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Die Neujahrsbrezel und der Neujahrskranz gehören zum Sinn- und Bildgebäck, das zu besonderen Feiertagen gebacken wird. Foto: Wikipedia
29.12.2023
Umwelt & Verbraucher

Alte Bräuche zum neuen Jahr

Neues Jahr, neues Glück

Ein neues Jahr steht vor der Tür. Die Menschen möchten das alte Jahr hinter sich lassen, Vorsätze für das neue Jahr fassen und einen „Neubeginn“ wagen. Viele Bräuche und Traditionen ranken sich um den Jahreswechsel, Silvester und Neujahr. Doch davon abgesehen, dass nicht alle Menschen auf der Welt das neue Jahr am 1. Januar feiern, feiern sie es auch ganz verschieden mit unterschiedlichen Ritualen.

Warum feiern wir eigentlich am 31. Dezember Silvester und am 1. Januar Neujahr? Das kommt daher, dass wir seit dem Jahr 1582 den gregorianischen Kalender verwenden, der den bis dahin gültigen julianischen Kalender ablöste. Das ist aber nicht überall so. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich unterschiedliche Kalendersysteme auf der Welt entwickelt. In den verschiedenen Religionen, Ländern und Kulturen wird der erste Tag im neuen Jahr an unterschiedlichen Tagen begangen. Das Neujahrsfest im Islam wird umgerechnet auf den gregorianischen Kalender am 8. Juli 2024 gefeiert, die Juden feiern ihr Neujahrsfest, Rosch Haschana, vom 2. bis 4. Oktober 2024. Beide orientieren sich an den Mondjahren. Im Iran wird das altpersische Neujahrsfest Nouruz zur Tag- und Nachtgleiche am 20. März 2024 gefeiert und zieht sich über mehrere Tage hin. Die Chinesen feiern ihr Mond-Neujahrsfest Chunjie am 10. Februar 2024.

Glück, Reichtum und Gesundheit …

Das neue Jahr soll Glück, Reichtum und Gesundheit bringen, die bösen Geister des alten Jahres müssen ausgetrieben werden. Grundsätzlich ist dieser Wunsch überall derselbe. Gefeiert wird aber unterschiedlich: In manchen Regionen Deutschlands wird an Neujahr mit Kanonen geschossen. Die lauten Schüsse sollen ebenso wie die Böller um Mitternacht die bösen Geister austreiben. In Baden-Württemberg ist das Neujahrsgebäck in Form von Brezeln, Kränzen, Hörnchen und kleinen Männlein verbreitet. Alle diese Leckereien sind „Gebildbrote“ und gehören zum Sinn- und Bildgebäck. Sie haben Zöpfe oder Schleifen und sind reich verziert und verschnörkelt. Die Neujahrsbrezel hat dabei eine besondere Bedeutung. Ohne Anfang und ohne Ende symbolisiert sie die Unendlichkeit und gilt als Glücksbringer. In einigen Orten im Schwarzwald und der angrenzenden Schwäbischen Alb im Zollernalbkreis, wie zum Beispiel Ettenheim, Heitersheim, in der Ortenau, Offenburg, Hechingen oder Bad Teinach-Zavelstein findet am ersten Januar das Neujahrsbrezelschießen statt, bei dem der Sieger die große Neujahrsbrezel erhält.

… und gute Vorsätze zum neuen Jahr

In einigen Regionen Bayerns wie Allgäu und Niederbayern oder auch in Österreich in Südtirol gibt es das „Neujahrsschreien“, bei dem die Kinder am Neujahrsmorgen bis zum 12-Uhr-Läuten durch das Dorf ziehen und einen Neujahrsspruch aufsagen. Das Neujahrsschwimmen ist ein Brauch, der sich über ganz Deutschland erstreckt. Von Grötzingen bei Karlsruhe im Süden über Haltern am See in Nordrhein-Westfahlen, bis Butjadingen an der Nordsee in Niedersachsen stürzen sich Menschen ins eiskalte Wasser, um sich hinterher mit Kakao, Tee oder Punsch und Glühwein aufzuwärmen. Mancherorts gibt es auf den Dörfern auch das Neujahrssingen, bei dem mit dem Gesang um milde Gaben gebeten wird. Und was wäre das Neue Jahr ohne Neujahrsvorsätze? Bei einer Befragung des Statistischen Bundesamts Ende 2022 gaben 49 Prozent der Befragten an, sich für das Jahr 2023 vorgenommen zu haben, sich gesünder ernähren zu wollen, gefolgt von „Mehr Sport treiben (48 Prozent) und „mehr Geld sparen“ (46 Prozent).

Soweit zu Deutschland. Und wie sieht es in anderen Ländern aus?

  • In Schottland ist es Brauch, dass die Männer um Mitternacht mit Rosinenbrot, Whisky und einem Stück Kohle an die Tür klopfen. Wenn man sie hereinlässt, bringt das Glück im neuen Jahr. Dabei bringt der „erste Fuß“, first footing, der über die Türschwelle schreitet, ganz besonders Glück.
  • Vorsicht beim Kuchenessen! Griechisch-orthodoxe Griechen backen an Silvester den Neujahrskuchen Vasilopita. Er führt auf den Heiligen Vassilios zurück, der bei uns unter Basilius bekannt ist. Im Kuchen wird eine Münze mitgebacken. Wer sie findet, wird im neuen Jahr viel Glück haben.
  • „Bleigießen“ mit Ei: In El Salvador wird zu Mitternacht ein rohes Ei in eine Schüssel gegeben und auf die Fensterbank gestellt. Am Neujahrsmorgen wird dann mit der Form, die das Ei angenommen hat, die Zukunft gedeutet.
  • Reiselustig: Kolumbianer nehmen sich an Neujahr einen leeren Koffer und gehen damit eine kleine Runde um den Block. Das soll garantieren, dass man im neuen Jahr viel auf Reisen geht.
  • Damit es im neuen Jahr rund läuft, essen die Menschen auf den Philippinen an Neujahr an einem runden Tisch, der mit runden Früchten dekoriert ist, tragen dabei Kleidung mit runden Punkten und schenken sich runde Münzen.
  • In Mexiko empfängt man das neue Jahr mit einer vorzugsweise goldfarbenen Kerze. Das soll Harmonie und Frieden im Haus bringen.
  • Auf Guadeloupe bekommt man am Silvesterabend nach dem Barbecue Mandarinen; sie sollen Glück und Zufriedenheit im neuen Jahr bringen. Am Neujahrstag gehen die Einwohner zu den heißen Thermalquellen im Tropenwald und waschen den Schmutz des vergangenen Jahres vom Körper sowie die Sorgen von der Seele.
  • Auf hoher See wird in internationalen Gewässern kein Feuerwerk entzündet, weil das leicht als Notfall-Leuchtraketen missverstanden werden könnte. Stattdessen wird das neue Jahr laut mit dem Tuten der Nebelhörner begrüßt.
  • Beim buddhistischen Neujahrsfest fließt reichlich Wasser: Die Buddhisten in Thailand, Myanmar, Kambodscha und Laos gehen zuerst in den Tempel. Danach besprühen sie sich gegenseitig mit Wasser. Das soll das Böse wegwaschen.

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