Maikäfer sind Weltmeister in Sachen effektiver Familienplanung. Hochzeitsflug, Begattung, Reifungsfraß und Eiablage erledigt die Elterngeneration in nur wenigen Tagen.
Der Maikäfer ist als früher Sommerbote in unserer Gesellschaft beliebt. Doch das war nicht immer so. So notierte ein Doktor der Medizin im `Magazin für die Staatsarzneikunde` aus dem Jahr 1844: "Man sollte nicht glauben, dass der gemeine Maikäfer, welcher oft, namentlich wieder in diesem Jahr, eine verderbliche Landplage ist, und Alles verheert, eine so gute Suppe liefern könnte..." und er beschreibt die Krabbeltiere als "feines und treffliches Nahrungsmittel, namentlich für sehr entkräftete Kranke...". Maikäfer könne man auch schadlos an Hühner verfüttern, berichtet der Arzt weiter und "...unsere Studenten essen sie nach abgerissenen Flügeln roh....". Er weist ausdrücklich darauf hin, dass die zum Verzehr gedachten Käfer lebend und frisch vom Baum genommen werden müssen.
Bekämpfung nur mit vielen Auflagen möglich
Vom menschlichen Speisezettel sind die Maikäfer heute verschwunden. Somit entfällt diese wohl eher theoretische Bekämpfungsvariante. Heute helfen Hubschrauber und Insektizide wenn die Brummer überhand nehmen. Für die Käferbekämpfung aus der Luft kommt am Kaiserstuhl ausschließlich der Wirkstoff Azadirachtin zum Einsatz, der aus den Kernen des Neembaumes hergestellt wird. Mittelmenge, Einsatzhäufigkeit und -orte werden von den zuständigen Behörden geregelt. An der Organisation sind stets die Naturschutzverwaltungen beteiligt. Ziel der Maßnahmen ist es, zu verhindern, dass sich die Populationsdichte auf den betroffenen Flächen immer weiter aufbaut und nicht, die Käfer auszurotten.
Der Schädling lauert in der Erde
Befruchtete Käferweibchen kehren zur Eiablage möglichst an die Stelle ihres Ausschlüpfens zurück. Jede geschlüpfte Larve durchläuft mehrere Verwandlungsstufen, am Kaiserstuhl in der Regel innerhalb von drei, in kühleren Regionen von vier Jahren. Dann verlässt eine neue geschlechtsreife Feldmaikäfergeneration ihre unterirdische Kinderstube. In Süddeutschland gibt es deshalb in der Regel alle drei beziehungsweise vier Jahre ein Hauptflugjahr.
Die Engerlinge ernähren sich vornehmlich von Wurzeln junger Bäume, gerne auch in den Baumschulen des Obst- und Zierpflanzenbaus. Rund um den Kaiserstuhl fressen sie auch gerne am Wurzelwerk empfindlicher Jungreben. "Die Engerlinge machen aber auch vor Gemüse, Erdbeeren und Kartoffeln nicht halt", weiß Dr. Michael Breuer. "Sie richten selbst in privaten Gärten Schaden an, und im Raum Karlsruhe hat man bereits hohe Larvendichten auf Grünland gefunden".
Der Kahlschlag findet also unter der Erde statt. Besonderen Heißhunger entwickeln die Engerlinge im zweiten und dritten Entwicklungsjahr bis zu ihrer Verpuppung. Sie kennen nur wenige natürliche Fressfeinde, mit Insektiziden ist ihnen ebenfalls nicht beizukommen. Gebietsweise versucht man, die Entwicklung der Engerlinge durch den Einsatz des Beauveriapilzes zu stoppen. Die Engerlingszahlen lassen sich jedoch mit dieser biologischen Methode nicht weit genug senken, um Baumschulen oder Junganlagen ausreichend zu schützen.
Maikäfer mögen`s warm
Im dritten Jahr verlässt der Käfer seine Puppe. Die vollausgebildeten Käfer verharren im Boden und warten auf warme und sonnige Tage. Ende April, Anfang Mai, in warmen Jahren wie 2011 auch schon früher fliegen sie aus. Meist starten die Käfer in den frühen Abendstunden in Richtung Wald und beginnen zu fressen. Das Leben eines Käfermännchens endet unmittelbar nach der Befruchtung. Auch dem Weibchen bleibt danach nur noch eine kurze Lebensspanne, um die Eier heranreifen zu lassen und im Boden abzulegen. Dann hat auch es seine Aufgabe erfüllt und stirbt. Nur rund zehn Tage dauert der so genannte Reifungsfraß. Die Schäden, die der Feldmaikäfer dabei anrichtet, sind vergleichsweise gering.
Es bleiben nur wenige Tage
Nur in diesen Tagen haben Forst- und Landwirte die Chance, zukünftigen Maikäferplagen entgegenzuwirken. Gemeinsam mit den Käfern starten deshalb auch die Hubschrauber. Maximal zwei Insektizid-Behandlungen innerhalb von 14 Tagen sind erlaubt. Das Insektizid führt in der Regel nicht zum Tod der Käfer, aber ihre Fresslust nimmt rapide ab, sie werden träge. Das Maikäferweibchen entwickelt weniger Eier. Das heißt, es schlüpfen weniger Engerlinge und damit auch weniger Käfer in der Folgegeneration.
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