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Eine Ackerfuchsschwanzähre trägt ca. 400 Samen. Quelle: Wiedenau
06.11.2007
Umwelt & Verbraucher

Rote Karte für den Ackerfuchsschwanz

Je früher desto besser: Unkräuter und Ungräser nach Möglichkeit bereits im Herbst bekämpfen

Kaum sind im Herbst Getreide und Raps gesät, und schon behandeln viele Landwirte diese Äcker vorbeugend gegen Unkräuter und Ungräser. Für den aufmerksamen Beobachter scheint das widersinnig. Denn auf den frisch bestellten Flächen sind weder die zu schützenden Kulturen, noch Klettenlabkraut, Ackerfuchsschwanz und andere unerwünschte Pflanzen zu sehen. Doch viele Gründe sprechen für deren „Platzverweis“, bevor das „Spiel“ richtig begonnen hat. Es genügen geringere Aufwandmengen, die Herbizide sind verträglicher für die Kulturpflanzen, das Resistenzrisiko ist geringer und letztendlich wachsen hochwertige und trotzdem preiswerte Lebensmittel heran.

Unkräuter treffen, wenn sie am empfindlichsten sind

Je ungestörter sich die Kulturpflanzen gerade im Frühstadium entwickeln können, desto besser. Jedes unerwünschte Kraut oder Gras nimmt ihnen Wasser, Licht und Nährstoffe weg. Hinzu kommt, dass z. B. Klette und Distel – lässt man sie wachsen - bei der Ernte stören und mit ihren Samen das Getreide verunreinigen können. Eine Qualitätsminderung ist die Folge. Deshalb werden unerwünschte Gäste frühzeitig, von September bis November bekämpft. Das bietet sich besonders in Winterraps, Winterweizen, Wintergerste und Winterroggen an. Das Unkraut ist in dieser Zeit noch sehr empfindlich, weil es gerade erst ausgekeimt oder die ersten Blätter gebildet hat. In dieser Phase reichen bereits geringe Wirkstoffmengen, um das weitere Wachstum zu stoppen. Selbst Unkräuter, die noch nicht gekeimt haben, werden sicher erfasst. Denn es stehen Herbizide zur Verfügung, die nicht nur über das Blatt, sondern auch für eine begrenzte Zeit über den Boden wirken. Die jungen Pflanzen nehmen sie über die Wurzeln auf.

Verträglicher für die Kulturpflanze

Landwirte, die auf die Herbstbehandlung verzichten oder sie versäumen, müssen im Frühjahr handeln. Gerade nach milden Wintern, in denen das Unkraut kräftig weiter gewachsen ist, sind intensivere Pflanzenschutzmittel-Anwendungen erforderlich. Vorsicht ist nach kalten Wintern und in Frühjahren mit Wechselfrösten und großen Tag-Nacht-Temperaturschwankungen geboten: Das Getreide ist regelrecht gestresst und damit entsprechend anfällig. Spritzt der Landwirt jetzt Herbizide, stört er das Wachstum ganz erheblich. Die Pflanzen werden vorübergehend für ein oder zwei Wochen gelb, während angrenzende Getreideflächen mit der einsetzenden Vegetation ergrünen. Herbstbehandlungen sind hingegen im Normalfall verträglicher, besonders wenn sie bei wüchsiger und frostfreier Witterung erfolgen. Zudem sind die Äcker häufig trockener und deshalb besser mit Traktor und Spritze zu befahren. Tiefe Fahrspuren und Bodenverdichtungen entstehen so gar nicht erst.

Problemgras Ackerfuchsschwanz

Nicht immer gibt es das passende Mittel gegen unerwünschte Pflanzen. Als Problemgräser haben sich vielerorts besonders Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Trespe herausgestellt. Sie müssen effektiv bekämpft werden, sonst vermehren sie sich explosionsartig. Aus den Samen einer einzigen Ackerfuchsschwanzähre zum Beispiel können etwa 400 neue Pflanzen entstehen! Der Landwirt hat dafür im Herbst zahlreiche leistungsstarke Herbizide zur Verfügung. Falls dennoch eine nennenswerte Zahl an Ungräsern und Unkräutern übrig bleiben sollte, kann zur Not im Frühjahr mit einem anderen Mittel nachbehandelt werden. Die Vielzahl zugelassener Mittel für die Herbstanwendung hat noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Setzt der Landwirt unterschiedliche Herbizide mit verschiedenen Wirkungsmechanismen ein, beugt er den gefürchteten Resistenzen der Ungräser vor.

Unkraut beeinflusst Lebensmittelmärkte

„Unkraut vergeht nicht“ – diese Erkenntnis kann jeder Landwirt und jeder Hobbygärtner aus eigener und zum Teil leidvoller Erfahrung bestätigen. Jedes Jahr aufs Neue stellt sich daher die Frage, was ist dagegen zu tun? Wenn durch die Herbstbekämpfung die Erträge nur um einige Prozent steigen, so hat das bereits deutliche Auswirkungen auf das einzelne Betriebsergebnis und erst recht auf die Märkte für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Denn einige Prozent machen im weltweiten Maßstab viele Millionen Tonnen aus. Das sind Mengen, die an den internationalen Börsen für viel Bewegung sorgen und auch die Lebensmittelpreise beeinflussen. Vor dem Hintergrund der augenblicklich knappen Versorgungslage ist eine gründliche Unkrautbekämpfung also ein wichtiger Stabilitätsfaktor.