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Interessierte Besucher unterwegs im Schaugarten Üplingen. Quelle: Uwe Schrader
19.11.2009
Forschung & Technik

Pflanzenforschung erleben

Was ist, was will der Schaugarten Üplingen? Interview mit Dr. Uwe Schrader zum Abschluss der zweiten Besuchssaison.

„Pflanzenforschung erleben“ ist das Motto des Schaugartens Üplingen in der Magdeburger Börde. Hier erforschen Züchter und Wissenschaftler neue Pflanzen und präsentieren sie der Öffentlichkeit. Geschützt vor der Zerstörung durch Gentechnik-Gegner wachsen gentechnisch veränderte Kartoffeln, Zuckerrüben, Weizen und Mais heran. Interessierte Besucher sind im Schaugarten willkommen. Profil sprach mit Dr. Uwe Schrader, dem Mitbegründer und jetzt ehrenamtlichen Beiratsmitglied des Schaugartens Üplingen.

Mitte September ist die Besuchssaison in Üplingen zu Ende gegangen; waren Sie zufrieden?

Knapp 3 000 interessierte Bürger haben dieses Jahr von Juli bis September den Schaugarten besucht, darunter auch viele Entscheidungsträger aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Ein erfreuliches Ergebnis, wenn man bedenkt, dass der Schaugarten Üplingen erst seit 2008 existiert und in diesem Jahr erst zum zweiten Mal für Besucher geöffnet war.

Der Schaugarten will eine breite Öffentlichkeit, Entscheidungsträger und Fachleute ansprechen. Was versprechen Sie sich davon?

Wir haben den Schaugarten gegründet, weil die moderne Pflanzenzüchtung viel zu wenig bekannt ist. Manche Innovationen – wie die Grüne Gentechnik – stoßen auf Ablehnung, obwohl die meisten Menschen noch nicht einmal wissen, wie diese Pflanzen aussehen. Im Schaugarten zeigen wir gentechnisch veränderte Pflanzen und ihre konventionellen Vergleichssorten. Die neuen Sorten trotzen den wachsenden Herausforderungen. Benötigt werden Nutzpflanzen, die hohe Erträge liefern, um die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung zu sichern. Wenn sich Pflanzen selbst gegen Krankheiten und Insekten wehren können, brauchen sie weniger Pflanzenschutz. Das schont die Umwelt und das Budget des Landwirts. Pflanzen, die auch bei ungünstigen klimatischen Bedingungen wie Trockenheit, Hitze und auf versalzten Böden wachsen, werden immer begehrter. Landwirte in aller Welt bauen zunehmend genveränderte Pflanzen an. Die Ablehnung der Grünen Gentechnik ist deshalb aus meiner Sicht problematisch.

Woher kommen die Pflanzen, die in Üplingen zu sehen sind?

Die Pflanzen gehören Züchtungsunternehmen und öffentlichen oder privaten Wissenschaftseinrichtungen. Sie mieten Flächen im Schaugarten an, um dort neue Sorten zu Demonstrationszwecken und für wissenschaftliche Untersuchungen anzubauen. Daneben werden in wissenschaftlichen Freisetzungsversuchen die neuen Sorten unter Praxisbedingungen geprüft. Alle Pflanzen, die im Schaugarten angebaut werden, haben eine behördliche Genehmigung. Wegen der zunehmenden Zerstörung gentechnisch veränderter Pflanzen durch Gentechnik-Gegner ist es Forschungseinrichtungen und Züchtungsunternehmen kaum noch möglich, Feldversuche durchzuführen – sie sind gezwungen, ins Ausland zu gehen. Ihnen möchte der Schaugarten eine Alternative bieten. Sicherheitsvorkehrungen, die der Verhinderung von Feldzerstörungen dienen, sind deshalb leider unumgänglich.

Wie war die Resonanz der Besucher auf diese Pflanzen im Schaugarten? Viele Umfragen kommen ja zu dem Ergebnis, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung die Grüne Gentechnik ablehnt.

Im Gegenteil: Die Besucher standen den neuen Pflanzen generell sehr interessiert und positiv gegenüber. Besonders beeindruckt waren sie von gentechnisch veränderten Kartoffeln, die gegen die Kraut- und Knollenfäule resistent sind. In diese Sorte wurde ein Gen aus einer Wildform der Kartoffel aus Südamerika eingeschleust, das die Pflanzen gegen die Kraut- und Knollenfäule resistent macht. Neben den resistenten Kartoffeln haben wir herkömmliche Sorten gepflanzt, so dass die Besucher sehen konnten, wie sich die gentechnische Veränderung auswirkt. Auch Mais, der sich selbst gegen seine Schädlinge verteidigt oder herbizidresistente Zuckerrüben, sowie Vergleiche von Parzellen mit und ohne Unkrautbekämpfung überzeugten. So wird moderne Pflanzenzüchtung erlebbar!

Haben Sie schon Pläne für die Weiterentwicklung des Schaugartens?

Unsere bisherigen Erfahrungen haben uns gezeigt, dass viele Menschen über Landwirtschaft und besonders über Grüne Gentechnik wenig wissen, aber sehr interessiert und aufgeschlossen sind. Deshalb wollen wir künftig noch mehr Pflanzen zeigen und erklären. Neben einheimischen Nutzpflanzen wäre es auch interessant, Pflanzen aus anderen Kontinenten zu zeigen, die als Importwaren nach Europa kommen oder deren Bedeutung für die Ernährung oder als nachwachsender Rohstoff zunimmt. Künftig wollen wir auch mehr Schulklassen einen Besuch im Schaugarten ermöglichen.