schädlings der Obstgehölze - außer Pfirsich – , schlüpfen, kann ein Mittel mit dem Wirkstoff Bacillus thuringiensis gespritzt werden. Auch gegen verschiedene pilzliche Krankheitserreger stehen Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, um rechtzeitig Schaden zu begrenzen.