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Dörrobstmotte. Quelle: BBA
30.01.2007
Umwelt & Verbraucher

Schlaraffenland im Vorratsschrank

Reste der Weihnachtsbäckerei sind für Lebensmittelmotten ein gefundenes Fressen

Auch wenn der Januar sich wie der Frühling gab, die Weihnachtsbäckerei liegt noch nicht weit zurück. Reste von Haselnüssen, Mandeln und Marzipan lagern oft noch in vielen Schränken und Schubladen. Backzutaten, vergessene Plätzchen und Süßigkeiten ziehen Lebensmittelmotten magisch an. Zu ihren wichtigsten Vertreterinnen zählen bei uns die Dörrobstmotte (Plodia interpunctella), die Speichermotte (Ephestia elutella) und die Mehlmotte (Ephestia kuehniella). Im Haus und bei der Lebensmittelherstellung sind sie lästige, gefürchtete Hygiene- und Vorratsschädlinge: Sie verunreinigen Lebensmittel mit ihrem Kot und Gespinsten, so dass diese für den Verzehr nicht mehr geeignet sind. In Getreidemühlen können die Gespinste darüber hinaus Transportsysteme und Siebe verstopfen.

Verklumptes Mehl ist ein Hinweis

Zähe Gespinste in Backzutaten verraten die ungebetenen Gäste: Hierbei handelt es sich um Ausscheidungen der Larven. Der Star unter ihnen ist die Dörrobstmotte (Plodia interpunctella), auch Kakaomotte oder Hausmotte genannt. Sie ist die häufigste im Haushalt vorkommende Lebensmittelmotte. Die kleinen Falter (Flügelspannweite 13 – 20 mm) sind an der typischen Zeichnung der Flügel zu erkennen: Im oberen Drittel sind sie hellgrau bis ockergelb, der untere Teil ist kupferfarben rotbraun gefärbt. Die Raupen, die bis zu 17 mm groß werden, sind je nach Nahrung reinweiß, grau, gelblich, rosa oder grünlich; die Kopfkapsel ist rotbraun. Die weiblichen Falter legen ihre Eier einzeln oder in Haufen auf das Nahrungssubstrat oder auf die Außenseite verpackter Lebensmittel ab. Je nach Temperatur und Feuchtigkeit schlüpfen die Raupen nach 1,5 bis 20 Tagen und beginnen zu fressen. Bis zur Verpuppungsreife können bis zu 330 Tage verstreichen, bei besonders günstigen Bedingungen entwickeln sich mehrere Generationen in einem Jahr.

Vom Dörrobst zum Vorratsschädling

Ursprünglich ist die Dörrobstmotte in den Mittelmeerländern und den gemäßigten Klimazonen Vorderasiens zuhause. Hier entwickelt sie sich auf vertrockneten Baumfrüchten wie Datteln, Feigen und Aprikosen. Da sie jedoch bei der Nahrungsauswahl wenig wählerisch ist, hat sie sich mittlerweile weltweit verbreitet. Neben Trockenfrüchten zählen Getreideprodukte, Sämereien, Hülsenfrüchte, Nüsse, Schokolade und viele andere typische Backzutaten zu ihren Leibspeisen.

Auf den Geschmack gekommen

Auch die Mehlmotte (Ephestia kuehniella) und die Speichermotte (Ephestia elutella) sind auf den Geschmack von Backzutaten und Schokolade gekommen. Die Mehlmotte verdankt ihren Namen ihrem Lieblingsfutter; ihre starken Gespinste machen sie zu einem gefürchteten Schädling der Müllereien. Sie beschädigen nicht nur das Produkt, sondern verstopfen auch Transportsysteme und Siebe. Die Falter sind blaugrau oder bleifarben, und mit einer Flügelspannbreite von 20 bis 28 mm ist die Mehlmotte größer als die Dörrobstmotte. Die unscheinbare Speichermotte hat braun- oder blaugrau gefärbte Vorderflügel und hellgrau bis silbrige Hinterflügel. Mit einer Flügelspannweite von etwa 15 mm ist sie so groß wie die Dörrobstmotte. Ihre Namensgebung weist auf trockene pflanzliche Vorräte wie Getreide, Heu und Stroh als Hauptnahrungsquellen hin. Aber auch Kräutertees, Tabak, Gewürze und Sämereien nimmt sie gerne. Heute kann man auch oft befallene Kakaobohnen und Schokolade entdecken.

Was ist zu tun?

Backzutaten und Vorräte sollten in festen, verschließbaren Behältnissen gelagert werden. Die Raupen der Motten können durch kleinste Risse in Verpackungen schlüpfen und auch in Plastikverpackungen eindringen. Nahrungsreste in offenen Schränken bieten den Schädlingen ideale Entwicklungsmöglichkeiten. Bei einem Befall müssen alle Vorräte kontrolliert und die Schränke gut ausgewaschen werden. Da die Maden die Vorräte verlassen, wenn sie sich verpuppen und auf der Suche nach einem idealen Versteck zum Teil weite Wege zurücklegen, muss auch außerhalb der Vorratsschränke kontrolliert werden. Die Kokons findet man nicht selten mehrere Meter vom Vorratsschrank entfernt an der Decke und in Zimmerecken. Sie können abgebürstet oder abgesaugt werden. In jedem Fall müssen Kehricht und Staubsaugerbeutel sicher entsorgt werden. Mit speziellen Klebefallen können die Motten nachgewiesen und unschädlich gemacht werden. Aber Vorsicht: Sie enthalten einen Lockstoff, und bei falscher Anwendung werden die Falter aus der gesamten Umgebung angelockt. So genannte Insektenstrips geben ein Insektizid an die Raumluft ab, das die Falter abtötet. Auch mit Teebaumöl und Neemöl können die Motten bekämpft werden. Bei allen Maßnahmen muss natürlich darauf geachtet werden, dass Insektizide nicht in Kontakt mit Lebensmitteln kommen. Trotzen die Motten allen Gegenmaßnahmen, hilft nur der Fachmann.

Quelle: BBA