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 Für den umweltschonenden pfluglosen Ackerbau ist Glyphosat ein wichtiges Hilfsmittel, um die Verunkrautung im Griff zu behalten. Foto: Matthias Wiedenau
08.11.2011
Forschung & Technik

Wissenschaftler betonen Nutzen des Glyphosat-Einsatzes

Zulassungsbehörden sehen keine neue Sachlage

Glyphosat führe zu mangelernährten Pflanzen, einer Zunahme von Pflanzenkrankheiten und zu deutlichen Ertragsverlusten. So die Thesen des emeritierten amerikanischen Wissenschaftlers Don Huber während einer Vortragsreise durch Deutschland im Oktober 2011. Doch mittlerweile steht Huber mit seinen Äußerungen in der Kritik. Renommierte Wissenschaftler, die Bundesregierung und deutsche Zulassungsbehörden sehen keine Gründe, von der gesundheitlichen Bewertung des mehr als 30 Jahren in der Landwirtschaft bewährten Herbizids abzuweichen. Beim Verzicht auf Glyphosat müssten zudem Unkräuter verstärkt mit anderen Herbiziden und mit vermehrtem Pflügen kontrolliert werden.

Der emeritierte Pflanzenpathologe bezeichnete den Einsatz des Breitbandherbizids als „Katastrophenfall“. Er bezieht sich dabei auf eigene Versuche mit gentechnisch veränderten, glyphosat-toleranten Pflanzen. Dabei habe er einen neuen Krankheitserreger entdeckt, der die Pflanzen schädige. Bei Tieren, die mit diesen Pflanzen gefüttert wurden und die Fehlgeburten hatten oder unfruchtbar waren, sei der Erreger ebenfalls gefunden worden. 

Die angesehene American Phytopathological Society kritisierte, dass es für Hubers Behauptungen keine nachprüfbaren Belege gäbe. Seine Kollegen von der Purdue University wandten sich ebenfalls gegen die Thesen des emeritierten Professors. Es gebe keine Hinweise auf eine generelle Zunahme von Pflanzenkrankheiten und dadurch verursachte Ernteverluste. Dort, wo tatsächlich vermehrt Pflanzenkrankheiten aufgetreten seien, könnte auch die Zunahme bodenschonender Anbauformen wie der pfluglosen Bodenbearbeitung die Ursache sein. Wo wenig oder gar nicht mehr gepflügt werde, könnten krankheitsauslösende Bakterien oder Pilze besser überleben. Landwirte sollten sich bei ihren Entscheidungen „nicht durch sensationsheischende Behauptungen, sondern von Fakten leiten lassen.“ Bei bestimmungsgemäßer und sachgerechter Anwendung sind durch den Einsatz glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier zu erwarten. 

Hubers Äußerungen befeuerten die öffentliche Diskussion um das Herbizid in Deutschland. Auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen stellte die Bundesregierung fest, dass es keinen Handlungsbedarf gebe. Ähnlich wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Oktober 2010 und das Bundesinstitut für Risikoforschung im Juli 2011 sah die Bundesregierung keine relevanten neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die die gesundheitliche Bewertung des Wirkstoffs Glyphosat in Frage stellten.  

Fragwürdige Forschungsmethoden kein Argument für Zulassungsstopp

In Deutschland fordern Bündnis 90/Die Grünen und verschiedene Umweltorganisationen eine sofortige Aussetzung der Zulassung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel. Sie berufen sich dabei auch auf eine Studie des argentinischen Embryologen Andre Carrasco. Dieser hatte Glyphosat direkt in Froschembryonen injiziert und die daraus resultierenden schweren Missbildungen der Frösche als Beweis gewertet, dass Glyphosat auch die menschliche Embryonalentwicklung stören kann. Er führt Missbildungen bei Kindern in argentinischen Sojaanbaugebieten auf den Glyphosateinsatz zurück. Wissenschaftlich sind diese Versuche und Schlussfolgerungen umstritten. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das in Deutschland für Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln zuständig ist, schrieb im Oktober 2010, die Studienergebnisse von Carrasco hätten aufgrund methodischer Schwächen und fehlender Daten „keine Relevanz für die gegenwärtige Risikobewertung von Glyphosat für den Menschen“.

Glyphosat unterstützt bodenschonende Anbauverfahren

Eine aktuelle Studie des Instituts für Agribusiness in Gießen zeigt, dass ein Zulassungsstopp für Glyphosat dazu führen würde, dass deutlich mehr gepflügt und verstärkt andere Herbizide eingesetzt werden müssten. Das Herbizid wird als Standardmaßnahme in der pfluglosen Bodenbearbeitung auf einem Drittel der Ackerflächen in Deutschland eingesetzt.

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