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Ein Männchen des Asiatischen Laubholzbockkäfers. Foto: Beat Forster / WSL
07.06.2012
Umwelt & Verbraucher

Gefährlicher Einwanderer: Der Asiatische Laubholzbockkäfer schädigt Laubbäume

Der meldepflichtige Schädling will sich in Europa ausbreiten

Die Larven der zu den Bockkäfern (Cerambycidae) zählenden Gattung Anoplophora fressen Gänge in das Holz verschiedener Laubbaumarten. Unter ihnen ist eine Käferart besonders gefährlich: der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis), der seit 2001 vermehrt in Europa auftritt. Seine großen Fraßgänge schädigen zuerst Kronenteile und bringen innerhalb weniger Jahre schließlich ganze Bäume zum Absterben. Es besteht die Gefahr, dass sich der Käfer in Wäldern, Parkanlagen und Obstkulturen ausbreitet. Große wirtschaftliche und ökologische Schäden wären die Folge. Daher gilt der Einwanderer aus China in der Europäischen Union (EU) als meldepflichtiger Schädling und muss konsequent bekämpft werden. 

In Verpackungsholz um die Welt 

Ursprünglich ist der Asiatische Laubholzbockkäfer in China, Korea, und Taiwan beheimatet. 1996 trat er seine Reise von China in die USA an. Dabei nutzte er Verpackungsmaterial aus Rohholz, vermutlich Paletten, als Transportmittel. In den Parkanlagen und Alleen von New York, Illinois, Chicago und New Jersey verursachte er Millionenschäden. In Europa wurde der Asiatische Käfer 2001 zum ersten Mal in Österreich entdeckt. Auch dort ist er wahrscheinlich in Holz aus China eingereist. Das war aber erst der Anfang: In der Folgezeit befiel er Bäume in Frankreich, Deutschland und Italien. Im Juli 2011 entdeckten aufmerksame Beobachter den Bockkäfer erneut in Deutschland nahe der Schweizer Grenze. Ein paar Monate später trat er in zwei Schweizer Kantonen auf. Und im April 2012 berichtete der britische Pflanzenschutzdient über erste Larvenfunde auf den Inseln. 

Steckbrief des „Asian Longhorned Beetle“

Egal ob Ahorn, Pappel, Weide, Rosskastanie, Birke, Platane, Buche oder Obstbaum, kaum ein Laubbaum ist vor ihm sicher. In seiner Heimat besitzt der Käfer ein Wirtsspektrum von etwa hundert Gehölzarten. Er lässt sich nicht nur geschwächte, sondern auch kerngesunde Bäume schmecken.

Identifizieren lässt sich der Käfer an seinen glänzend-schwarzen Flügeldecken, auf denen sich etwa 20 helle Flecken verteilen. Sein Körper ist 2,5 bis vier Zentimeter lang. Die schwarz-weiß geringelten Fühler erreichen beim Weibchen gut Körperlänge, die des Männchens sind doppelt so lang.

Aber Vorsicht, es besteht Verwechslungsgefahr: Der Käfer und die Larve sehen dem Citrusbockkäfer (Anoplophora chinensis), einem weiteren gefährlichen Eindringling, sehr ähnlich. Ein harmloser und streng geschützter Doppelgänger ist dagegen der Schneiderbock (Monochamus sartor L.). Die Larven können auch mit denen weiterer einheimischer „Handwerkerböcke“ (Bockkäfer) verwechselt werden. Auch der Große Pappelbock (Saperda carcharias) und der Moschusbock (Aromia moschata) sind leicht mit den gefährlichen Einwanderern zu verwechseln.

Leben und Werk eines Holzschädlings

Nach der Paarung bohren die Käferweibchen trichterförmige Ritzen von ein bis zwei Zentimetern in die Rinde von Stamm und Ästen und legen je ein fünf Millimeter großes Ei hinein. Ein Weibchen legt auf diese Weise etwa 30 Eier. Nach ein bis zwei Wochen schlüpfen die Larven und fressen zuerst im Bast und Kambium zwischen Rinde und Holzkörper, und zerstören damit die zellteilenden sowie assimilatspeichernden Schichten des Baumes. Später bohren sie Fraßgänge mit bis zu drei Zentimetern Durchmesser in das Holz, die auch den Wassertransport des Baumes unterbrechen, so dass Teile der Baumkrone und schließlich die ganzen Bäume absterben. Geschädigte Äste können leicht abbrechen – ein Unfallrisiko. Außerdem dringen Pilze in die Gänge ein und schädigen die Bäume zusätzlich.   

Nach anderthalb Jahren mit elf Entwicklungsstadien sind die Larven fünf Zentimeter lang, bis zu einen Zentimeter dick und verpuppen sich. Sechs Wochen später – zwischen Mai und August – nagen sich die Käfer durch zehn bis 15 Millimeter große Löcher ins Freie und fressen an Laub, Blattstielen und Zweigrinde. Die erneute Eiablage, die bis in den Oktober andauert, findet meist am „Heimatbaum“ oder im Umkreis von wenigen hundert Metern statt.

Käfer unter Kontrolle

In der EU ist der Asiatische Laubholzbockkäfer als Quarantäneschädling eingestuft, der nicht eingeführt und verbreitet werden darf. Seit 2005 muss das aus Drittländern importierte Verpackungsrohholz markiert, entrindet und durch Maßnahmen wie Hitzebehandlung, Begasung oder chemische Behandlung schädlingsfrei gemacht werden. Stichproben an den Grenzen sollen für Einhaltung der Regeln sorgen.

Bei Käferbefall kann man den Schädling nur ausrotten, indem man alle befallenen Bäume fällt. Das Holz wird vor Ort gehäckselt und sofort verbrannt. Es als Brennholz zu nutzen ist nicht zulässig. Schon ein verdächtiger Baum, erst recht ein Käferfund muss unverzüglich bei der Pflanzenschutzbehörde gemeldet werden. Diese informiert die Öffentlichkeit. Bisher wurden die meisten Befälle durch Benachrichtigungen von Privatpersonen aufgedeckt. In einer Quarantänezone von mindestens zwei Kilometern rund um den Fundort müssen alle Laubgehölze regelmäßig untersucht werden. Zu den Befallssymptomen zählen Eigruben in der Rinde, Saftfluss, ausgestoßene Bohrspäne, runde Ausfluglöcher und Blattfraß. Da die Larven im Kronenholz sitzen können, müssen die Bäume mit Leitern und Hebebühnen oder von Baumkletterern geprüft werden. Auch ausgebildete Spürhunde kommen zum Einsatz.

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