Leuchtend weiße Blüten, dichtes grünes Laub und reicher Fruchtbehang
Wenn die Rede auf die Echte Mispel (Mespilus germanica) kommt, liegt häufig sofort die Verwechslung mit der Mistel nahe. Dabei ist die wundersame Mistel ein Sandelholzgewächs, das als Halbschmarotzer auf Bäumen lebt, die Mispel hingegen ist ein Rosengewächs, das einst ein wichtiger Fruchtbaum in Kloster- und Bauerngärten war. Sein Blüten-, Blatt- oder Fruchtschmuck springt fast ganzjährig ins Auge, und eine auf den ersten Blick so spröde Ernte bietet einige Verwendungsmöglichkeiten. Frühestens nach dem ersten Frost im Herbst werden die Früchte genießbar, denn erst dann sind sie weich und säuerlich-aromatisch.
Geringe Ansprüche an den Standort
Wer es nicht auf die Früchte abgesehen hat, für den ist die Mispel einfach ein schmuckes Ziergehölz im Garten. Die Aufmerksamkeit auf sich ziehen vor allem die einzelständigen weißen Blüten, die dunkelgrünen Blätter und die zur Reifezeit bronzenen Früchte. Die Standortansprüche des Gewächses sind gering. Willkommen sind nährstoffreiche und tiefgründige Böden. Auch auf eine gute Wasserführung kommt es an. Mit Frostschäden ist kaum zu rechnen, weil die Blütezeit Mitte bis Ende Mai liegt. Schlägt der Winterfrost aber einmal mit Temperaturen unter minus 20 Grad Celsius zu, kommt es zu Holzfrostschäden.
Der vereinzelt wieder begonnene gewerbliche Mispelanbau bevorzugt die „Holländische Riesenmispel“. Sie trägt schmackhafte große Früchte. Mittelgroße, ebenfalls wohlschmeckende Früchte tragen die englische „Königsmispel“ und die „Ungarische Mispel“.
Ohne Pflanzenschutz läuft nichts
Der Mispelstrauch gilt als sehr robust, und trotzdem kommt er ohne Pflanzenschutz nicht aus. Der Kleine Frostspanner, ein Schmetterling, befällt die Blätter. Auch Blattläuse machen sich an dem Gewächs zu schaffen. In nassen Jahren, vor allem bei noch spätem Fruchtbehang, kann die Monilia-Fruchtfäule, ein Pilzbefall, zuschlagen. Auch die ebenso von Pilzen ausgelöste Blattfleckenkrankheit sowie der von einem Bakterium verursachte Feuerbrand lassen die Mispel nicht ungeschoren. Der Winterschnitt kann sich im zweijährigen Abstand auf das Auslichten oder Beischneiden von Ästen beschränken. Insgesamt ist der Aufwand überschaubar und bei entsprechender Beratung durch Profis auch vom privaten Gartenbesitzer beherrschbar.
Selbst ist der Gärtner bei der eigenen Zucht
Wer züchterischen Ehrgeiz entwickelt, kann es mit den Samen versuchen. Die übliche Vermehrungsart ist die Veredlung. Dabei haben sich als Unterlagen der Weißdorn, die Eberesche, die Birne und die Quitte bewährt. Mit Steckhölzern und Wurzelschnittlingen klappt es auch. Der erste Frost im Herbst muss abgewartet werden, bevor die bis dahin steinharten und herben Früchte geerntet werden können. Dann verfärben sich die Scheinfrüchte, botanisch „Sammelnussfrüchte“ genannt, mit ihren zwei bis fünf rötlichen Kernen, von braun-grün ins Dunkelbraune. Das Fruchtfleisch wird teigig weich und ist wohlschmeckend. Auch die Inhaltsstoffe der Mispel geben eine Menge her. Unreif enthalten sie erhebliche Tannin-Mengen, ein pflanzlicher Gerbstoff, der auch zum Ausflocken von Wein oder Apfel- und Birnenmost genutzt werden kann. Hinzu kommen nennenswerte Gehalte an Glucose, Fructose, Kalium und Vitamin C. Die Mispel ist also auch eine Gesundfrucht.
Eine echte und hochgeschätzte Spezialität
Auch in der Pharma-Industrie haben Mispeln eine Bedeutung. Die Früchte gelten als entzündungshemmend, ein Absud aus Blättern hilft zum Beispiel bei Mandelentzündungen. Bekannter ist der Einsatz der Mispeln zur Herstellung hochprozentiger Brände mit einem ausgeprägt fruchtig-herben Geschmack – bei Liebhabern hochgeschätzt als eine echte und seltene Spezialität.