Über ein zugegeben außergewöhnliches Thema referierte Professor Dr. Tim R. Gottwald, Leiter der Pflanzenpathologie des US-Landwirtschaftsministeriums aus South Rock Road, im „Future Lab“ der FRUIT LOGISTICA 2018 Anfang Februar in Berlin. Professor Gottwald berichtete über die langjährigen Forschungen, mit Hilfe von Hunden Pflanzenkrankheiten aufzuspüren und zu identifizieren.
Pflanzenkrankheiten auf der Spur
Das Riechvermögen von Hunden ist acht bis zwölf Mal stärker als das von Menschen. Dieser Geruchssinn ist vor 700 Millionen Jahren ausgeprägt worden. Hunde sind zum Beispiel in der Lage, einen Tropfen Blut in einer Wassersmenge von 25 Olympia-Schwimmbecken zu riechen. Bekannt ist, dass Spürhunde zum Aufspüren von Drogen, Sprengstoff und sogar Krebskrankheiten beim Menschen eingesetzt werden.
Seit 17 Jahren arbeitet Professor Gottwald mit Kooperationspartnern daran, vor allem Viren- und Bakterienkrankheiten mit der Hilfe von Hunden frühzeitig zu erkennen. Im Zentrum der Untersuchungen stehen die durch den Asiatischen Zitrusblattfloh übertragene Bakterienkrankheit Huanglongbing (gelber Drache), auch Citrus Greening genannt, die alle Zitrus-Arten wie Orangen, Zitronen, Limetten und Grapefruits bedroht, sowie der Zitruskrebs und die Sharka-Krankheit bei Pfirsich, Pflaume und Mandel. Die Krankheiten werden mit einer Genauigkeit bis 99 Prozent von den Hunden erkannt. Als Spürhunde werden überwiegend Schäferhunde eingesetzt. Genauso erfolgreich ist aber auch ein Spürhund der Rasse English Springer Spaniel. Die Hunde stammen von europäischen Züchtern.
Die erkrankten Pflanzen sondern spezielle, flüchtige Verbindungen aus ober- und unterirdischen Pflanzenteilen ab, die die Hunde aufspüren. Bereits innerhalb einer bis zwei Wochen nach der Infektion sind sie für die Hunde erriechbar. Zu diesem Zeitpunkt ist die Krankheit mit PCR, der molekular biologischen Diagnostik, noch nicht nachweisbar. Es werden so geringe Mengen an Verbindungen aufgespürt, die mit einem Massenspektrometer nicht messbar waren. Es war sogar möglich, kranke, unbelaubte Gehölze in der Winterruhe aufzuspüren.
Weniger als zwei Sekunden brauchen trainierte Hunde, um einen erkrankten Baum zu identifizieren. Die Hunde können auch auf weitere Virus-Krankheiten an Kirschen, Gemüse, Weinreben oder Maniok und schließlich auch auf pilzparasitäre Krankheiten abgerichtet werden. Die exakte Früherkennung der Schaderreger hat bei der Pflanzenvermehrung in Baumschulen, aber auch bei der Pflanzenquarantänekontrolle eine besondere Bedeutung, um das Einschleppen und Verbreiten gefährlicher Krankheiten zu verhindern. Die Forschung ist weit fortgeschritten und umfangreiche Daten belegen die exakten Forschungsergebnisse.
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