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Siebenpunktmarienkäfer. Foto: James Lindsay/wikipedia
23.01.2007
Umwelt & Verbraucher

Eingewandert und schädlich - Marienkäfer, Schnecken und Ameisen

Marienkäfer aus Asien, Schnecken aus Spanien und Ameisen aus Südamerika machen sich in Deutschland unbeliebt.

Als Glücksbringer hat sich der Marienkäfer mit den Punkten auf rotem Grund die Herzen der Menschen erobert. Als Feind bestimmter Läuse werden er und seine Larven heute als Nützlinge eingesetzt. Ein Verwandter, der Asiatische Marienkäfer, ist allerdings drauf und dran, den guten Ruf der Käferfamilie zu beschädigen. Anders als der heimische Siebenpunkt, frisst er nicht nur Blattläuse, sondern auch Nützlinge wie Gallmücken-Larven oder Larven konkurrierender Marienkäfer. Ähnlich wie die moldawische Schlupfwespe, die auf den Maiszünsler angesetzt wird*, setzt der Asiatische Marienkäfer an, seine einheimischen Artgenossen zurückzudrängen. Ein solches Schicksal bescheren auch eingewanderte Nacktschnecken der heimischen Roten Wegschnecke. Schließlich lässt eine tropische Ameise hier zu Lande aufhorchen.

Der Siebenpunkt - Insekt des Jahres 2006

Der schwarz-rote Marienkäfer mit den sieben Punkten auf seinem halbkugeligen Körper Coccinella septempunctata ist der häufigste und bekannteste der 80 heimischen Arten. Heute hält man dem Marienkäfer vor allem zugute, dass er Blattläuse vertilgt. Im Mittelalter hielten die Bauern das Schädlinge fressende Insekt für ein Geschenk der heiligen Maria und benannte es nach ihr. Schon auf einer 20 000 Jahre alten Schnitzerei aus Mammutelfenbein ist ein Marienkäfer zu sehen. Allerdings kann er auch gelegentlich in Massen auftreten: An einem 5 Kilometer langen
Ostseestrand wurde einmal ein Schwarm von 25 Millionen Käfern beobachtet.

Unkontrollierte Verbreitung des Asiatischen Marienkäfers in den USA – und Deutschland

In den USA wurde der Käfer aus Fernost vor 20 Jahren zur Blattlausbekämpfung importiert. Inzwischen ist er außer Kontrolle geraten. In Ermangelung von Felswänden, an denen sich die Käfer in ihrer Heimat Japan und großen Teilen Asiens sammeln und überwintern, finden sie sich im Herbst zu Hunderten an Hauswänden und –mauern ein.

Sie verbringen die kalte Jahreszeit in schmalen Ritzen in einer Art Starre. Im Frühjahr wachen sie auf, paaren sich und legen ihre Eier. In Amerika werden sie mittlerweile als halloween beetles bezeichnet.

Inzwischen ist der Asiatische Marienkäfer offenbar dabei, sich auch in Deutschland auszubreiten. Die Insekten seien entweder aus Belgien und den Niederlanden eingewandert oder jemand habe sie sich dort gekauft und hier zu Lande in seinem Garten ausgesetzt, vermutet Horst Bathon von der Biologischen Bundesanstalt (BBA) in Darmstadt. Der Käfer beeindruckt nicht nur durch seinen unbändigen Appetit auf Läuse, sondern mehr noch durch seine stellenweise massenhafte Vermehrung. Sein Potenzial zeigte er schon 2002 im Rhein-Main-Gebiet und im gesamten Stadtgebiet von Hamburg. Dort kam er auf Linden, die mit Blattläusen befallen waren, schon häufiger als die einheimischen Marienkäfer vor. Im Sommer 2006 hatte sich der Asiat nach Angaben des Berliner Pflanzenschutzamts nun auch äußerst schnell in der Hauptstadt verbreitet.

Der Marienkäfer ist leicht zu erkennen: Die meisten Exemplare besitzen insgesamt 19 schwarze Punkte. Auch Individuen mit fast vollständig roten oder schwarzen Flügeldecken kommen vor. Die Larven fallen durch hellrote Körperseiten auf. Die schwarz-orangenen Puppen finden sich oft auf der Oberseite von Lindenblättern.

Bittergeschmack schreckt Feinde ab

Marienkäfer „schmecken saumäßig schlecht“ meint Bathon. „Das merken sich natürliche Feinde wie die Vögel lebenslang“. So können die Käfer ihre einjährige Lebenszeit ungestört verbringen. Aus ähnlichen Gründen kann sich die eingewanderte Spanische oder Portugiesische Wegschnecke sicher fühlen. Auch sie schmeckt bitter und produziert eine zähe und große Schleimmenge, was Schnecken vertilgende Tiere auf Abstand hält. Inzwischen hat sich diese Schneckenart in Gärten und in gärtnerisch genutztem Freiland stark ausgebreitet, sogar die Oberhand gewonnen und die heimische Rote Wegschnecke (Arion rufus) zurückgedrängt.

Während sich die meisten dieser und anderer rund 50 in Mitteleuropa beheimateten Nacktschneckenarten zum Beispiel mit abgestorbenen Pflanzenteilen begnügen, hat es die Spanische Wegschnecke (A. lusitanicus) als Feinschmeckerin auf Gemüsepflanzen abgesehen. Vermutlich wurden die Eier der Schnecke vor etwa 20 Jahren mit Gemüsekisten von der Iberischen Halbinsel eingeschleppt. Aber es machen sich auch noch andere eingewanderte schädliche Nacktschneckenarten in Gärten und Gewächshäusern breit. So hat das Pflanzenschutzamt in Berlin im Rahmen der Untersuchung von biologischen und chemischen Bekämpfungsverfahren in den vergangenen 3 Jahren Erhebungen über das geänderte Artenspektrum durchgeführt, da die Wirksamkeit der Verfahren gegenüber einzelnen Schneckenarten variiert.

Tropische Blattschneiderameisen in Deutschland

Mitarbeiter des Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen fanden Ende Juli Tropische Blattschneiderameisen, vermutlich Acromyrmex octospinosus, in einem Hausgarten in Köln, berichtet die TASPO vom 17.8.2006.

Die 2,5 cm großen Ameisen schädigen nicht nur die Pflanzen im Garten, sondern dringen auch in Wohnhäuser ein und können dort die kalte Jahreszeit überstehen. Ein ernstzunehmendes Problem, befürchten die Experten, für das man den professionellen Schädlingsbekämpfer benötigt. Auch die Bekämpfung im Garten wird als schwierig angesehen. Ihre Nester legen die Ameisen in hohlen Bäumen oder unter Steinplatten an. Die Tropische Ameise ist in den Regenwäldern von Südamerika zu Hause und bildet sehr große Kolonien. Sie lebt von einem Pilz, den sie selbst züchtet und ständig mit großen Mengen frischer Blätter füttert.