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Die Landwirte der wichtigsten Exportländer bauen größtenteils gentechnisch veränderte Sojabohnen an. Foto: istock
02.07.2008
Umwelt & Verbraucher

Sojaschrot – in der Regel „mit Gentechnik“

Die Landwirte der wichtigsten Exportländer bauen größtenteils gentechnisch veränderte Sojabohnen an.

Europa importiert eine beträchtliche Menge an Futtermitteln, um Fleisch, Milch und Eier zu erzeugen. Dabei spielen Sojabohnen als Eiweißlieferanten eine herausragende Rolle. 82 Prozent der Welterzeugung kommen aus USA, Brasilien und Argentinien. Argentinien dominiert die Sojaschrot-Einfuhren in die EU mit einem Anteil von 63 Prozent. Diese Länder haben ihren Anbau weitestgehend auf gentechnisch veränderte Sorten (GVO) umgestellt: Argentinien zu 98 Prozent, Brasilien zu rund 65 Prozent und die USA zu 91 Prozent.

Jährlich werden in die EU-Länder bis zu 40 Millionen Tonnen Sojarohstoffe eingeführt. Sojaschrot, das direkt als Futtermittel verwertet wird, macht einen Anteil von 60 Prozent aus. Der Rest entfällt auf unverarbeitete Sojabohnen.

„Gentechnik-freies“ Sojaschrot wird knapp

Als „gentechnik-frei“ bezeichnet man üblicherweise Sojaschrot, wenn der GVO-Gehalt unter dem Kennzeichnungs-Schwellenwert von 0,9 Prozent liegt. Sein Anteil am Gesamtverbrauch der EU beträgt nur noch etwa 8,5 Prozent. Gentechnisch veränderte Soja darf nur eingeführt werden, wenn die Sorten auch in Europa zugelassen sind. Daraus entwickelt sich derzeit ein erhebliches Problem. Denn in den USA werden 2009 etliche neue gentechnisch veränderte Soja-Sorten angebaut werden, ebenso in den beiden anderen Hauptanbauländern.

Für diese neuen Sorten gibt es aber bislang noch keine Zulassung in der EU. Für sie gilt deshalb eine Nulltoleranz. Bereits bei kleinsten Spuren gentechnisch veränderter Bohnen ist eine Einfuhr verboten. Der Preis für Sojaschrot könnte deshalb nach Einschätzung der EU-Agrarkommissarin schon 2009 um 60 Prozent steigen. Andere Voraussagen fallen noch schlimmer aus. Viele Importeure könnten Sojaimporte nach Europa nämlich völlig einstellen. Denn sie müssen befürchten, dass Schiffe zurückgeschickt werden, wenn die Ladung auch nur Spuren von nicht zugelassener GVO-Soja enthält. Der zusätzliche Verknappungseffekt würde die Preise auf eine Höhe treiben, die Europas Tierzüchter nicht mehr bezahlen können.

Folgen für den Verbraucher in der EU

Wenn die Nulltoleranz bestehen bliebe, würde ein zunehmender Teil der tierischen Erzeugnisse für die EU in anderen Ländern produziert - mit den bei uns nicht zugelassenen Futtermitteln. Der Selbstversorgungsgrad der EU bei Geflügel- und Schweinefleisch würde sinken. Die dann noch in Europa hergestellten tierischen Lebensmittel würden deutlich teurer.

Die EU-Kommissarin für Gesundheit, Androulla Vassiliou, hat nun angekündigt, im August einen Vorschlag für einen Schwellenwert für Spureneinträge nicht zugelassener gentechnisch veränderter Pflanzen in Futter- und Lebensmitteln vorzulegen, damit es nicht soweit kommt. In diesem Zusammenhang weist www.transgen.de darauf hin, dass es für die Europäer immer schwieriger wird, in den Herkunftsländern den Verzicht auf bestimmte gv-Sorten durchzusetzen, da die Nachfrage in bedeutenden Absatzmärkten wie China weiter steigt.

Übrigens:

Trotz immer empfindlicherer Analysenverfahren ist in Fleisch, Milch und Eiern nicht feststellbar, ob im Futter der Tiere gentechnisch verändertes Soja enthalten war oder nicht. Eine Kontrolle über die Verwendung ist nur über die Dokumentation in der landwirtschaftlichen Erzeugungskette möglich.

Mehr zum Thema unter www.transgen.de