Von der Heilkraft des Hafers
Hafer in der Heilkunde
In der Medizingeschichte tauchte der Hafer bereits im Altertum auf und gilt bis heute als ein wichtiges Behandlungsmittel von Hauterkrankungen. Schon die alten Römer setzten ihn als Badezusatz gegen rheumatische Schmerzen und zur Behandlung von Geschwüren und Fisteln ein. In der „Materia medica“, der ältesten europäischen Arzneimittellehre aus dem ersten Jahrhundert nach Christus, gilt er als Mittel gegen Erkältungs- und Darmleiden. Die verschiedensten Vorzüge von Hafer für die Gesundheit erwähnten neben Hildegard von Bingen auch Paracelsus und viele andere Naturheilkundler und Ärzte in ihren Werken.
Ein Getreide – drei Heilmittel
Avena sativa liefert gleich drei verschiedene Heilmittel: Das Stroh, das Kraut und die Frucht. Das Haferstroh hilft vor allem bei Hauterkrankungen und lindert Juckreiz. Es enthält einen hohen Anteil an Kieselsäure.
Wenn der Hafer vor der Blüte geerntet wird, ist das Kraut reich an entzündungshemmenden und immunregulierenden Stoffen und besitzt einen hohen Anteil an Mineralien. Extrakte des Krauts finden Anwendungen bei Hauterkrankungen wie Rötungen, Schuppenbildung, Schuppenflechte, Ekzemen oder starkem Juckreiz. Tee aus Haferkraut soll bei Erschöpfung und Schlaflosigkeit gute Dienste leisten.
Die Frucht des Hafers, also das Korn, wird als vollreifes Korn genutzt. Aufgrund seines hohen Protein-, Vitamin- und Mineralstoffgehalts ist es ernährungsphysiologisch sehr wertvoll. Für die Forschung besonders interessant sind die löslichen Ballaststoffe, die sogenannten Beta-Glucane. Diese wirken sich positiv auf den Verdauungstrakt und den Stoffwechsel aus, insbesondere auf den Cholesterin- und den Blutzuckerspiegel.
Hafer als Getreide
Hafer wird hauptsächlich als Getreide genutzt. Er gehört wie Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste zu den Süßgräsern (Poaceen). Im Gegensatz zu den anderen Getreiden bildet er seine Körner nicht in Ähren, sondern in Rispen. Daher liefern die Haferpflanzen weniger Ertrag und sind schwerer zu ernten. Die Körner sind von Spelzen umschlossen, welche durch einen besonderen Mahlgang entfernt werden müssen. Hafer ist anspruchslos und gedeiht auch auf kargen Böden sowie in Regionen mit vielen Niederschlägen.