Nachhaltiges Unkrautmanagement ist eine Investition in die Zukunft
Wer hochwertige und gesunde Nahrungs- und Futtergetreide erzeugen will, braucht einen sauberen und unkrautfreien Getreidebestand. Eine sachgerechte Kulturführung hilft, Wasser und Nährstoffkonkurrenz sowie den Infektionsdruck verschiedener Getreidekrankheiten wie Mehltau oder Fusarien, die gefährliche Pilzgifte (Mykotoxine) bilden, zu vermindern. Weil aber Unkräuter wie Ackerfuchsschwanz, Ackerwindhalm, Weidelgräser oder auch Kamille gegenüber wichtigen Getreideherbiziden zunehmend resistent werden, wird es immer schwerer, den Bestand unkrautfrei zu bekommen. Das betrifft inzwischen alle verwendeten Herbizidklassen weltweit.
Um die Entwicklung zu verlangsamen braucht man genaue Kenntnisse über Unkrautflora, Bekämpfungsmöglichkeiten, vorhandene Resistenzen und über Resistenzmechanismen.
Resistenz: Viele Möglichkeiten zum Überleben
Zu wenig Abwechslung bei der Wirkstoffauswahl führt mit der Zeit durch natürliche Selektion überlebender Unkräuter zu einer Resistenzentwicklung. Analysen spezialisierter Labors schaffen schnell Klarheit über Resistenzen und ihre Mechanismen auf betroffenen Feldern. Die DNA von Blattproben überlebender Pflanzen wird dafür auf bestimmte natürliche Mutationen untersucht. Auf dieser Basis kann der Landwirt Möglichkeiten für einen langfristigen Bekämpfungserfolg ausloten. Es gibt zwei Gruppen von Herbizidresistenzmechanismen: Die erste Gruppe umfasst natürliche Mutationen direkt in dem Enzym, das vom Herbizid blockiert wird. Sie werden als Target-site-Resistenzen (TSR) bezeichnet und können in den wichtigsten Unkrautarten genetisch nachgewiesen werden. Sie lassen sich zuverlässig einzelnen chemischen Herbizidklassen zuordnen.
Die zweite Gruppe umfasst ein breites Spektrum verschiedener Resistenzmechanismen. Dazu gehört zum Beispiel der Abbau des Herbizids innerhalb der Pflanze durch Enzyme oder eine verminderte Herbizidaufnahme durch die Pflanze. Diese verschiedenen Resistenzmechanismen werden vereinfachend unter dem Begriff non-Target-site-Resistenzmechanismen (nTSR) zusammengefasst. Ihnen kommt nach dem derzeitigen Stand der Forschung die wiederholte Anwendung von Herbiziden zugute, vor allem wenn sie – gegen die Anwendungsempfehlung – zu niedrig dosiert und nicht an das Wuchsstadium der Unkräuter angepasst sind. Letztlich sind aber nahezu alle bekannten Resistenzmechanismen hoch spezifisch und vermitteln eine Resistenz nur gegenüber einer einzigen Herbizidklasse. Oft genügt der Wechsel der Herbizidklasse, um eine resistente Pflanze problemlos zu kontrollieren.
Abwechslung, der Schlüssel zur erfolgreichen Resistenzbekämpfung
Auch, wenn noch keine Resistenzen aufgetreten sind, ist es wichtig, eine möglichst breite Palette verschiedener Unkrautkontrollmaßnahmen zu nutzen: Eine abwechslungsreiche Fruchtfolge, mechanische Unkrautbekämpfung wie pflügen oder striegeln kombiniert mit unterschiedlichen Herbizidklassen versprechen Erfolg. Häufiger Fruchtwechsel vermindert den Konkurrenzdruck durch besonders gut angepasste Unkrautarten und ermöglicht es, mechanische Kulturmaßnahmen stärker zu variieren. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass in abwechslungsreichen Fruchtfolgen ein breiteres Herbizid-Spektrum eingesetzt werden kann. Ein Wechsel zwischen verschiedenen Sommerungen und Winterungen ermöglicht verschiedene Wirkstoffe nicht nur innerhalb eines Jahres, sondern angepasst an die gesamte Fruchtfolge rotierend auszubringen. Ein idealer Arbeitsplan sieht so aus: Totalherbizide vor- und Vorauflaufherbizide kurz nach der Saat, Herbst oder Frühjahrsapplikation mit gezielt wirksamen Herbiziden, kombiniert mit mechanischer Unkrautkontrolle. So lässt sich der Unkrautdruck auch auf Feldern mit resistenten Unkräutern dauerhaft senken. Das ist eine wichtige Voraussetzung für sichere, gesunde und qualitativ hochwertige Ernten.
Da mittelfristig keine neuen Herbizidwirkstoffklassen verfügbar sein werden, müssen die vorhandenen Herbizide so lange wie möglich wirksam bleiben. Will man weiteren Resistenzen und ihrer Ausbreitung vorbeugen, ist es notwendig, die Herbizidwirkung durch geeignete Kulturmaßnahmen zu unterstützen.
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