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Logo: Baum des Jahres Dr. Silvius Wodarz Stiftung
17.11.2015
Haus & Garten

Baum des Jahres 2016: Die Winter-Linde

Ein Baum mit Herz, Tradition und vielerlei Nutzen

„Es ist die Winter-Linde“, rief Dr. Silvius Wodarz, Präsident der Baum des Jahres-Stiftung, Mitte Oktober den Baum des Jahres 2016 aus. Ob „Gasthaus zur Linde“, „Lindenhof“ oder „Lindenstraße“, hierzulande sind relativ viele Gaststätten und Straßen nach Linden benannt. Kein Wunder, denn sie sind die häufigsten Bäume Mitteleuropas. Ausschlaggebende Argumente für den Sieg der Winter-Linde (Tilia cordata) sind ihre Schattentoleranz, Robustheit, Holzqualität, Heilwirkung, Mythologie und Bedeutung im Brauchtum. Außerdem punktet sie mit einem betörenden Blütenduft sowie ihrer herzförmigen Blatt- und Kronenform. Die Baum des Jahres-Stiftung appelliert: „Pflanzt, schützt und beachtet mehr Winter-Linden, sie haben es verdient!“

Baum der Liebe mit großem Überlebenswillen

Wegen ihrer herzförmigen Blätter ist die Winter-Linde in der Mythologie der Baum der Liebe. Auch ihre Krone formt ein umgedrehtes Herz und ihre Wurzeln bilden ein Herzwurzelsystem. Die Bäume wachsen 15 bis 20 Meter hoch. Sägt man den Stamm ab oder wird er geschädigt, treibt er rasch wieder aus. Dieser immense Überlebenswillen sorgt dafür, dass ein hohes Alter von bis zu 1000 Jahren erreicht werden kann. Die Winter-Linde blüht erst im Juli, zwei Wochen später als die Sommer-Linde. Ihren aromatischen Blütenduft riecht man dann über hunderte Meter entfernt. Als Spätblüher, von denen es unter den heimischen Baumarten nur wenige gibt, erfreut sie Imker und Naturschützer. Im Oktober leuchtet das Laub der Winter-Linde goldgelb.

Ihre Heimat: Stadt, Land, Fluss

Beheimatet ist die Winter-Linde in ganz Europa, außer im hohen Norden. Meist wächst sie im Berg- und Hügelland sowie im Auenbereich größerer Flüsse. Als Schattenbaumart gedeiht sie gut unter alten Wald- und Parkbäumen. Auch in Gärten, auf Dorfplätzen, vor Kirchen, um Kapellen und auf Friedhöfen ist die Winter-Linde als Zierbaum äußerst beliebt. Besonders in Alleen kann sie ihre Wirkung entfalten. Eine der schönsten Lindenalleen ist die etwa zwei Kilometer lange Herrenhäuser Allee in den Hannoverschen Herrenhäuser Gärten mit insgesamt 1300 Linden. In den meisten Städten Mitteleuropas sind Linden die häufigsten Bäume. Einziger Makel ist ihr Honigtau: An warmen Tagen können aus den Baumkronen klebrige Tröpfchen auf Autos, Fahrrädern und Parkbänken landen.

Krankheiten und Schädlinge am Baum des Jahres

Die Winter-Linde ist gegenüber Krankheiten und Schädlingen ausgesprochen resistent. Blattläuse siedeln sich gerne an, gefährden aber selten den Baumbestand. Gefährlicher ist der Befall von Pilzen durch zu viel Feuchtigkeit. Dabei verfärben sich zunächst die Blätter und fallen später ab. In solchen Fällen muss ein spezielles Pflanzenschutzmittel angewendet werden.

Bräuche brauchen Bäume

Dorf-, Gerichts-, Kirch- und Tanzlinden – in den letzten Jahrhunderten hatten Linden vielfältige Bedeutungen. Die Menschen arbeiteten, spielten, tanzten, heirateten und hielten Gericht unter ihnen. Der Treffpunkt „unter der Linde“ war lange Zeit ein wichtiger Ort zur Kommunikation. Ein Treffen unter dem Baum gab dem Glauben nach Kraft und Stärke. Und eine Linde vor dem Haus galt als Schutzsymbol.

Nahrung und Nutzen für Tier und Mensch

Lindenblüten sind eine wichtige Nahrungsquelle für Hummeln und Bienen, die daraus Lindenblütenhonig produzieren. Vögel nutzen die Winter-Linde als Nistplatz und ihre Früchte als Nahrungsquelle. Die kleinen Nüsschen bleiben bis in den Winter am Baum hängen. In der alternativen Heilkunde findet sich die Linde so häufig wie keine andere Baumart: Dem Lindenblütentee und dem Sud aus den Blättern werden schweiß- und wassertreibende, Krampf lösende, Blut reinigende, Magen und Abwehr stärkende Wirkungen zugeschrieben. Aus den Blüten werden zudem Öle für kosmetische Präparate gewonnen.

Bestes Holz zum Schnitzen

Der Name „Linde“ kommt vom „linden“ Holz, das bedeutet biegsam und weich. Es hat eine hellbraune bis leicht rötliche Färbung und ist relativ leicht. Es gilt als das beste Schnitzholz, da es sehr weich ist und nicht splittert. Viele Krippenfiguren sowie Altar- und Wandfiguren in Kirchen sind aus Lindenholz, das daher auch als „Heiligenholz“ bezeichnet wird.

Zur Wahl „Baum des Jahres“

Bereits seit 1989 wird der Baum des Jahres gewählt. Die Auswahl trifft die gleichnamige Stiftung und ein Kuratorium aus Fachleuten und Verbänden. Die Auszeichnung soll Bäumen, die nur wenig Beachtung finden oder sogar gefährdet sind, mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Die Internetseite der Stiftung bietet viele Informationen zum jeweiligen Preisträger an.

Die Vorgänger der letzten Jahre: