feldtage.jpg
Rund 21 000 Besucher kamen zu den Feldtagen 2010. Quelle: Matthias Wiedenau
15.07.2010
Forschung & Technik

Die CeBIT des modernen Ackerbaus

Ein Fenster zur Zukunft der Landwirtschaft öffneten die DLG-Feldtage 2010

Alle zwei Jahre im Juni wird in Deutschland ein Acker in ein landwirtschaftliches Ausstellungsgelände verwandelt. 2010 trafen sich 21 000 Landwirte in Springe bei Hannover, um die neuesten Entwicklungen der 300 Aussteller zu begutachten. Autonome Feldroboter, Energiepflanzen, neue Pflanzensorten, verbesserter Pflanzenschutz, effiziente Düngung oder die Chancen der Gentechnik – ein Muss für zukunftsorientierte Pflanzenbauprofis.

„Den großen globalen Herausforderungen kann nur eine hochproduktive Landwirtschaft begegnen, die neueste technologische Fortschritte und Methoden anwendet“, erklärte der Präsident der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) Carl-Albrecht Bartmer. Was er darunter versteht, war auf den Feldtagen vom 15. bis zum 17. Juni 2010 auf dem Rittergut Bockerode bei Hannover zu sehen.

Innovationen: gut für Landwirte, Verbraucher und Umwelt

Landwirte aus dem In- und Ausland informierten sich über den aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschung, Gesetzgebung und Produktentwicklungen. Mit ihrem neuen Wissen können die Profis Ressourcen noch effizienter einsetzen. Ziel aller Neu- und Weiterentwicklungen ist es, dem Verbraucher sichere und hochwertige Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können. Auch die Umwelt profitiert: Eine fortschrittliche Landwirtschaft nutzt den Boden, den knappsten aller Produktionsfaktoren, so effektiv wie möglich und schont die Umwelt.

Technik fasziniert

Maschinenvorführungen sind ein Besuchermagnet. GPS-unterstützte Düngerstreuer oder Pflanzenschutzgeräte fahren auch nach 18 Stunden Einsatz noch millimetergenau. Da kommt der Mensch nicht mit. Im Informationszentrum „Feldroboter“ zeigte die neueste Generation der Feldroboter ihr Können auf einem anspruchsvollen Parcours: Sie mussten sich selbst orientieren, fortbewegen und Aufgaben lösen, zum Beispiel Unkrautpflanzen erkennen. Die Experten setzen große Hoffnungen in diese Technik. In wenigen Jahren werden sie, so hoffen ihre Erbauer, Unkräuter beseitigen oder als Erntehelfer in Gemüsekulturen mitarbeiten. Robotertechnik soll in Zukunft ein wichtiges Standbein für den landwirtschaftlichen Hochtechnologie-Standort Europa werden.

Auf Holperstrecke bei hohem Tempo ins Schwarze treffen

Wie können Pflanzenschutzmittel sicher, sauber und schnell ausgebracht werden? Das war ein weiterer Ausstellungsschwerpunkt. Eine Lösung sind Hightech-Düsen, die die Spritzbrühe auch bei hohen Fahrgeschwindigkeiten schnell, sicher und genau dosiert auf die Zielflächen bringen. Ihre Stabilität und Balancefähigkeit mussten verschiedene Pflanzenschutzgeräte auf einer extrem unebenen Holperstrecke durch einen Weizenacker beweisen. Je weniger ein ausgeklapptes Gestänge inklusive Düsen schwingt, desto zielgenauer treffen die Mittel auf die Pflanzen. Bei Arbeitsbreiten um die 30 Meter ist das nicht ganz einfach. Fazit der Prüfer: „Die Maschinen haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert.“

Innovative Pflanzenschutzmittel entfalten ihr Potenzal. Zum Beispiel wirkt ein neu entwickeltes Produkt nicht nur gegen bestimmte Schaderreger, sondern fördert auch Vitalität und Stresstoleranz der Pflanze. Das verzögert ihre Alterung und ermöglicht höhere Erträge.

Im Themenzentrum „Grüne Gentechnik“ stellten Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verbänden Chancen und Grenzen der Grünen Gentechnik zur Diskussion. Damit bot sich den Besuchern eine Möglichkeit zur Meinungsbildung auf dem neuesten Stand der Erkenntnis.

Seit das Erneuerbare Energien Gesetz einen regelrechten Boom für nachwachsende Rohstoffe ausgelöst hat, sprießen Biogas-Anlagen aus dem Boden, die mit Energiepflanzen gefüttert werden wollen. Auf den Feldtagen waren neben dem Mais auch Durchwachsene Silphie, Hirse und Ackergras zu sehen. Diese und eine Vielzahl weiterer Energiespender sollen uns zukünftig mit Wärme und Strom versorgen. Ganz neu ist das nicht: Energie vom Feld liefern unsere Kulturpflanzen schon seit vielen Jahren. Aber ihr Potenzial wird immer besser genutzt. Hier sind noch große Fortschritte in der Pflanzenzüchtung zu erwarten, da das Züchtungsziel „Energiepflanze“ erst seit wenigen Jahren intensiv verfolgt wird.