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Je nach Sorte blüht Phacelia weiß, hellblau, tiefblau oder auch violett. Foto: Matthias Wiedenau
20.10.2023
Schule & Wissen

Phacelia: schön anzusehen, aber - Vorsicht beim Anfassen!

Blüht bis in den Herbst hinein

Die blau blühende Phacelia hat viele Talente. Als Zierpflanze ist sie ein Blickfang im Garten. Ihre nektarreichen Blüten sind eine ergiebige Bienenweide. Und als Gründüngungspflanze unterdrückt sie Unkraut und schützt unser Grundwasser. Viele Gründe, die Pflanze näher kennen zu lernen.

Schön und nützlich

Manch Hobbygärtner hat sie wegen ihres schönen Äußeren schon einmal als Zierpflanze ausprobiert. Je nach Sorte bildet sie weiße, hellblaue oder auch violette Blüten. Wenn sie mit anderen farblich harmonierenden Gartenpflanzen erblühen, ist das ein wahrer Augenschmaus.

Phacelia ist aber auch in der freien Natur zu finden. Spaziergänger können sie einwandfrei identifizieren: Sind die bis etwa 70 Zentimeter hohen Stängel behaart und die Blätter farnartig gefiedert, ist die Frage nach der hier wachsenden Pflanze eindeutig geklärt. Zum Teil säen professionelle Obst-, Gemüse- und Ackerbauern Phacelia großflächig aus. Nicht, weil sie von der Schönheit der Blüten geblendet sind. Für sie sind die inneren Werte entscheidend.

Gründüngung für Acker und Garten

Dazu zählt ihr dichtes Wurzelnetz. Damit erschließt Phacelia Nährstoffe, die im Boden von der Vorkultur nicht verwertet oder beispielsweise bei der Zersetzung organischer Substanz freigesetzt wurden. Hier ist besonders Nitrat zu nennen. Wenn die Stickstoffverbindung nicht durch Pflanzen aufgenommen wird, kann sie mit Niederschlagswasser aus dem Boden ins Grundwasser ausgewaschen werden. Spätestens bei Konzentrationen von über 50 Milligramm pro Liter in Trinkwasserbrunnen müssen Wasserversorger Gegenmaßnahmen ergreifen. Eine davon ist vielerorts die Unterstützung des Anbaus von Gründüngungspflanzen wie Phacelia, Gelbsenf oder Ölrettich. Auch wenn sie erst nach der Getreideernte im Spätsommer ausgesät werden, können sie vor Winter bis über 100 Kilogramm Stickstoff pro Hektar aufnehmen, in ihrer organischen Masse speichern und nach ihrer Zersetzung den im nächsten Frühjahr folgenden Kulturen wieder bereitstellen.

Die zweite große Stärke ist die Beschattung des Bodens zwischen dem Anbau der Hauptkulturen. Ein dichtes Blätterdach unterdrückt das Unkrautwachstum. Deswegen können energieaufwändige Bodenbearbeitungsmaßnahmen zur Unkrautbekämpfung unterbleiben. Die Bedeckung schützt den Boden vor ungünstiger Witterung wie intensiver Sonneneinstrahlung oder starkem Regen. Der Boden entwickelt eine gute Gare, er lässt sich später mit weniger Bearbeitungsaufwand saatfertig herrichten.

Phacelia-Honig ist im Kommen

Diese positiven Effekte erreichen die Anbauer in milden Regionen bei einer Saat bis Mitte September. Wird sie Anfang August gesät, bildet sie noch nektarreiche Blüten. Diese Eigenschaft lockt Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge an. Deshalb wird die Pflanze auch Bienenfreund genannt. Der Trachtwert ist mit dem von Raps vergleichbar, von 20 Quadratmetern kann bis zu 1 Liter Honig gewonnen werden. Einige Imker haben sich auf den zunehmenden Phacelia-Anbau in der Landwirtschaft eingestellt. Sie erzeugen und vermarkten bereits sortenreinen Phacelia-Honig. Der helle Honig hat ein exotisches und blumiges Aroma. Weil er aufgrund seiner Zuckerzusammensetzung zum Auskristallisieren neigt, rühren Imker ihn kräftig, um eine streichzarte Konsistenz zu erzielen.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es doch im Zusammenhang mit Phacelia zu nennen. Die Pflanze kann bei Berührung allergische Reaktionen wie Hautreizungen auslösen. Zum Einbinden in Blumensträuße eignet sie sich deswegen nur bedingt. Außerdem wird sie schnell welk. Sicherheitshalber sollten beim Umgang mit Phacelia im Garten Arbeitshandschuhe getragen werden.

Herkunft und Ansprüche

Phacelia (Phacelia tanacetifolia) stammt ursprünglich vom amerikanischen Kontinent, wo je nach Region unterschiedliche Sorten anzutreffen sind. An den Boden hat sie keine besonderen Ansprüche. Wichtig ist aber Durchlässigkeit – Staunässe mag sie überhaupt nicht.

Anbau

Weil die einjährige Phacelia frostempfindlich ist, sollte sie erst ab Ende April im Garten oder auf zu bedeckenden Brachflächen gesät werden. Für einen dichten Bestand verwenden Profis etwa 1,5 Gramm des feinen Saatguts pro Quadratmeter. Der Hauptsaatzeitraum in der Landwirtschaft beginnt nach der Getreideernte ab Ende Juli und geht bis in den September. Phacelia friert im Winter bei Temperaturen ab minus 5 Grad Celsius ab. Frühjahrskulturen können problemlos in den Pflanzenmulch hineingesät werden. Weil die Pflanze nicht mit unseren Kulturpflanzen verwandt ist, besteht auch keine Gefahr der Krankheitsübertragung. Sie kann also an beliebiger Position innerhalb der Fruchtfolge ausgesät werden. Phacelia beginnt mit der Blüte etwa sieben bis acht Wochen nach der Keimung, sie hält etwa sechs bis acht Wochen an.

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