duerren-verursachen-weltweit-grosse-ernteverluste-1.jpg
Dürren verursachen weltweit große Ernteverluste. Quelle: dpa
26.02.2008
Umwelt & Verbraucher

Wertvolle Nahrungsmittel: Millionen Tonnen bleiben auf der Strecke

Experten schätzen: Weltweit gehen 30 bis 50 Prozent der Ernten und zehn Prozent der Lagervorräte verloren.

Zwischen dem potenziellen Ertrag einer Nutzpflanze und dem, was tatsächlich geerntet wird, klafft eine gewaltige Lücke. Hauptursache dafür sind ungünstige Wetterbedingungen. Aber auch Schädlinge, Krankheiten, Unkrautkonkurrenz, schlechte Nährstoffversorgung und Verluste bei der Lagerung spielen eine wichtige Rolle. Der Hunger der wachsenden Erdbevölkerung nach Nahrungsmitteln und Rohstoffen wird aber immer größer.

Immer wieder wird von Dürren, Überschwemmungen und Schädlingsplagen berichtet, die die Ernten in ganzen Regionen vernichten. Wie groß sind die Verluste tatsächlich? Das CAB (Commonwealth Agricultural Bureaux) International und Erich Christian Oerke vom Institut für Nutzpflanzenkunde und Ressourcenschutz der Universität Bonn beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dieser Frage. Elf wichtige Kulturpflanzen - Reis, Weizen, Gerste, Mais, Kartoffel, Sojabohne, Baumwolle, Zuckerrübe, Erdnuss, Raps und Tomate - haben sie besonders gründlich untersucht. Die Experten schätzen, dass nur rund 50 bis 70 Prozent des am Standort möglichen Ertrags tatsächlich geerntet werden. Dabei haben sie große Schwankungen festgestellt, sowohl zwischen den Kulturen als auch innerhalb. Reis beispielsweise kann von seiner Genetik her bis zu 20 Tonnen Körner pro Hektar liefern. Die realen Erträge bewegen sich aber lediglich zwischen einer und elf Tonnen.

Nur ein Teil des Ertragspotenzials wird ausgeschöpft

Auf Wassermangel, ungünstige Temperaturen und schlechte Bodenverhältnisse sind nach Ansicht der Forscher zwei Drittel der Ertragsminderung zurückzuführen. Vor allem extremer Hitze und Kälte sind die Kulturen schutzlos ausgeliefert. Für das restliche Drittel sind Schädlinge, Krankheiten oder Unkräuter verantwortlich. Hier kann der Landwirt vorbeugen, zum Beispiel durch gezielten Pflanzenschutz.

Vermeidbar sind auch Lagerverluste. Die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) beziffert sie für die Entwicklungsländer mit durchschnittlich 15 Prozent bei Getreide. In manchen Staaten können es aber auch 50 Prozent sein. Weniger kritisch ist die Lage in unseren westeuropäischen Lagern. Die ausgefeilte Kühl- und Trocknungstechnik und die sehr gute Hygiene drücken die Verluste auf unter zwei Prozent.

Wachsende Erdbevölkerung, begrenzte Boden- und Wasserressourcen

Die hohen Verluste sind auf Dauer nicht hinnehmbar. Die Erträge müssen steigen, denn die fruchtbaren Böden sind begrenzt. Doch wenn beispielsweise Wasser fehlt, helfen selbst der beste Pflanzenschutz und eine maßgeschneiderte Düngung nicht weiter. Schon der Chemiker Justus von Liebig hat festgestellt, dass der knappste Faktor den Ertrag begrenzt. Bei idealen Wasser- und Temperaturverhältnissen gilt es daher, die Erträge durch angepasste Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen abzusichern. Sonst gehen Millionen Tonnen Reis, Weizen, Kartoffeln oder Mais verloren. Die Intensität im Pflanzenbau hängt also stark von den Standortbedingungen ab. Damit sich alle Maßnahmen ideal ergänzen, ist viel Know-how erforderlich. Aber es müssen auch genügend wirksame Pflanzenschutzmittel für die verschiedenen Kulturen zur Verfügung stehen. Auch züchterische Maßnahmen helfen weiter, gentechnische Verfahren eingeschlossen. Mit ihrer Hilfe können beispielsweise der Wasserbedarf, die Salztoleranz oder die Resistenz der Kulturpflanzen gegenüber Schaderregern optimiert werden