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Junge Zuckerrübenpflänzchen entwickeln sich langsam und hätten gegen Unkräuter keine Chance.. Foto: KWS SAAT AG
21.08.2012
Forschung & Technik

Weniger Pflanzenschutzmittel beim gv-Zuckerrübenanbau notwendig

Die resistente Rübe schont Umwelt und Ressourcen

Zuckerrüben entwickeln sich nach ihrer Saat im Frühling sehr langsam. Unkräuter wachsen meist schneller und „rauben“ ihnen Licht, Wasser und Nährstoffe. Würden sie nicht intensiv bekämpft, ginge der Rübenertrag um etwa 75 Prozent zurück. Beim Anbau gentechnisch veränderter (gv) Zuckerrüben können die Unkräuter einfacher und umweltverträglicher beseitigt werden. In den USA bauen Landwirte die gv-Rübe bereits auf 95 Prozent der Zuckerrübenfläche erfolgreich an. Die Europäische Union (EU) hingegen zögert die Anbauzulassung für gv-Pflanzen weiterhin hinaus.

Situation im konventionellen Zuckerrübenanbau

Üblicherweise sind beim Anbau der Rüben drei bis fünf Behandlungen notwendig. Dabei kommen meist vier bis sieben verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz. Kosten für Herbizide, Zeitaufwand sowie für Maschinen- und Treibstoffeinsatz müssen einkalkuliert werden. Es ist für die heimischen Erzeuger – nach dem Ende der EU-Zuckermarktordnung – nicht gerade leichter geworden, mit dem günstigeren Rohrzucker auf dem Weltmarkt zu konkurrieren.

Vorzüge der herbizidtoleranten gv-Zuckerrübe

Die gv-Zuckerrübe nützt besonders den Landwirten und der Umwelt: Zur Bekämpfung verschiedener Unkräuter genügt ein einziges Breitbandherbizid, und die Anzahl der Behandlungen, die nach dem Schadschwellenprinzip nur bei Bedarf durchgeführt werden, geht zurück. Das wurde möglich, weil es dem Züchtungsunternehmen KWS Saat AG gelang, ein Gen aus einem Bodenbakterium in eine Zuckerrübe einzusetzen. Die so entstandene gv-Zuckerrübe H7-1ist resistent gegen das Breitbandherbizid Glyphosat, auch als „Roundup“ bekannt. Der Wirkstoff kann den Rüben nichts anhaben, während die Unkräuter absterben, weil das Herbizid die Synthese bestimmter Aminosäuren in allen grünen Teilen der Konkurrenzpflanzen blockiert. Im Boden ist das Glyphosat schon nach etwa einem Monat abgebaut und seine Wirkung auf Vögel, Fische und andere Lebewesen ist im Vergleich zu anderen Herbiziden gering.

In jedem Fall spielt das richtige Resistenzmanagement durch Fruchtfolgen, bei denen andere herbizide Wirkstoffe zum Einsatz kommen, eine entscheidende Rolle. Das gilt für konventionell gezüchtete Pflanzen und in besonderem Maß bei gv-Pflanzen. 

gv-Zuckerrübe überzeugt Landwirte in den USA

Im Jahr 2005 wurde die gv-Zuckerrübe in den USA zugelassen. 2010 standen die herbizidresistenten Zuckerrüben bereits auf einem Großteil der Zuckerrübenanbaufläche. Im gleichen Jahr hat ein US-Gericht – nach Klagen von Umwelt- und Verbraucherorganisationen – die Anbauzulassung ausgesetzt und eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung durch die Landwirtschaftsbehörde USDA verlangt. Ergebnis dieser Prüfungen der Behörde: Im Hinblick auf ihre Umweltauswirkungen gibt es keine Unterschiede zwischen gv- und konventionellen Zuckerrüben. Seit Juli 2012 ist in den USA der Anbau von gv-Zuckerrüben wieder ohne Einschränkungen erlaubt, und er liegt bei etwa 95 Prozent. Im Jahr 2010 waren das rund 470 000 Hektar. 

Stillstand bei der Gentechnik-Politik in Europa

In Europa geht derzeit nichts voran. Der kommerzielle Anbau von gv-Zuckerrüben ist hier verboten. Ein Zulassungsantrag wurde gestellt, die Entscheidung liegt noch in weiter Ferne. Gegensätzliche Bewertungen der Mitgliedstaaten blockieren Entscheidungen. Allerdings: die Einfuhr von Zucker aus gv-Rüben und von Rübenschnitzeln ist erlaubt. Chemisch betrachtet gibt es keinen Unterschied, ob Zucker aus konventionellen oder gentechnisch veränderten Zuckerrüben gewonnen wurde, dennoch besteht Kennzeichnungspflicht.

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