Wächst nur in den Tropen
Wer mit offenen Augen das Angebot in Supermärkten oder Reformhäusern scannt, bemerkt sie in den letzten Jahren immer häufiger: die Kokosnuss und die aus ihr gewonnenen Erzeugnisse. Das sind längst nicht mehr nur die Kokosschnitze, die gerne an südlichen Stränden von fliegenden Händlern mit dem Ruf „Cocco bello“ angepriesen werden. Kokoswasser, Kokosöl, Kokosmilch, Kokoswein, Kokosessig – das Angebot ist mittlerweile sehr vielseitig und steht dem in den Herkunftsländern nicht viel nach.
Was steckt dahinter? Ernährungswissenschaftler haben entdeckt, dass die reichlich enthaltenen gesättigten Fettsäuren nicht grundsätzlich schädlich sind. Ganz im Gegenteil: Statt Herzinfarkte zu verursachen, sollen sie Demenz vorbeugen. Außerdem enthalten die exotischen Früchte viel Kalium und weitere Mineralstoffe sowie Vitamine. Das macht sie für Werbestrategen bereits zum „Superfood“. Gut, dass viele Verbraucher auf der Suche nach Abwechslung und ungewöhnlichen Nahrungsmitteln sind. So entstehen Trends, die mit tatsächlichen Vorteilen gegenüber regionalen Erzeugnissen wenig zu tun haben.
Woraus werden die vielfältigen Erzeugnisse gewonnen? Die Frucht ist etwa 25 Zentimeter lang und etwa 2 Kilogramm schwer. Eine ledrige, grüne Außenschicht umhüllt den eigentlichen harten, braunen Samen. Er ist innen hohl und enthält weißes Fruchtfleisch und Kokoswasser. Junge Nüsse enthalten mehr Wasser, reifere weniger. Ein Schütteltest verrät im Laden den Reifezustand.
Aus dem getrockneten, fettreichen und aromatischen Fruchtfleisch („Kopra“) entstehen Kokosöl, Kokosfett oder Kokosflocken. Kokosmilch ist nicht mit Kokoswasser zu verwechseln. Sie wird aus Fruchtfleisch gewonnen, das mit Wasser vermust und durch ein Tuch gepresst wird. Die aufgefangene milchige Flüssigkeit ist sehr fettreich. Eine Mischung aus Kokosmilch und -fett ist beliebter Bestandteil von Cocktails. Kokosfett ist auch in vielen Kosmetika enthalten.
Die Pressrückstände dienen als Viehfutter, die Kokosnussschalen als Trinkgefäße und die den Kern umgebenden Fasern als Ausgangstoff für Matten, Teppiche oder Körbe. Die Verwertungsmöglichkeiten sind also im Vergleich zum ernährungsphysiologischen Wert tatsächlich vielfältig.
Kokospalmen werden bis zu 25 oder 30 Meter hoch. Obwohl die Stämme nur einen Durchmesser von 20 bis 30 Zentimeter Durchmesser haben, halten sie selbst stärkeren Stürmen stand. Das liegt an den zahlreichen und weitreichenden Wurzeln, die die verdickte Stammbasis sehr gut verankern. Außerdem sorgen Leitbündel im Stamm dafür, dass er erstaunlich fest und gleichzeitig biegsam ist.
Herkunft und Ansprüche
Die Heimat der Kokospalme (Cocos nucifera) ist wahrscheinlich Südostasien. Sie wächst in tropischen Regionen, in denen die Mitteltemperatur des kältesten Monats nicht unter 20 Grad Celsius fällt und die Niederschläge mindestens 1000 Millimeter pro Jahr betragen. Sie braucht viel Licht. Der Boden sollte im Idealfall locker, tiefgründig und nährstoffreich sein.
Anbau
Im professionellen Anbau wachsen die Palmen in Plantagen. Sie bringen im Alter zwischen 15 und 60 Jahren die höchsten Erträge. Die Nüsse reifen permanent über einen Zeitraum von zwölf Monaten heran. Die Palme bildet keine Krone, sondern einen Schopf mit etwa 30 Blättern. Diese sind gefiedert und bis zu 6 Meter lang. Sie stehen im ersten Jahr nach oben, im zweiten Jahr waagerecht und im dritten Jahr nach unten, bevor sie dann abfallen und eine Narbe am Stamm hinterlassen.
Pflanzenschutz und Düngung
Die bekannteste Krankheit ist die Palmenvergilbung, die die Blätter befällt. Ursache dafür sind Bakterien. Als Überträger dienen Insekten, die aber nur schwer bekämpft werden können. Die Kokospalme benötigt eine gute Kalk- und Kaliumversorgung.
Ernte
Aufgrund der Größe der Palmen ist die Ernte nicht ganz unproblematisch. Für die Palmkletterer ist das eine gefährliche Arbeit. Zum Teil werden auch dressierte Affen eingesetzt. Bei kleinen Bäumen reichen Messer, die an Bambusstangen befestigt werden. Oft werden die Bäume nur bis zu einem Alter von 30 Jahren beerntet, weil die Arbeit bei höheren Palmen immer schwieriger wird. Pro Palme reifen etwa 30 bis 80 Früchte pro Jahr heran.
Zahlen
Der größte Kokosnuss-Produzent 2017 war Indonesien mit 19 Millionen Tonnen, gefolgt von den Philippinen mit 14 Millionen Tonnen und Indien mit 11,5 Millionen Tonnen (Zahlen: FAO).