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Grünkohl zählt neben anderen Kohlarten, Erbsen, Bohnen, Radieschen oder Zwiebeln zu den schwefelbedürftigen Gemüsekulturen. Foto: Matthias Wiedenau
05.03.2015
Haus & Garten

Schwefel verbessert Widerstandskraft und Geschmack von Pflanzen

Früher Schadstoff, heute begehrter Nährstoff

Jeder Hobbygärtner freut sich über eine reiche Ernte im Gemüsegarten. Doch immer häufiger tritt in unseren Böden Schwefelmangel auf. Dieser macht sich besonders bei Kohlarten, Erbsen, Bohnen und Zwiebeln bemerkbar. Dr. Georg Ebert, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Compo Expert, erläutert die Zusammenhänge und sagt, wie einem Mangel vorgebeugt werden kann.

Dr. Ebert, wieso wird seit Jahren immer häufiger über Schwefelmangel in Böden diskutiert?

Wenn Böden auf Dauer mehr Nährstoffe entzogen als durch Düngung zugeführt werden, verarmen sie. Schwefeldüngung war lange Zeit überhaupt kein Thema. Über die schwefelhaltigen Emissionen von Braunkohlekraftwerken und Brikettöfen in vielen Haushalten gelangte reichlich davon in die Umwelt. Schwefeldioxyd und die daraus entstehende Schwefelsäure wurde für die Bodenversauerung und damit für das Waldsterben verantwortlich gemacht. Doch gleichzeitig haben die Emissionen die Böden auch kostenlos aus der Luft gedüngt. Mit dem Beginn der Rauchgasentschwefelung in den 1980er Jahren ist diese Nährstoffquelle versiegt. Im Laufe der Zeit wurde der ehemalige Schadstoff deshalb zu einem begehrten Nährstoff.  

Wie macht sich diese Entwicklung in unseren Gärten bemerkbar?

Für Laien sind Mangelerscheinungen nicht so einfach zu erkennen. Im Allgemeinen hellen die Blätter ähnlich wie bei Stickstoffmangel auf und das Wachstum verlangsamt sich. Dies gilt vor allem für die jüngeren Blätter. Außerdem vergilben die Blattadern. Besonders betroffen sind schwefelbedürftige Kulturen. Dazu zählen die bei uns beliebten Kohlarten, Radieschen, Rucola, Erbsen und Bohnen sowie Zwiebeln und Porree. Einen geringeren Schwefelbedarf haben Salate, Tomaten oder Möhren.

Welche Funktion hat Schwefel in der Pflanze?

Schwefel ist ein wichtiger Baustein von Aminosäuren und beeinflusst damit den Eiweißstoffwechsel, die Enzymbildung und das Wachstum der Pflanzen. Ein Mangel führt dazu, dass andere Nährstoffe wie Stickstoff nicht optimal verwertet werden können. Schwefel beeinflusst auch die natürliche Widerstandskraft gegen Krankheiten und Umwelteinflüsse. Als Bestandteil von Bitterstoffen wirkt er abschreckend auf Fressfeinde wie Raupen. Auch für wertgebende Geschmacks- und Geruchsstoffe von Pflanzen ist Schwefel ein unverzichtbarer Bestandteil. So zum Beispiel für den scharfen Zwiebelgeschmack und den typischen Kohlgeruch. Eine gute Schwefelversorgung verlängert außerdem die Haltbarkeit von Gemüse nach der Ernte.

Wann und wo treten Mangelerscheinungen auf?

Es ist ein schleichender Prozess. Zunächst macht sich ein Mangel bei ungünstigen Bedingungen bemerkbar. Denkbar schlechte Umweltbedingungen herrschen im Frühjahr nach ergiebigen Regenfällen, im Herbst und Winter vor allem auf sandigen Böden, weil der Nährstoff mit dem Wasser aus dem Oberboden herausgeschwemmt wird. Bei kalten, untätigen Böden kommt es besonders im Frühjahr zu Engpässen, weil das noch schwach entwickelte Wurzelnetz nur geringe Nährstoffmengen aufnehmen kann. Ungünstig sind auch verdichtete und humusarme Standorte. Je länger auf die Düngung verzichtet wird, desto häufiger treten die Symptome auch unter weniger kritischen Bedingungen und auf ursprünglich gut versorgten Böden auf.

Wie kann der Hobbygärtner reagieren?

Gartenfreunde sollten vorbeugend für eine gute Bodenstruktur sorgen und genügend organische Substanz zuführen. Sind hohe Erträge und gute Qualitäten mit schwefelbedürftigen Gemüsekulturen gewünscht, steht eine große Auswahl an Mineraldüngern zur Verfügung. Es empfiehlt sich ein Blick auf die Etiketten der Packungen. Darauf sind die Nährstoffe, die Gehalte und die Mengen für die unterschiedlichen Kulturen angegeben. Schwefel wird üblicherweise nicht als Einzeldünger oder Elementarschwefel verabreicht, sondern als Bestandteil von Volldüngern wie zum Beispiel Blaukorn. Darin sind außerdem noch Stickstoff, Phosphor, Kali und Magnesium enthalten. Im Blaukorn liegt Schwefel in sulfatischer Form als Kaliumsulfat vor. Die Pflanzen können diese Verbindung direkt aufnehmen, außerdem wirkt sie nur schwach versauernd auf den Boden. Die empfohlenen Volldüngermengen decken im Normalfall den Schwefelbedarf ab. Üblicherweise wird der Dünger vor der Aussaat oder Pflanzung verabreicht. Falls während des Wachstums Mangelzustände an Pflanzen zu erkennen sind und der Schwefel schnell wirken soll, dann bietet es sich an, die Kultur mit Bittersalz, also Magnesiumsulfat, in gelöster Form als Blattdüngung zu behandeln.

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