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Hopfenpflanze mit gesunden Dolden. Quelle: Bayer CropScience
23.08.2007
Umwelt & Verbraucher

Unverzichtbar für die Bierbrauer - ohne Hopfen fehlt dem Bier die Würze

Am 20. August begann dieses Jahr die Ernte im weltgrößten Hopfenanbaugebiet – der Hallertau. Die Hopfenbauern erwarten eine durchschnittliche Ernte, etwa vier Prozent höher als im Vorjahr.

Wenn der Hopfen knapp wird, wird das Bier teurer. Der Bierkonsum wächst weltweit kräftig. Die Anbaufläche für Hopfen dagegen hat in den letzten Jahren um rund 30 Prozent abgenommen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Hopfen um das drei- bis achtfache teurer wird. Die getrockneten Dolden des Hopfens liefern mit ihren Aroma-, Bitter- und Gerbstoffen die unverzichtbare Würze für das Bier. Daneben ist er auch eine gefragte Arzneipflanze* und gewinnt als Gartenpflanze und in der Floristik an Beliebtheit. In der regionalen Küche in der Hallertau gilt der Hopfenspargel als Delikatesse: die weißen Spitzen überzähliger Triebe.

Der Bierdurst steigt weltweit

Der weitaus größte Teil des Hopfens wird an die Brauereien geliefert. Die Pflanzen blühen Anfang Juli bis Mitte Juli. Die Ernte beginnt Ende August. Weltweit hat die Nachfrage nach Hopfen rasant zugelegt hat. Das geht laut Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. Juli 2007 zur Hälfte auf den stark gestiegenen Bierdurst vor allem in China, aber auch in anderen Ländern wie u. a. Vietnam und Thailand, Mexiko und Brasilien, Russland und Rumänien sowie Nigeria und Südafrika zurück. Zum Vergleich: In Deutschland wurden in den letzten Jahrzehnten 116 Liter Bier pro Kopf und Jahr getrunken, in China waren es erst 25 Liter.

Größtes Anbaugebiet in Deutschland

Weltweit beträgt die Hopfen-Anbaufläche derzeit 50 000 Hektar, in Deutschland insgesamt über 17 000. Das größte Anbaugebiet der Welt liegt in der Hallertau nördlich von München und umfasst 14 000 Hektar. 1996 waren es allerdings noch 22 000. Auf einem Hektar stehen um die 4 000 Pflanzen, von denen man etwa zwei Tonnen Hopfen gewinnen kann. Für 100 Liter Bier werden nur 120 Gramm Trockenhopfen gebraucht. Der Ertrag einer Pflanze liegt bei 400 bis 500 Gramm und reicht für 400 bis 500 Liter Bier. Die eigentliche Bierzutat, die aus Hopfen gewonnen wird, ist die Alphasäure. 1975 erbrachte ein Hektar Hopfen 50 Kilogramm Alphasäure. Leistungsfähige moderne Sorten bringen bis zu 400 Kilogramm. Eine vergleichbare Ertragssteigerung kann keine andere Kulturpflanze aufweisen.

Eine sehr wüchsige Pflanze

Aus jedem Wurzelstock sprießen ab April 40 bis 60 Triebe. Gebraucht werden jedoch nur vier bis sechs. An Aufleitdrähten befestigt wachsen diese im Extremfall bis zu 35 Zentimeter am Tag. Dabei verbrauchen die Pflanzen eine große Menge Nährstoffe, die durch Düngung wieder zugeführt werden müssen. Die Dolden oder Zapfen des Hopfens von den bis zu sieben Meter langen Reben zu pflücken, war früher Handarbeit. Heute erledigen das Hopfenpflückmaschinen. Anschließend werden die Zapfen in großen Hopfendarren getrocknet.

Krankheiten und Schädlinge können die Ernte stark beeinträchtigen

Das Massenwachstum des Hopfens lockt zahlreiche Schädlinge und Krankheiten an. Zum Teil sind sie nicht bekämpfbar, wie etwa die von einem Pilz verursachte Hopfenwelke und verschiedene Viruskrankheiten. Züchter suchen deshalb nach widerstandsfähigen Sorten.

Seit 1924 tritt in Deutschland der Falsche Mehltau Pseudoperonospora humuli auf. In jenem Jahr hatte er einen Totalausfall der Ernte zur Folge. Der Pilz muss deshalb ebenso wie der Echte Mehltau Sphaerotheca humuli und die Grauschimmelfäule Botrytis cinerea bekämpft werden. Das gilt auch für Schädlinge wie zum Beispiel Blattläuse, Rüsselkäfer und die Gemeine Spinnmilbe Tetranychus urticae. Sie wird in der Hallertau wegen ihres rötlichen Schadbilds als Rote Spinne bezeichnet. Vor allem von der Witterung hängt es ab, wie viele Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig sind. Man geht normalerweise von sechs bis sieben Spritzungen pro Jahr aus. Bei besonders widerstandsfähigen Sorten reichen drei bis vier. Mit speziellen Gebläsespritzen werden die Pflanzenschutzmittel gleichmäßig über die gesamte Länge der Pflanzen verteilt. Dank modernster Düsentechnik ist es heute möglich, die Abdrift um 90 Prozent zu reduzieren.

Eine Delikatesse – der Hopfenspargel

Es sind die weißen Spitzen der überzähligen Triebe, die Hopfensprosse, die im zeitigen Frühjahr aus dem Wurzelstock des Hopfens sprießen. Die teure Delikatesse wird je nach Witterung während dreier Wochen zwischen Mitte März und April in der Hallertau geerntet und an Restaurants und Feinkostgeschäfte geliefert.