22.04.2008

Hoffnung für Kartoffelbauern

Gegen Kraut- und Knollenfäule „wächst kein Kraut“, aber eine resistente Kartoffelsorte

Kartoffelanbauer fürchten ihn: Der Pilz Phytophthora infestans, der Erreger der Kraut- und Knollenfäule, verursacht weltweit Ertragseinbußen von etwa 20 Prozent. Züchter hoffen nun, dass eine neue Kartoffelsorte dauerhaft gegen den gefährlichen Erreger resistent bleibt. Sie verfügt dank gentechnischer Methoden über zwei schützende Gene einer südamerikanischen Wildkartoffel.

Doppelt resistent hält besser

Dabei gingen die Wissenschaftler so vor: Zunächst suchten sie unter Wildkartoffeln nach Rassen, die von Natur aus eine hohe Resistenz gegenüber dem Erreger der Kraut- und Knollenfäule aufweisen. Bei der südamerikanischen Wildkartoffel Solanum bulbocastanum wurden sie fündig. Sie bestimmten zunächst die Gene, die diese Sorte gegen Phytophthora infestans widerstandfähig machen. Anschließend isolierten sie diese und brachten sie auf gentechnischem Wege in die Kultursorte ein. Da Phytophthora bislang nach kurzer Zeit Resistenzen immer wieder überwinden konnte, haben die Züchter gleich zwei Resistenzgene eingebaut. Diese "doppelte" Resistenz soll einen nachhaltigeren Schutz vor der Krankheit bieten.

Eine ähnliche Strategie verfolgen auch konventionelle Züchter. Sie kreuzen die Resistenz-Erbanlagen aus Wildkartoffeln in Kultursorten ein. Dabei gelangen aber auch unerwünschte Gene in die Kultursorte, etwa solche, die die Erträge deutlich sinken lassen. Diese Gene müssen dann wieder herausgezüchtet werden, ohne dass die Resistenzeigenschaften verloren gehen. Da Vererbung ein höchst komplexer Vorgang ist, ist das schwierig und zeitaufwendig. Nach über 50-jähriger Züchtung ist bislang keine Sorte gefunden worden, die Phytophthora- Resistenz mit der agronomischen Leistungsfähigkeit moderner Kartoffelsorten vereint.

Markteinführung geplant

In Gewächshausversuchen haben die neuen resistenten Kartoffeln ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen. Seit 2005 werden sie in Schweden, den Niederlanden, der Tschechischen Republik, Großbritannien und Deutschland auch im Freiland mit großem Erfolg getestet. Vor ihrer Markteinführung muss die Kartoffel jedoch den aufwendigen Zulassungsprozess der EU für gentechnisch veränderte Pflanzen durchlaufen.