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Holzbefall durch San-José-Schildlaus. Foto: M. Trautmann, KOB Bavendorf
05.12.2013
Umwelt & Verbraucher

Sie ist klein, gelb und gefährlich: die San-José-Schildlaus

Die San-José-Schildlaus ist ein gefürchteter Quarantäneschädling im Obstbau

Wählerisch ist sie nicht: Für die nur einen Millimeter große San-José-Schildlaus sind über 150 Wirtspflanzen bekannt. Sie bevorzugt Kern-, Stein- und Strauchbeerenobst. Aber auch auf Nussbäumen, Laubbäumen, Sträuchern und Ziergehölzen lässt sie sich gerne nieder. Die Rinde befallener Pflanzen ist mit kleinen Wachsschildchen übersät. Darunter leben die Läuse, saugen Pflanzensaft und geben dabei ihren für die Pflanzen giftigen Speichel ab. Äste oder sogar ganze Bäume können eingehen, wenn die Laus nicht bekämpft wird. Dann drohen große Ernteverluste im Obstbau. Die San-José-Schildlaus ist ein meldepflichtiger Quarantäneschädling. Um ihre Einschleppung und Ausbreitung zu verhindern, sind die EU-Mitgliedstaaten angehalten, sie zu bekämpfen.

San-José ist nicht ihre Heimat

Quadraspidiotus perniciosus gehört zur Überfamilie der Schildläuse (Coccoidea) und zur Familie der Deckelschildläuse (Diaspididae). Der „Deckel“ oder „Schild“ ist nicht mit der Laus verwachsen. Ursprünglich stammt die San-José-Schildlaus aus China und nicht aus einer der gleichnamigen Städte in Costa Rica oder Kalifornien. Inzwischen hat sie sich über viele Teile der Welt verbreitet, auch nach Südeuropa. Mitte des letzten Jahrhunderts erreichte sie Süddeutschland. Seit 2003 nimmt der Befall im Bodenseegebiet zu. Vermutlich verbreitete sich der Schädling mit befallenen Pflanzen aus Baumschulen auch nach Mittel- und Norddeutschland, zum Beispiel 2005 nach Thüringen.

Ein Leben unter dem Schutzschild

Junge San-José-Schildläuse überwintern festgesaugt an Ästen und Zweigen. Ende März beginnen sie zu wachsen. Im Mai sind die zitronengelben Weibchen ausgewachsen und geschlechtsreif. Sie bleiben unter ihrem etwa zwei Millimeter großen, grauen Schild und produzieren Pheromone, um die umherfliegenden Männchen anzulocken und sich mit ihnen zu paaren. Ab Anfang Juni bringen die Weibchen bis zu 200 „Wanderlarven“ zur Welt. Im Gegensatz zu anderen Deckelschildläusen legen die Weibchen keine Eier, sie gebären lebend. Die sechsbeinigen Larven sind orange bis zitronengelb und 0,2 Millimeter groß. Sie wandern ein bis zwei Tage umher, bevor sie sich an Trieben, Blättern und Früchten festsetzen und einen Wachsschild bilden. Danach saugen sie Pflanzensaft. Haben die Läuse ihre Saugorgane einmal in das Pflanzengewebe gebohrt, können sie ihren Standort nicht mehr wechseln. Anfangs bilden sie weiße Schilde, das sogenannte „Weißschildstadium“. Nach der Häutung sind die Schilde dunkel. („Schwarzschildstadium“). Mit der Zeit vergrößern sich die Schilde und verfärben sich im Grauschildstadium gräulich. Nach etwa 40 Tagen – etwa Ende Juli – sind die Läuse geschlechtsreif. Ihre Nachkommen überwintern im Schwarzschildstadium und der Kreislauf beginnt von vorne. Pro Jahr gibt es normalerweise zwei Generationen, in heißen und trockenen Jahren sind auch drei möglich.

Symptome: Krusten, Pünktchen und rote Flecken

Den Befall mit der San José-Schildlaus erkennt man an einem krustenartigen Belag auf der Rinde. Die Kruste setzt sich aus den ein bis zwei Millimeter kleinen, runden oder ovalen Schildchen, die weißgrau bis schwarz gefärbt sind, zusammen. Entfernt man sie, so findet man darunter die orangen oder gelben Läuse. Ihr giftiger Speichel, den sie beim Saugen abgeben, schwächt die Pflanzen bis hin zum Absterben. Erkrankte Zweige zeigen ein rötlich gefärbtes Bastgewebe, wenn man sie anschneidet.

Von Juni bis Oktober sieht man auch helle Pünktchen auf den Pflanzen, das sind die kleinen, gelben, frei beweglichen Wanderlarven. Sie befallen auch Blätter und Früchte und dort mit Vorliebe die Kelch- und Stielgrube. Um die festgesaugte Schildlaus entsteht ein roter Hof, die Früchte sind nicht mehr zu vermarkten.

Obst schützen: Vorbeugen und Bekämpfen

Gelangt die Schildlaus einmal in eine Obstanlage, ist sie schwer aufzuhalten. Der Wind verweht die Larven in ihrem beweglichen Stadium. So werden immer mehr Bäume angesteckt. Wird die Schadensschwelle von einem Prozent befallener Früchte im Vorjahr überschritten, sind Bekämpfungsmaßnahmen nötig. Im Frühjahr (März bis April) empfiehlt sich eine Austriebspritzung mit einem zugelassenen Mineralöl-Präparat. Das Öl bildet einen Film auf den Larven, die am Holz überwintern, unter dem sie ersticken. Diese Methode wirkt allerdings nur, wenn das Öl die Schildläuse direkt trifft. Befallenes Baumschulmaterial trägt zur Verbreitung der Läuse bei, also Augen auf beim Pflanzenkauf! Stark befallene Gehölze müssen zurückgeschnitten oder entfernt werden.

Ein Parasit dämmt die Schildlaus ein

Bei der biologischen Bekämpfung ist die Schlupfwespe Prospaltella perniciosi von großer Bedeutung. Sie wurde in den 1950er Jahren als Parasit der San-José-Schildlaus aus Nordamerika nach Europa importiert und massenweise freigesetzt. Die winzigen, etwa 0,6 - 0,7 Millimeter großen Wespen erscheinen im Frühjahr. Nach der Befruchtung legen die Weibchen ihre Eier einzeln in die Schildläuse. Parasitierte Schildläuse schwellen an und sterben. Verlässt der Parasit seinen Wirt, sind kreisrunde Ausschlupflöcher auf den Schildchen sichtbar. Die Eier oder Larven der Schlupfwespe überwintern in der Schildlaus. Es werden – wie bei der Laus – mehrere Generationen pro Jahr gebildet. Ein Aussterben der Schildlaus ist nicht zu befürchten. Der Nützling reduziert den Bestand lediglich auf ein tolerierbares Niveau.

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