27.07.2005

Grüne Gentechnik IV – Chancen für die Landwirtschaft

Weltweit nutzt die Landwirtschaft in 17 Ländern die Grüne Gentechnik kommerziell. In fünf Ländern beträgt die Fläche mehr als eine Million Hektar.

Die führenden Länder beim Anbau gentechnisch veränderter Kulturpflanzen sind die USA, Argentinien, aber auch Kanada und mit stark zunehmendem Trend Brasilien und China. Zu den Top Ten zählen außerdem Paraguay, Südafrika, Indien und Australien. In Europa nutzen bisher in größerem Umfang Rumänien – 100 000 Hektar mit Sojabohnen – und Spanien – 60 000 Hektar mit Mais – gentechnisch veränderte Pflanzen (GV-Pflanzen). In Deutschland wird nur auf einer insgesamt kleinen Fläche Bt*-Mais zur Erprobung angebaut.

Die Gentechnik bietet viele neue Möglichkeiten für die Landwirtschaft, wie in den bisherigen Gentechnik-Folgen dargestellt. Außerdem lässt sich z. B. die Wirtschaftlichkeit des Pflanzenbaus verbessern, man kann Maßnahmen gegen die Bodenerosion unterstützen und eigentlich ungeeignete Flächen für die Landbewirtschaftung gewinnen.

Tests in China: Wirtschaftlicher mit Bt-Reis

In China wurden 2004 auf knapp 4 Millionen Hektar GV-Pflanzen angebaut. Dabei handelte es sich bisher vorwiegend um Baumwollsorten. Inzwischen hat man aber auch gentechnisch veränderten Reis, den so genannten Bt-Reis in der landwirtschaftlichen Praxis getestet. Im Vergleich zum konventionell erzeugten Reis fiel der Ertrag des Bt-Reises um 3,5 Prozent leicht höher aus. Mehr Gewicht hatte der verringerte Aufwand für Pflanzenschutzmittel. Das heißt, sie wurden in geringeren Mengen angewendet, die Arbeitszeit für diese Maßnahmen verkürzte sich und die Kosten sanken. Insgesamt entwickelte sich die Wirtschaftlichkeit des Reisanbaus also positiv. Wie Experten vermuten, werden diese Ergebnisse dem gentechnisch veränderten Reis in China zum Durchbruch verhelfen und dies in großem Maßstab.

Der Bodenerosion entgegenwirken

Seit den späten 80er Jahren wurde die größte und zugleich fruchtbarste landwirtschaftliche Region Argentiniens, die Pampa, zunehmend durch Bodenerosion geschädigt. Auf der Hälfte der Fläche, auf etwa 2,5 Mio. Hektar, gingen die Erträge um mindestens ein Drittel zurück.

Zur Lösung des Problems bot sich die pfluglose Bearbeitung an. Hierbei wird das Saatgut ohne vorheriges Pflügen eingesät. Die Bodenstruktur bleibt erhalten, die Pflanzen und Pflanzenreste bedecken das ganze Jahr den Boden. Dadurch wird weniger Boden durch Wind oder Regen abgetragen. Aber – ohne Pflügen treten in großen Mengen Unkräuter in der Kultur auf. Sie sind eine starke Konkurrenz für die Sojabohnen Glycine max, wenn es um Boden, Licht und Wasser geht. Die Erträge sinken. In dieser Situation erwiesen sich herbizidtolerante Sojapflanzen als Lösung. So können moderne Herbizide, die nur kurze Zeit in der Umwelt verbleiben und im Boden schnell abbauen, angewendet werden. Sie bekämpfen fast alle Unkräuter, ohne den gentechnisch veränderten Sojapflanzen zu schaden. Diesen wurden Gene eingepflanzt, die die Bildung bestimmter Eiweiße veranlassen. Sie wandeln das Herbizid sofort in eine für die Pflanzen ungefährliche Substanz um.

Mit der pfluglosen Bodenbearbeitung wurde nicht nur die Bodenerosion vermindert. Die Landwirte sparten gleichzeitig 20 Prozent der Maschinenzeiten zur Feldbearbeitung. Je Hektar wurden so auch 10 Liter Treibstoff weniger benötigt.

Neue Ackerflächen gewinnen

Mit Hilfe der Gentechnik wird es möglich sein, salz- und dürretolerante Pflanzen zu züchten. Mit ihnen können Flächen in Kultur genommen werden, die bisher als untauglich gelten. Bestimmte Wildpflanzen verfügen über eine genetisch vorgegebene Salztoleranz, die auf die Kulturpflanzen übertragen werden kann. Andererseits gibt es Wüstenpflanzen, die in der Lage sind, Dürreperioden zu überstehen. Mit den Genen, die diese Eigenschaften tragen, könnten Kulturpflanzen mit weniger Wasser die gleichen Erträge bringen, wie bewässerte Pflanzen, was z. B. weltweit immerhin auf 16 Prozent der Getreideflächen notwendig ist. In Kanada ist eine Tomatensorte gezüchtet worden, mit der Böden entsalzt und damit für die Landwirtschaft wieder nutzbar gemacht werden können.

Bewertung der Sicherheit beim landwirtschaftlichen Anbau

Weltweit liegen über 10-jährige Erfahrungen mit dem kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Kulturpflanzen vor. Auch der Verwendung des Ernteguts dieser Pflanzen für die menschliche Ernährung, die Verfütterung oder industrielle Verwertung zeigen, dass diese als genauso sicher wie konventionell gezüchtete Sorten angesehen werden können. Dies trifft auch für ihren Einfluss auf die Umwelt zu.