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Waldweihnacht - für viele der Innbegriff von friedlichen Weihnachten in der Natur. Doch es gilt, Rücksicht auf Wildtiere zu nehmen. Foto: iStock
21.12.2023
Schule & Wissen

Waldweihnacht

Wie heimische Wildtiere den Winter verbringen

„Weihnachten: Die Tiere feiern ein Fest im Wald. Fuchs, Hase, Bär, Maus, Reh und Hirsch schmücken einen Baum und singen und tanzen“. So ähnlich steht es in vielen Kinderbüchern, die Eltern und Großeltern Kindern vorlesen. Dabei ist die Winterzeit für Wildtiere gar nicht so romantisch, wie es im Bilderbuch verklärt dargestellt wird - im Gegenteil: einige von ihnen haben Schwierigkeiten, an genügend Futter zu kommen. Zufüttern sollen und dürfen aber nur Fachleute und keinesfalls Laien.

„Wenn Tiere Weihnachten feiern, wird es lustig im Wald“ - fragt man Kindergartenkinder, könnte man das durchaus meinen. Diese gehen manchmal mit den Erziehenden in den Wald und feiern Waldweihnacht mit Singen, Geschichten erzählen und Kinderpunsch, bei der sie in einer Tüte auch Geschenke für die Tiere des Waldes mitbringen: eine Möhre etwa oder Kastanien, Äpfel und Meisenringe. Auch viele Familien feiern in jüngster Zeit Waldweihnacht mit Glühwein, Tee und Plätzchen und wollen  den Waldtieren etwas Gutes tun, wenn sie vermeintliches Futter mitbringen. In Blogs  im Internet sind Tipps zur Waldweihnacht mit Kindern zu finden. Solche Aktionen sollten aber unbedingt mit den ortsansässigen Jägern und Förstern abgesprochen werden, denn heimische Wildtiere brauchen im Winter zuallererst ihre Ruhe. Energiesparen heißt die Devise. Außerdem kann man Wildtieren mit nicht-artgemäßem Futter Schaden zufügen. Aus diesem Grund ist das Füttern von Wildtieren durch Laien in vielen Bundesländern verboten und mit einem Bußgeld belegt.

Alles geht einen Gang ruhiger

Der Winter ist für Wildtiere eine ruhige Zeit. Die Jungtiere sind aufgezogen, neue Jungtiere kommen erst wieder im Frühjahr. Die dunkle Jahreszeit bedeutet aber auch für viele Wildtiere, dass sie viel Zeit mit der Futtersuche verbringen, weil es so wenig Futter gibt, an das sie zudem noch schwer herankommen. Wenn es nötig ist, richten die Jäger Futterstellen ein, und auch auf Brachen oder Wildäckern finden Wildtiere Nahrung. Heimische Wildtiere haben unterschiedliche Anpassungsstrategien entwickelt, wie sie die kalte und karge Zeit im Winter überstehen. Manche Tiere wechseln ihre Fellfärbung im Sommer und Winter und passen sich somit der Umgebung an, damit sie ihre Fressfeinde nicht so schnell entdecken. Andere Tiere fahren ihren Stoffwechsel herunter und ruhen oder schlafen. Aber was ist jetzt genau der Unterschied zwischen Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre?

Winterschlaf

Echte Winterschläfer sind zum Beispiel Fledermäuse, Murmeltiere, Igel oder Hamster. Sie verschlafen die kalten Monate in Höhlen, an frostgeschützten Rückzugsplätzen oder in Baumhöhlen. Dabei senken sie ihrer Körpertemperatur ab, das Herz schlägt nur noch wenig und die Atmung erfolgt zum Teil nur alle paar Minuten. Wenn es sehr kalt wird, können Winterschläfer ihre Körpertemperatur über 0 Grad Celsius halten, was sie allerdings sehr viel Energie kostet. Winterschlaf bedeutet aber nicht automatisch monatelangen Tiefschlaf. Igel zum Beispiel verlassen ihren Rückzugsort, wenn sie sich mal erleichtern müssen.

Tiere, die Winterschlaf halten, fressen sich im Herbst ein Fettpolster an, das ihnen dann mehrere Monate ausreichen muss. Winterschläfer sollten daher nicht gestört werden. Beim Aufwachen produziert der Körper nämlich Wärme. Das Aufwärmen kostet wertvolle Energie, die der Winterschläfer zum Überwintern braucht. Hinzu kommt, dass die Tiere im Winter kein Futter finden, falls sie „zur Unzeit“ aufgeweckt werden.

Winterruhe

Waschbären, Eichhörnchen, Dachse und Braunbären halten dagegen „Winterruhe“. Sie schlafen zwar viel, senken aber ihre Körpertemperatur dabei nicht wesentlich herab. So kommen sie schneller in Gang, wenn sie alle paar Tage wach werden und etwas fressen, ihre Schlafposition ändern und dann wieder weiterschlafen. Eichhörnchen etwa suchen in ihren vielen Vorratsverstecken nach etwas zu essen. Dadurch, dass ihnen nicht mehr alle Verstecke einfallen, tragen sie auch zur Vermehrung von Sträuchern und Bäumen bei. Ohne herbstliches Fettpolster geht es allerdings auch bei den Winterruhe-Tieren nicht.

Winterstarre

Die nächste Kategorie umfasst die wechselwarmen Tiere, die in eine Kälte- oder Winterstarre verfallen. Das sind beispielsweise Schlangen, zu denen auch die heimische Ringelnatter gehört, Fische, Frösche, Kröten, Eidechsen, Würmer, Schnecken aber auch die Insekten. Sie werden bei Kälte steif, atmen kaum und ihr Herz schlägt nur alle paar Minuten. Damit sie nicht erfrieren, hat sich die Natur etwas Besonderes einfallen lassen: Ähnlich wie das Frostschutzmittel im Auto haben sie ein natürliches Frostschutzmittel aus bestimmten Eiweißmolekülen, Glyzerin und Glucose in ihrem Kreislauf, das sie vor dem Zelltod schützt.

Ruhige Rehe und robuste Wildschweine

Rehe und Hirsche halten weder Winterschlaf noch Winterruhe, sondern fressen sich ebenfalls im Herbst Fettreserven an. Außerdem legen sie sich buchstäblich ein dickes Fall zu. Die „Winterdecke“ hat lange Deckhaare und dazwischen Wollhaare. Dieser Aufbau verbessert die Isolationswirkung. Rehe verringern den Blutfluss in den Extremitäten im Winter, um die Temperatur im Körperinnern konstant zu halten. Zusätzliche Wärme im Körperinneren produzieren die Pansenmikroorganismen. Dadurch, dass die Rehe die Temperatur in den Gliedmaßen absenken und sozusagen auf Sparflamme laufen, ist ihre Bewegungsfähigkeit nach einer Ruhepause eingeschränkt. Sie sollten daher im Winter nicht durch Unachtsamkeit aufgeschreckt werden. Jeder Sprint, den sie machen müssen, weil sie Spaziergänger oder ein Hund aufgescheucht haben, kostet sie zusätzliche Kraft, die sie eigentlich einsparen müssen.

Für Rehe und Hirsche ist also Ruhe und in-Ruhe-lassen das schönste Weihnachtsgeschenk. Keine Hilfe durch den Menschen benötigen Wildschweine. Ihre Anpassungsfähigkeit ist sprichwörtlich. Sie kommen auch in der kalten Jahreszeit bestens zurecht. Wenn der Boden nicht gefroren ist, wühlen sie ausgiebig nach Pilzen, Eicheln, Wurzeln und Engerlingen in der Erde. Geht dies nicht, begnügen sie sich auch mit Aas oder Abfall. Auch sie legen sich ein Speckpolster und ein wärmendes Winterfell mit dicken Winterborsten mit wärmender Unterwolle zu. Sollte es mal richtig kalt werden, kuschelt die Rotte eng zusammen.

Wie wir Wildtieren im Winter helfen können - nicht nur an Weihnachten

  • Abstand zu den Einständen (Rückzugsgebiete) der Wildtiere halten, um Baumgruppen herumlaufen, nicht ins Unterholz gehen
  • Die Wege und Skipisten und Loipen nicht verlassen
  • Hunde an die Leine nehmen
  • Lärm vermeiden
  • Zum Einbruch der Dämmerung nicht mehr im Wald spazieren gehen

Vogelfütterung im heimischen Garten

Wer etwas Gutes tun und heimischen Wildvögeln helfen möchte, die über den Winter nicht in den Süden ziehen, kann dies in seinem Garten mit artgemäßem Vogelfüttern tun. Man unterscheidet Körnerfresser wie Finken, Sperlinge oder Ammern und Weichfutterfresser wie Amseln, Zaunkönig und Rotkehlchen sowie die „Allesfresser“ Meisen, Spechte und Kleiber. Erstere nehmen gern Nüsse und fettreiche Körner wie Sonnenblumenkerne, Hanf, Mohn und andere Sämereien. Letztere freuen sich über Fett-Körnermischungen zum Beispiel in einem Meisenknödel oder -ring oder Erdnüsse. Manche Vogelarten haben eine spezielle Strategie gegen kaltes Winterwetter: sie plustern sich zu einer kleinen Kugel auf. Die im Gefieder eingeschlossene Luft ist nämlich ein hervorragendes Wärmepolster. Ein naturnaher Garten mit Rückzugsecken wie einem Insektenhotel für Insekten oder ein Blätterhaufen für Igel hilft außerdem, die Artenvielfalt zu erhalten.

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