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Ein Pilz mit vielen Gesichtern. Foto: adpic
05.10.2011
Haus & Garten

Hallimasch an Laub- und Nadelgehölzen

Ein Pilz mit vielen Gesichtern

Unter dem Namen Hallimasch werden heute etwa acht verschiedene Pilzarten zusammengefasst. Sie unterscheiden sich in Aussehen, Verbreitung, Wirtspflanzenspektrum und Lebensweise. Experten sprechen vom Armillaria [Armillariella] mellea-Komplex. Es gibt parasitische und saprophytische Hallimasch-Arten. Die Parasiten ernähren sich auf Kosten ihrer lebenden Wirtspflanzen, die Saprophyten bevorzugen abgestorbenes organisches Material. Bei uns gelten die Arten Armillaria mellea, (Honiggelber Hallimasch) der Laubgehölze befällt, und Armillaria ostoyae (Dunkler Hallimasch), der an Nadelgehölzen vorkommt, als besonders gefährlich. Die erkrankten Pflanzen lassen im Wachstum nach, bis sie im Laufe der Zeit teilweise oder ganz absterben.

Vielfalt ist sein Markenzeichen: die verschiedenen Gesichter des Hallimasch

Von Juli bis in den Spätherbst kann man sie beobachten: Blätterpilze – die Fruchtkörper des Erregers. Sie treten massenweise am Stammgrund von Bäumen oder bis über die Kronentraufe hinaus in Erscheinung, je nach Hallimasch-Art und Verbreitungsgebiet. Die Farben von Hut und Stiel dieser Fruchtkörper sind vielfältig. Die Pilze haben einen fünf bis 20 Zentimeter hohen beringten, bräunlichen bis gelblichen Stiel, an der Basis keulenförmig verdickt. Der Hut ist meist gewölbt, weißlich, honiggelb bis bräunlich gefärbt. Er ist zwischen drei und 15 Zentimeter breit und hat auf jüngeren Exemplaren oberseits dunklere filzige Schuppen. Die Lamellen sind strahlenförmig angeordnet, am Stiel angewachsen und zunächst weißlich, dann gelblichbräunlich gefärbt. Die Pilze haben unterschiedliche Myzelformen. So sind dünne Myzelfäden, flache Myzelfächer, Myzellappen als weiße derbe Häute unter der Rinde und so genannte Rhizomorphen* zu finden. Diese Rhizomorphen sind verzweigte wurzelähnliche, bis zu drei Millimeter dicke, äußerlich braunschwarze und innen weißliche Myzelstränge. Unter der Rinde werden sie Rhizomorpha subcorticalis und im Boden R. subterranea genannt. Sie tragen, ebenso wie die Pilzsporen, zur Verbreitung des Erregers bei. 

Hallimasch erkennen: die Symptome

Bei Nadelgehölzen werden alle Nadeln plötzlich stumpf graugrün bis braun und fallen schließlich ab. Regelrechte Harzklumpen („Harzsticken“) entstehen beim Harzfluss aus der Rinde am Wurzelhals. Laubgehölze verlieren zunächst ihr Laub, die Äste verdorren. Das Kambium stirbt ab, es zeigen sich abgestorbene Rindenpartien. Breitet sich der Pilz im Bauminnern aus, ohne auf das Kambium überzugreifen – auch das kann der Pilz –, dann verursacht er eine Weißfäule im Bereich der Wurzeln und der Stammbasis. Man bezeichnet sie auch als „Stockfäule“. Sie kann die Standsicherheit der betroffenen Bäume beeinträchtigen. Diese Symptome sind häufiger an Fichten-, Ahorn-, Pappel- und Eichen-Arten zu finden. 

Wirtspflanzen und Lebensweise

Vielseitig wie die Erscheinungsformen ist der Wirtspflanzenkreis des Hallimasch: zu den über 600 Arten gehören Nadelgehölze wie Tanne, Scheinzypresse, Lärche oder Fichte, aber auch Laubbäume wie Ahorn, Erle, Birke, Hainbuche, Weiß- und Rotdorn, Buche, Esche, Eiche, und viele mehr. Auch Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume, Pfirsich oder Walnuss verschmäht der Pilz nicht.

Die Pilze leben im Boden zumeist saprophytisch an Baumstümpfen und Wurzelresten von Laub- und Nadelgehölzen und sollen hier bis zu 40 Jahre überdauern können. Ihre Vitalität und Aggressivität hängen stark von solchen saprophytisch leicht aufschließbaren Nahrungsquellen ab. Die meisten Arten sind daher auch zu einer parasitischen Lebensweise fähig. Sie dringen dann mit ihren Rhizomorphen durch die Rinde oder über Wunden an den Wurzeln in die lebende Pflanze ein. Sie befallen bevorzugt geschwächte Gehölze. Bäume, die durch Pflanzschock, Schädlings- und Krankheitsbefall, Frost, Nässe, Wasser- oder Nährstoffmangel geschwächt sind, können dem Hallimasch wenig Widerstand entgegensetzen. Auch Dürreperioden begünstigen den Pilz.

Hallimasch kranke Bäume werden gerne von Borkenkäfern und anderen Sekundärschädlingen befallen. Das Myzel ist auch schon zwischen den Wurzeln gesunder Bäume beobachtet worden, ohne dass es zu Infektionen kam, denn gesunde Pflanzen bringen histologische und chemische Abwehrmechanismen in Stellung. Ist der Baum aber infiziert, wächst der Erreger im Kambium zwischen Rinde und Holzteil. Er wird deshalb auch als Kambiumkiller bezeichnet. Von der Infektion bis zum Absterben der Gehölze können mehrere Jahre vergehen. Breitet sich der Pilz allerdings stammumfassend aus, stirbt das Opfer in kurzer Zeit ab. 

Vorbeugende Maßnahmen

Mit Hallimasch befallene Bäume und Sträucher müssen sofort entfernt und vernichtet werden. Auch bei bei Rodearbeiten von nicht befallenen Gehölzen sollte man darauf achten, Stumpf und Wurzeln restlos zu beseitigen. Die beste Vorbeugung sind optimale Kulturbedingungen für kräftige und widerstandsfähige Gehölze. Neupflanzungen können selbst auf Befallsflächen jahrelang vor Infektionen verschont bleiben, wenn sich die Pflanzen optimal entwickeln. Es ist empfehlenswert, kleinere, jüngere Exemplare anzupflanzen, weil sie zügiger anwachsen. Bei größeren Pflanzen, besonders bei Koniferen, ist mit einem längeren Pflanzschock zu rechnen. Sie brauchen manchmal mehrere Jahre, ehe sie am neuen Standort heimisch werden.

* wurzelähnliche einige Millimeterdicke äußerlich schwarze Myzelstränge, eine der verschiedenen Myzelformen des Hallimasch. Rhizomorphen kommen auch bei Mykorrhiza-Pilzen vor.

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