 
  Demnächst Pflanzen mit Hüftspeck?
Wissenschaftler wollen Pflanzen züchten, die Nährstoffdepots für schlechte Zeiten anlegen können
Wissenschaftler der Uni Hohenheim und der Carnegie Institution in Stanford (USA) haben einen Mechanismus entdeckt, der die Stickstoffaufnahme von Pflanzen regelt. Ist die Pflanze „hungrig“, forciert er die Nährstoffaufnahme; ist sie hingegen „satt“, veranlasst er die Pflanze, die Nahrungsaufnahme einzustellen.Tunnelförmige Proteine in den Zellmembranen sind nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler das Eingangstor für die Stickstoffform Ammonium in das Pflanzeninnere. Ist der Stickstoffhunger gestillt, sendet die Zelle Signalmoleküle an die Proteine und der Tunnel schließt sich. Die Forscher arbeiten nun daran, das „Völlegefühl“ außer Kraft zu setzen. So ließen sich zukünftig Pflanzen züchten, die Nährstoffreserven für schlechte Zeiten anlegen könnten.
Hüftspeck bei Menschen entspricht zwar nicht dem gängigen Schönheitsideal, hat aber die biologische Funktion, dem Menschen über Nahrungsmangelphasen hinwegzuhelfen. So ein Mechanismus wäre auch für Pflanzen wünschenswert. Acker- oder Gartenkulturen würden damit bei ungünstigen Bedingungen besser gedeihen. Pflanzen leiden zum Beispiel unter Trockenheit, denn ohne Wasser im Boden können sie Nährsalze weder lösen noch über die Wurzeln aufnehmen. Auch bei zuviel Regen oder kühlen Temperaturen gibt es häufig Mangelsituationen. Mit Hilfe eines Nährstoffdepots könnten die Kulturen diese überbrücken. Das wäre ein Beitrag zu Sicherung und zur besseren Kalkulierbarkeit der Erntemengen. Einen weiteren positiven Effekt erhoffen sich die Forscher für die Umwelt. Die Neuzüchtungen sollen den Stickstoff wie ein Schwamm aufsaugen, so dass er selbst bei einem Überangebot im Boden nicht ins Grundwasser ausgewaschen würde.
 
  