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Kakaobaum mit Früchten. Quelle: Roy Bateman PhD, IPARC
18.03.2008
Umwelt & Verbraucher

Kakao – begehrt bei Mensch und Schädling

Auf drei Kontinenten wachsen Kakaobäume – teilweise mit speziellen Schaderregern

Ursprünglich aus Mittel- und Südamerika stammend ist der Kakaobaum als wichtige Kulturpflanze heute über die ganze Welt verbreitet. 70 Prozent der Kakaobohnen kommen heute aus Westafrika. Weltweit werden jährlich insgesamt weit über drei Millionen Tonnen erzeugt. Der Bedarf steigt ständig. An der Börse gilt Kakao als eine lange unentdeckte Perle unter den Rohstoffen. Aber auch von anderer Seite ist das Interesse groß: Schätzungsweise fallen 20 Prozent des jährlichen Kakaoanbaus schädlichen Pilzen, Insekten und Viren zum Opfer. Das gilt vor allem für die besonders anfälligen Edelkakaosorten.

Kakaobäume wachsen im Unterholz tropischer Regenwälder bei Temperaturen zwischen 24 und 28 Grad Celsius, hoher Luftfeuchtigkeit und etwa 2 000 Millimeter Niederschlag pro Jahr. Die 300 bis 500 Gramm schweren Früchte sind zehn bis 25 Zentimeter lang und in der Mitte bis zu zehn Zentimeter dick. Ihre Farbe ändert sich von grün über gelb, zuletzt in rotbraun. Sie sitzen direkt am Stamm und an den Ästen der fünf bis zehn Meter hohen Bäume. Neue Züchtungen blühen schon nach 18 Monaten und tragen 300 Früchte – die Ausbeute von 10 000 bis 50 000 Blüten eines Jahres. Die Früchte reifen fünf bis acht Monate lang. Bei der Ernte enthalten sie 25 bis 60 Samen – die Kakaobohnen. Die Bohnen werden in der Sonne getrocknet und gären anschließend sechs bis acht Tage. Bei dieser so genannten Fermentation zersetzt sich das anhaftende Fruchtfleisch, die Bitterstoffe werden abgebaut, durch Oxidation entstehen die braunen Farbstoffe und es bildet sich das Aroma heraus.

Verheerende pilzliche Erkrankungen

Die hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt aber nicht nur die Kakaobäume, sondern auch schädliche Pilze. Einer der am meisten gefürchteten verursacht die so genannte Hexenbesenkrankheit. Besenartige Wucherungen an den Ästen verhindern einen Fruchtansatz. Breiten sich die Hexenbesen zu sehr an den Blüten aus, sind praktisch keine Erträge mehr möglich. Die Krankheit führte beispielsweise in Ecuador fast zur Aufgabe des Kakaoanbaus.

Ein Pilz – erst 1960 identifiziert

Oncobasidium theobromae*, ein Pilz, der Kakaobauern derzeit in Südost-Asien und Teilen Melanesiens große Sorgen bereitet, wurde 1960 erstmals in Papua New Guinea identifiziert. Der Pilz schädigt die Leitungsbahnen, stört dadurch die Wasser- und Nährstoffversorgung. Verluste unter den Sämlingen und verdorrte erwachsene Bäume gehören zum Krankheitsbild. Bäume, die jünger als fünf Jahre alt sind, überleben den Befall in der Regel nicht.

Schmierläuse übertragen Viren

Wenn die Läuse den Pflanzensaft aus den Kakaobäumen saugen, übertragen sie die Viren der Mosaikkrankheit**, die ausschließlich an Kakaobäumen und allein in Westafrika auftritt. Die stäbchenförmigen, unbehüllten Viren, so genannte Viroide, wurden 1963 als Erreger identifiziert. Schwellungen an Zweigen und Blattstielen sowie ein rötliches Muster auf der Blattoberfläche sind die typischen Symptome. Die Folgen: Im ersten Jahr fällt die Ernte zu etwa einem Viertel, im zweiten Jahr völlig aus, und schließlich stirbt der Kakaobaum ab. Bekämpfungsmittel gibt es nicht. Wo die
Mosaikkrankheit auftritt, bleibt nur das
Roden der Bäume.

Eine Motte***, die wie ein Moskito fliegt

Der als javanische Kakaomotte Conopomorpha cramerella bekannte Schädling ist etwa ein Zentimeter lang und legt seine Eier auf die Schale der Kakaofrucht. Wenn die Larven nach ein paar Tagen schlüpfen, bohren sie sich in die Frucht ein und fressen das Fruchtfleisch. Dadurch vertrocknen die Bohnen in der Frucht und mit ihnen die Grundlage für die Kakaogewinnung. Diese Motte kommt in Südost-Asien, vor allem in Malaysia und Indonesien, vor.

Schädlinge auf dem Transport

Auch auf den Schiffen sind die auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Größe getrockneten, in Säcke verpackten Kakaobohnen auf dem Weg in die Schokolade produzierenden Länder nicht vor Schädlingen und Krankheiten sicher. Kakaomotten Ephestia elutella – eine Verwandte der Mehlmotte – Ameisen und Schaben können ohne Bekämpfungsmaßnahmen durch Fraß und Verunreinigungen den Bohnen schwere Schäden zufügen. Günstige Lebensbedingungen finden auch mehrere Schimmelpilzarten, die schlecht riechende Substanzen entwickeln und das Gewebe der Bohnen zerfallen lassen.

*Vascular Streak Dieback
**Cocoa Swollen Shoot Virus
***Cocoa Pod Borer