Die Pluspunkte des Schlehdorns: Reiche Blütenpracht im Frühjahr, sichere Nistplätze für Vögel, feine Früchte im Herbst, und obendrein ist das Gehölz pflegeleicht
Die Schlehe sollte man sich genauer ansehen. Unsere Altvorderen sagten mit ihrer Hilfe Wetter und Ernte voraus. Dazu zählten sie die Tage zwischen dem ersten Blühen des Dornenstrauchs und dem 23. April, um den Erntetermin für das Getreide zu bestimmen. Viele blaue Früchte am Busch sagen einen besonders strengen Winter voraus, so glaubte man. Recht skurril mutet an, dass Weiden und Höfe einst zum Schutz vor Hexen mit diesem dornenreichen Gehölz umstanden waren. Heute sind die Gründe für den Anbau eines Schlehdorn-Busches handfester, geht es doch um Schmuckwert, Hangbefestigung und Windschutz und – nicht zu vergessen – um die vielseitig nutzbaren Blätter, Blüten und Früchte.
Mit Kälteschock zum Wohlgeschmack
Schlehenbüsche mögen sonnige, lehmige und kalkhaltige Böden. Im Garten kann auch ein Baum herangezogen werden, der bis zu drei Meter hoch wird. Die Büsche sind schnittverträglich und können leicht in Form gehalten werden. Unübersehbar springen ab März die reichen weißen Blüten ins Auge, gerade zur rechten Zeit als eine der ersten Bienenweiden. Die im Oktober reifen Früchte erreichen „in freier Wildbahn“ eine durchschnittliche Fruchtgröße von einem Zentimeter, neu gezüchtete Sorten bringen es auf die doppelte Größe. Es bleibt trotzdem sehr mühsam, die bitteren Beeren zu Gelee, Saft, Likör oder Branntwein zu verarbeiten. Wer die Arbeit auf sich nimmt, wird allerdings reich belohnt. Dabei ist zu beachten, dass erst der Frost das Fruchtfleisch genießbar macht und sich erst bei Minusgraden der typisch herbe Schlehengeschmack einstellt. Gewerbliche Schlehenanbauer helfen ein wenig nach, indem sie frisch gepflückte Früchte für eine Weile ins Kühlhaus stellen.
Schnittaufwand, Erziehungssystem, Erntetechnik
Schlehen bieten Gartenzier und Schutz, Nistplatz und Nahrung für Vögel. Der professionelle Schlehenanbau führt bislang ein Nischendasein. Neben dem Obstbau empfiehlt sich dabei der Betrieb einer Brennerei. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) empfiehlt die beiden Sorten „Nittel“ (Hauptsorte) und „Merzig“ (Nebensorte). Die Hauptsorte sichert eine hohe Pflückleistung bei geringem Schnittaufwand. Die Nebensorte besticht aufgrund ihrer Fruchtgröße und ihrer Vorzüge bei der Schlehenbrand-Herstellung. Bei der Erziehung rät das DLR zum Drahtgerüst oder zur Einzelbaumpflanzung. Das Drahtgerüst lässt dank schmaler Heckenform eine maschinelle Ernte zu. Beim Einzelbaum kommt Erntetechnik zum Einsatz, wie sie auch beim Steinobst beim Schütteln von Kirschen und Pflaumen eingesetzt wird.
Bewurzelte Büsche oder Pflanzencontainer
Mehrere Sträucher in Reihe gepflanzt, ergeben im Garten eine schöne Hecke. Schlehensträucher werden sowohl als bewurzelte Büsche angeboten als auch in Pflanzencontainern. Wurzelware wird vom Herbst bis in den Frühling eingepflanzt, Schlehensträucher in Containern können übers ganze Jahr in die Erde gebracht werden. Dafür sollte der Boden gut mit Kompost gedüngt sein. Die Sträucher werden in mit Spaten ausgehobene Pflanzlöcher gesetzt, die anschließend mit Erde befüllt werden. Diese wird kräftig festgetreten. Reichliches Wässern fördert den Wuchserfolg. Weil Schlehen sehr eng mit Pflaumen verwandt sind, können viele Schädlinge auftreten, die auch bei diesen kultivierten Früchten vorkommen. Üble Störenfriede sind Gespinstmotten und das Scharka-Virus. Beide sind nicht beziehungsweise nur schwer zu bekämpfen. Gegen Schnecken, Spinnmilben und Pilze kann der Schlehen-Fan seine Gehölze mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln verteidigen.
Aus der Apotheke der Natur
Schlehen haben unter den Wildfrüchten das gewisse Etwas, und das nicht zuletzt wegen ihrer Vielseitigkeit. Unreif können sie als Happen wie Oliven eingelegt werden, sehr reife Früchte sind ein feiner Snack. Schlehen ergeben eine herbe Marmelade und einen besonderen Fruchtsaft sowie Fruchtwein, der sich Likör zusetzen lässt. Hochprozentiger Schlehenbrand ist eine weitere Spezialität, und regional werden die Früchte sogar dem Apfelwein zugesetzt. Nicht nur weil ein Sud von Blüten, Rinde und Früchten zusammenziehend („adstringierend“) wirkt, sind auch heilende und stärkende Effekte bekannt.