Für Fans "Superfood" – für Kritiker "Urwaldfresser"
Wissenswert
In den 1980er Jahren waren Avocados bei uns noch ein seltenes Luxusobst. Das hat sich seitdem gründlich gewandelt. Was nicht zuletzt daran liegt, dass den Früchten der Ruf eines besonders gesunden „Superfoods“ vorauseilt. Die Folge: Die steigende Nachfrage heizte und heizt den Anbau kräftig an. Ob gerechtfertigt oder nicht – Tatsache ist, die inneren Werte wie Vitamin- und Mineralstoffgehalte haben in Kombination mit einem hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren Seltenheitswert. Avocados weisen im Vergleich zu anderen Früchten einen ungewöhnlich hohen Fettanteil von rund 23 Gramm pro 100 Gramm auf. Es verwundert daher nicht, dass die Azteken die Avocado „Ahuacatl“ nannten, was „Butter des Waldes“ bedeutet. Das daraus gewonnene Öl wird in der Küche, in Kosmetika und in der Pharmaindustrie eingesetzt. Gourmets schätzen die Frucht als Brotaufstrich oder -Belag, Guacamole-Dip, Salatsoße, Salatzutat, Pizzabelag, in Pasta und Smoothies oder auch zum Frischverzehr. Das Fruchtfleisch schmeckt mild und leicht nussig. Es hat im reifen Zustand eine fast cremeartige Konsistenz. Avocados sind zwischen 7 und 20 Zentimeter lang und wiegen etwa 50 bis 900 Gramm. Im Innern tragen sie einen braunen Kern.
Die gerade in den letzten Jahren enorm gewachsene Nachfrage – allein in Deutschland stieg sie von 2011 bis 2015 von 12 400 auf fast 16 000 Tonnen (Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) – hat eine starke Anbauausdehnung in den Erzeugerländern zur Folge. In Mexiko, dem weltgrößten Produzenten, führte der Boom zu illegalen Waldabholzungen. Um die Erntemengen zu erhöhen und die Anbauflächen nicht unnötig auszuweiten, hilft neben anderen Maßnahmen auch der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gegen Pilzkrankheiten.
Herkunft und Ansprüche
Die Avocado (Persae america, Persae gratissima) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Lorbeergewächse. Sie stammt aus Mittelamerika und wird dort schon seit 10 000 Jahren kultiviert. Mit den spanischen Eroberern gelangte sie in die Karibik und nach Südamerika. Heute ist sie auch in Kalifornien, Ozeanien, Israel und seit etwa 1970 in Südspanien im Anbau. Die Früchte wachsen an 10 bis 15 Meter hohen Bäumen. Sie benötigen 1200 bis 1600 Millimeter Niederschlag pro Jahr und bevorzugen einen lockeren Boden ohne Staunässe. Ansonsten besteht die Gefahr von Wurzelfäulen. 2000 Sonnenstunden pro Jahr sind das Minimum, besser sind 3000 bis 3500 Stunden.
Anbau
Nach vier Jahren tragen die jungen Bäume die ersten erntereifen Früchte. Von der Blüte bis zur Ernte dauert es etwa sieben bis neun Monate. Der Trend geht in Richtung kleinerer Bäume, weil sie leichter zu beernten sind. Hobbygärtner können selbst Pflanzen ziehen und mit etwas Glück und Geschick auch Früchte ernten. Avocados benötigen dafür sonnige und warme Standorte wie Wintergärten und können im Sommer nach draußen gestellt werden.
Pflanzenschutz und Düngung
Verschiedene Pilzkrankheiten (u. a. Schorf, Cercospora purpurea, Wurzelfäulen) befallen Wurzeln, Blätter und Früchte. Sie können große Schäden hervorrufen, wenn Anbauer nicht oder zu spät reagieren. Gegen Fressfeinde wie Nagetiere und Vögel produziert die Avocado ihr eigenes Pflanzenschutzmittel. Der Kern enthält die Fettsäureverbindung Persin, die für diese Tiere giftig ist und die den Keimling schützen soll.
Ernte und Lagerung
Avocados fallen irgendwann vom Baum, sind dann aber noch hart und nicht reif. Sie gehören zu den nachreifenden Früchten. Wenn die Oberfläche matt wird und sich eindrücken lässt, ist der richtige Verzehrzeitpunkt gekommen. Um die Reifung zu beschleunigen, können die Früchte mit einem Apfel in eine Tüte eingepackt werden. Das vom Apfel abgegeben Äthylen fördert den Prozess. Die Früchte sind ganzjährig frisch zu kaufen. Im Sommer stammen sie bei uns überwiegend aus Südamerika und Mexiko, im Herbst und Winter aus Südspanien und Israel.
Zahlen
Laut FAO wurden im Jahr 2013 weltweit etwa 7,7 Millionen Tonnen Avocados geerntet. In der Statistik der größten Erzeuger liegt Mexiko vorne (1,47 Mio. Tonnen), gefolgt von der Dominikanischen Republik und Kolumbien (0,39 und 0,30 Mio. Tonnen).