Im europäischen Raum gibt es ca. 1 200 Pflanzenvirosen, von Viren verursachte Krankheiten. Vor allem Läuse übertragen sie.
Gegen Viren ist „kein Kraut gewachsen“, auch kein Pflanzenschutzmittel. Und einmal infiziert, ist die Pflanze unheilbar. Um dies zu vermeiden, müssen die Überträger der Viren bekämpft werden. Von der Züchtung wünscht man sich virusresistente oder –tolerante Sorten. Chancen bietet hier auch die Grüne Gentechnik.
Im europäischen Raum gibt es ca. 1 200 Pflanzenvirosen, verursacht durch krankheitserregende Viren. Winzig klein, nur mit dem Elektronenmikroskop sichtbar, können sie ganz unterschiedliche Formen annehmen. Beispielsweise stäbchen-, faden- oder kugelförmige Viren. Sie haben keinen eigenen Stoffwechsel, also auch keine eigene Atmung. Sie vermehren sich ausschließlich im Plasma der lebenden Zellen ihrer Wirtspflanzen, indem sie seine Bausteine und Enzyme nutzen. Viren leben nicht selbst, sondern „sie werden gelebt“. Man spricht bei ihnen von submikroskopischen Partikeln, deren Erbgut von einem Eiweißmantel umgeben ist. Sie können ihre Erbinformation leicht verändern und somit auf andere als ihre angestammten Wirtspflanzen überspringen.
Gefürchtet im Obstgarten - die Scharkakrankheit
So berichtete die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) auf ihrer diesjährigen Pressekonferenz von einem neuen Stamm des Scharkavirus, der auch Kirschen befällt. Noch ist er in Deutschland nicht aufgetreten, wohl aber in verschiedenen osteuropäischen Ländern. Die bekannten Schäden an Zwetschgen und Aprikosen sind gravierend: Schon ab Juli bilden sich auf den Blättern hell-olivgrüne Flecken und Ringe. Etwa Mitte Juli sind an der Fruchthaut pockenartige Einsenkungen zu beobachten. Unterhalb der Flecken verfärbt sich das Fruchtfleisch rötlich, manchmal bis hin zum Fruchtkern. Befallene Früchte schmecken bitter, reifen vorzeitig und fallen ab. Die Viren der Scharkakrankheit werden beim Kauf von bereits infizierten Jungbäumen über größere Entfernungen und durch Veredlungen übertragen.
Stark beeinträchtigter Möhrenanbau
Im Gemüsebau hat die BBA acht verschiedene Viren an Möhren identifiziert, die mancherorts den erwerbsmäßigen Anbau des Gemüses stark beeinträchtigt haben. Auch diese Viren werden meistens durch Läuse übertragen. Gerade in einem Blattlausjahr wie 2004 war eine Bekämpfung dieser Insekten unumgänglich. Zu den virusgefährdeten Gemüsearten zählen ebenfalls Paprika, Tomaten, Sellerie und Bohnen. Auch die Risiken durch Viren im Zierpflanzenbau dürften nicht unterschätzt werden, warnt die BBA. Die Grüne Pfirsichblattlaus Myzus persicae kann mehr als 150 Virusarten oder –stämme übertragen. Diese Blattlaus schadet dem Gemüse unter Glas, den Zuckerrüben und Kartoffeln weniger als saugender Schädling, sondern mehr als Virus-Überträger. Sie verursachen Zwergwüchsigkeit und Taubährigkeit beim Getreide.
Im Roggen muss ein Pilz helfen
Seit Ende der 80er Jahre breiten sich (auch) in Deutschland Virusarten im Getreidebau aus. Es sind Viren, die im Boden vorkommen und sich dank eines harmlosen Pilzes Polymyxa graminis ausbreiten können. Er lebt an den Wurzeln verschiedenster Gräser, u. a. an Roggen und Weizen. Seine Sporen bewegen sich im Bodenwasser fort und dringen samt Virus in die Pflanzen ein. Die Schadwirkung geht dann ausschließlich von den Viren aus. Sie verursachen den Zwergwuchs und die Taubährigkeit des Getreides.
Typische Symptome
Viren gelangen in die Pflanze, wenn saugende Insekten, wie vor allem Läuse, zwecks Nahrungsaufnahme mit ihren stechenden Mundwerkzeugen in die Pflanze eindringen.
Aber auch Thripse, Zikaden, Wanzen, Milben und Wurzelnematoden gehören neben Pilzen zu den Überträgern (Vektoren). Mosaikartige Verfärbungen der Blätter, Formveränderungen der Pflanzenteile und Zellwucherungen sind typische Symptome von Viruserkrankungen. Die Pflanzen wachsen langsamer, kümmern und sterben schließlich ab. Neben der Bekämpfung der Viren- Überträger muss virusfreies Saat- und Pflanzgut bereit gestellt werden, das umfangreich getestet sein sollte.