Wer kennt sie nicht, die getrockneten, zuckersüßen Feigen aus dem Obstregal. Aber immer häufiger werden dort auch frische Feigen angeboten, und die kann man im eigenen Garten sogar selbst anbauen. Die Bäume der Echten Feige Ficus carica kennt man vor allem aus den Mittelmeerländern, wo sie zu einer stattlichen Größe von bis zu 10 Metern heranwachsen können. Sie spenden Schatten, haben sehr dekoratives Laub und liefern mild-aromatische, sehr süße Früchte in den verschiedensten Farben von blau über rotbraun bis grün. Feigenbäume sind zwar empfindlich gegen sehr kalte Wintertemperaturen, aber dadurch, dass diese immer seltener auftreten, wird die Chance, im Hausgarten erfolgreich Feigen anzubauen, erheblich größer.
Süße Früchte im eigenen Garten anbauen
Komplizierte Biologie
Wer sich mit Feigenbäumen beschäftigt, findet schnell heraus, dass ihre Befruchtungsbiologie äußerst interessant und kompliziert ist. Das, was wir als Feigenfrucht ansehen, ist botanisch gesehen ein ganzer Fruchtstand, der aus vielen, nach innen gekehrten Blüten entsteht. In den unscheinbaren, wie kleine Früchte aussehenden Blütenständen stehen weibliche und männliche Blüten nebeneinander. In den Mittelmeerländern gibt es die Bocksfeigen, die keine genießbaren Früchte ansetzen, sowie die Smyrna-Feigen, die reichlich leckere Früchte tragen, aber den Pollen der Bocksfeigen benötigen. Die Blüten werden nur durch die Feigengallwespe (Blastophaga psenes) bestäubt, die zunächst die Blüten der Bocksfeigen aufsucht, in denen sich nach der Eiablage junge Wespen entwickeln. Wenn die Tiere geschlüpft sind, verlassen die weiblichen den Blütenstand und nehmen dabei Pollen auf. Ein Teil von ihnen besucht danach Blüten der großfrüchtigen Smyrna-Feigen, die keinen eigenen Pollen bilden, und bestäuben diese. In unseren Breiten treten allerdings keine Feigengallwespen auf, sodass die Smyrna-Feigen hier keine Früchte tragen können. Wer aus den Urlaubsländern Pflanzen oder Vermehrungsmaterial mitbringt, ist daher oft enttäuscht, dass er später keine Früchte ernten kann.
Bei uns werden stattdessen parthenokarpe Sorten wie 'Brown Turky' oder 'Nordlandfeige' verwendet, die auch ohne Bestäubung Früchte ansetzen und Haus- oder Herbstfeigen genannt werden. Außerdem gibt es noch die San Pedro Feigen wie 'Desert King', die nur im Sommer Früchte trägt, da die späten Blüten auf eine Bestäubung angewiesen sind.
Schnitt
Weil die Pflanzen sehr stark wachsen, stellt sich immer wieder die Frage, wie sie geschnitten werden müssen. Die Blüten werden zunächst an den vorjährigen, ausgereiften Trieben gebildet, die dann im Juli/August die Frucht- oder Sommerfeigen bilden. An den jungen, neu gebildeten Trieben entstehen ebenfalls Blüten, die so genannte Herbstfeigen tragen, wenn die Sorte früh genug reif wird und die Temperaturen im September/Oktober hoch genug sind. In unserem Klima werden allerdings, wenn überhaupt, nur die ersten Früchte reif, die späteren erfrieren am Strauch.
Da die Pflanzen stark wachsen und reich blühen, werden sie normalerweise im Frühjahr ausgelichtet und ein Teil der Triebe entfernt oder stark zurückgeschnitten. Der andere Teil verbleibt, um die Sommerfeigen zu bilden. Wenn die Pflanzen zu stark zurückgeschnitten werden oder zurückfrieren, verliert der Strauch allerdings die Blüten am vorjährigen Holz und damit können keine Sommerfeigen entstehen, sondern nur noch günstigenfalls Herbstfeigen.
Pflege und Schaderreger
Feigenbäume sind, abgesehen von der Frostanfälligkeit, zum Glück sehr robust und brauchen wenig Pflege. Es gibt kaum Schaderreger und Pilzkrankheiten, sodass meist kein Pflanzenschutz nötig ist und nur auf armen, schlecht versorgten Böden oder in Töpfen eine Düngung. Sie lassen sich relativ einfach durch Stecklinge oder Steckholz vermehren und sowohl ausgepflanzt in den Boden als auch im Kübel anziehen. Im Boden können sie in unserem Klima etwa 4 bis 6 Meter hoch und breit werden.
Ernte
Die Feigen werden geerntet, wenn sie weich werden. Manche Sorten wechseln die Farbe zu rotbraun oder blau, andere bleiben grün. Bei der Ernte ist genau wie bei den Schnittmaßnahmen daran zu denken, dass die Zweige wie die Früchte einen weißen Latexsaft absondern, der phototoxisch ist, sodass er bei Sonne zu Hautverbrennungen führen kann.
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