die-raupe-ist-durch-ihre-omega-form-kaum-von-einem-zweig-zu-unterscheiden.jpg
Die Raupe ist durch ihre Omega-Form kaum von einem Zweig zu unterscheiden. Quelle: Bayer CropScience.
22.02.2006
Umwelt & Verbraucher

Eine Raupe nimmt Kurs auf Rebstock-Knospen

Perfekt getarnt fallen zweigähnliche Raupen über die anschwellenden Knospen von Rebstöcken her. Es sind die Larven des Rhombenspanners, der in Deutschland erst seit kurzem für Aufsehen sorgt.

Ab Anfang März, wenn andere Nahrungsquellen noch fehlen, sind die Knospen von Rebstöcken ein gefundenes Fressen für den Kreppelwurm, wie die Raupen des Rhombenspanners manchmal auch genannt werden. Die angefressenen Knospen können zwar noch austreiben, aber es werden nur wenige oder gar keine Gescheine ausgebildet. Die Rebstöcke blühen nicht, tragen also keine Trauben. So können bereits wenige Tiere einen großen Schaden anrichten.

Die kalte Jahreszeit verbringt die 3 bis 4 cm lange Raupe in Rissen und Spalten des alten Rebholzes. Sie ist nachtaktiv und hält sich tagsüber mehr oder weniger unerkannt auf den Rebstöcken auf. Das verdankt die Larve des Rhombenspanners Peribatodes rhomboidaria ihrer Tarnfarbe und Bewegungslosigkeit. Sie ist kaum von einem Zweig zu unterscheiden. Dabei bringt sie sich spannertypisch in die Form eines Omegas: Zuerst wird der Hinterleib bis zur Brust herangezogen, dann streckt sich die Raupe nach vorn und zieht den Hinterleib wieder an. Die Larven kommen an verschiedenen Gehölzen und krautigen Pflanzen vor. Die Rebe ist nur eine ihrer Nahrungspflanzen.

Die Folge -

die größten Schäden entstehen dort, wo die Raupen noch keine anderen Nahrungspflanzen finden. Insbesondere die Rebstöcke in unbegrünten Weinbergen sind deshalb betroffen. Eine Begrünung ist aber je nach Lage und klimatischen Bedingungen nicht immer möglich. Besonders in niederschlagsarmen Gebieten kann sie sich als Konkurrenz um Wasser negativ auf die Reben auswirken.

2004 traf es einen Winzer in Bernkastel-Kues,

der die Fahrgassen in seinem Weinberg zu früh vom Grün befreit hatte. Er erlebte einen Kahlfraß an seinen Reben, den die Experten des Instituts für Weinbau der Biologischen Bundesanstalt (BBA) dem Rhombenspanner zuschrieben. „Wenn der Schaden festgestellt wird, ist es nicht immer einfach, den Übeltäter auszumachen. Erst recht nicht, wenn er von Vögeln abgefressen oder bereits zur Verpuppung in den Boden abgewandert ist“, so der BBA-Experte Dr. Christoph Hoffmann. Die Fraßstellen unterscheiden sich nicht von denen der Erdraupen, die sich tagsüber im Boden verstecken. Wenn die Raupen außerdem noch die so genannten Nebenaugen abfressen, kann der Rebstock nicht mehr austreiben und bleibt kahl.

Klopfen bringt die Raupen aus der Ruhe

Bei der Suche nach dem Schädling kann ein Klopftest helfen: Wenn tagsüber kräftig an den Rebstock geklopft wird, strecken sich die ansonsten inaktiven Raupen, werden ganz steif und ähneln umso mehr einem kleinen Zweig. Wird es ihnen schließlich zu ungemütlich, lassen sie sich an einem feinen Seidenfaden fallen. Nach Abzug der Gefahr klettern sie wieder auf die Rebe, ihre Nahrungsquelle, zurück. Man kann die Raupen aber auf ein Tuch fallen lassen und auszählen, um sich ein Bild von dem Befall zu machen. Gegen die Fraßschäden hilft nur eine frühe Spritzbehandlung von Beginn des Knospenschwellens an, mit einem gegen diese Raupen zugelassenen Insektizid. Bewährt haben sich Kontaktinsektizide mit dem Wirkstoff Tebufenozid. Sie wirken durch den Kontakt mit der Raupe.

Der Lebenszyklus

Die graue unscheinbare Raupe des Rhombenspanners aus der Schmetterlingsfamilie der Spanner, besitzt 3 Beinpaare am Brustteil, zwei dickere Beinpaare am Hinterleib. Die überwinterten Altraupen erreichen eine Länge von 5 bis 8 cm, bevor sie im Mai/ Juni den Boden aufsuchen, um sich zu verpuppen. Anfang/ Mitte Juli schlüpft der Falter und begibt sich auf Partnersuche. Die Weibchen legen dann ihre Eier an die Rinde der Rebstöcke. Schon nach 7 bis 10 Tagen schlüpft die neue Raupengeneration und macht sich über das Rebgrün her – ohne allerdings dabei noch ernsthafte Schäden anzurichten. Mit sinkenden Temperaturen stellen sich die Raupen wieder auf den Winter ein, überwintern am Holz, bis der Lebenszyklus erneut im Frühjahr beginnt.

Der marmoriert grau- bis graubraune Falter ist kaum von dem Holz, an das er sich heftet, zu unterscheiden. Er beginnt in der Dämmerung zu fliegen und ist hauptsächlich in der Nacht aktiv. Seine Flügelspanne beträgt 4 bis 5 cm.