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Kirschfruchtfliege legt mit ihrem Legestachel ein Ei in eine Kirsche. Quelle: Bayer CropScience
14.06.2005
Haus & Garten

Erst die Kirschfruchtfliege - dann die Maden

Kirschen, von denen mehr als 2 Prozent madig sind, können nicht verkauft werden. Die Kirschfruchtfliege ist deshalb ein beachtliches Risiko für die Obstbauern.

Wenn das Barometer im Juni klettert, schlüpfen die Kirschfruchtfliegen aus ihren Erdpuppen. Die Fliegen messen einen halben Zentimeter, sind glänzend schwarz und leicht an dem gelben Schildchen zwischen den Flügeln zu erkennen. Zehn Tage nach dem Schlüpfen stechen sie mit ihrem Legestachel die gerade gelb und weicher werdenden Kirschen an. Was für den Hobbygärtner ein Ärgernis ist, bedeutet für den erwerbsmäßigen Obstbauer ein kaum lösbares Problem: Wer diesen Schädling nicht bekämpft, riskiert die gesamte Ernte. In Deutschland muss für eine Anwendung der zugelassenen Pflanzenschutzmittel eine Sondergenehmigung eingeholt werden.

Eine einzige Fliege kann durch ihre Eiablage drei Pfund Kirschen unbrauchbar machen

Die Kirschfruchtfliege ist ein Überlebenskünstler und vermehrt sich bei günstigen Bedingungen massenhaft. Bis zu drei Winter kann die Larve geschützt im Boden verbringen und ideale Bedingungen für ihren Hochzeitsflug abwarten. Ist das Insekt dann geschlüpft, legen die Weibchen bis zu 250 Eier, meistens ein Ei je Frucht, ab. Damit machen sie dieselbe Zahl an Kirschen unbrauchbar. Das sind immerhin drei Pfund Kirschen pro Fliege! Nach sechs bis acht Tagen schlüpfen die 6 mm langen Larven oder Maden, wie sie im allgemeinen Sprachgebrauch heißen. Sie fressen im Fruchtfleisch um den Kirschkern herum und verlassen etwa drei Wochen später die mittlerweile reifen Früchte durch ein kleines Loch in Stielnähe. Ihr Ziel ist der Boden. Durch Erdritzen dringen sie etwa drei Zentimeter tief ein.

Weiche Kirschen ohne Glanz

Kirschfruchtfliegen bevorzugen Süßkirschen, machen aber auch vor Schattenmorellen nicht Halt. Besonders gefährdet sind spät reifende Sorten, deren Kirschen sich bei der Eiablage gerade im richtigen Reifestadium befinden. Befallene Früchte sind weich und glanzlos, das Fruchtfleisch ist bräunlich. Bei starkem Befall lohnt die Ernte nicht, da die Kirschen wegen des fauligen Geschmacks noch nicht einmal zum Brennen taugen.

Was tun im Garten?

Wer rechtzeitig die befallenen Kirschen abpflückt und entsorgt, kann einer zu starken Vermehrung der Kirschfruchtfliege vorbeugen. Ein Pflanzenschutzmittel ist für den Garten nicht zugelassen. Mit gelben Leimtafeln kann man aber zumindest einen Teil der Fliegen auf den Leim locken. Diese Tafeln dienen dazu, den Befall zumindest zu begrenzen, aber auch, um im Erwerbsobstbau den optimalen Bekämpfungstermin mit chemischen Mitteln festzustellen. Mit einer Bodenbearbeitung unter den Kirschbäumen können die Fliegenpuppen dezimiert werden. Da spät reifende Kirschsorten anfälliger sind, erreicht man mit der Pflanzung frühreifer Sorten einen gewissen Schutz. Wildkirschen, Heckenkirschen und Schneebeeren in der Umgebung sollten möglichst gerodet werden. Sie sind Wirtspflanzen, von denen immer wieder neue Attacken auf die Kirschbäume geflogen werden.

Probleme im Erwerbsobstbau

Im Erwerbsobstbau kann nicht auf den chemischen Pflanzenschutz verzichtet werden. Behandelt wird in der Regel kurz nach Beginn des Hochzeitsflugs. Die Fliegen müssen bekämpft werden, bevor sie die Eier in den Früchten ablegen können. Der optimale Bekämpfungstermin hängt von den Temperaturen, dem Fliegenschlupf und dem erwarteten Erntezeitpunkt der Kirschen ab. Eine Bekämpfung der Fliege ist aber nur dann erfolgreich, wenn dies großräumig und regelmäßig geschieht. Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Denn zurzeit können die Obstbauern nur mit einer Sondergenehmigung Spritzmittel mit dem Wirkstoff Dimethoat erwerben. Manch einer scheut den Aufwand und riskiert damit, dass die Kirschfruchtfliege schon bald, und dies unter Umständen nachhaltig, die Oberhand gewinnt.