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Foto: © NHV Theophrastus
22.01.2013
Umwelt & Verbraucher

Die Koloquinte – eine Pflanze mit Geschichte

Heil- oder Giftpflanze? Auf die Dosis kommt es an

Schon das Alte Testament erwähnt die Koloquinte als Abführmittel. Im Rom der Antike wurde der Bitterkürbis zur Bekämpfung von Nagetieren verwendet. Auch Hippokrates, der Vater der abendländischen Medizin, der römische Kräuterkundige Dioskuridessowie Paracelsus, der bekannte Arzt und Philosoph der Renaissancezeit, wendeten den wilden Kürbis bei verschiedenen Erkrankungen an. Die nordafrikanische und südwestasiatische Volksheilkunde tut das bis heute.

Die Koloquinte (Citrullus colocynthis) gehört zur Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Weitere Namen verdankt die bei uns kaum bekannte Pflanze dem Aussehen, zum Beispiel „Wilder Kürbis“ oder „Ziegenkürbis“, dem Geschmack, etwa „Bittergurke“ oder „Bitterapfel“ und der Wirkung ihrer Früchte: „Purgiergurke“. Purgieren ist ein aus dem Lateinischen entlehnter Begriff für Reinigen im Sinne von Abführen. 

Bittere Arznei

Die Koloquinte wurde und wird vor allem im Mittelmeergebiet, in Afrika und Indien als Heilpflanze angebaut. Man verwendet das getrocknete Fruchtfleisch. Ihre über einen Meter langen Pfahlwurzeln versorgen die Pflanze mit Wasser auch aus tieferen Bodenschichten. Gegen Ende Februar bildet sie ein bis zwei Meter lange am Boden liegende Triebe. Aus den Blattachseln wachsen schlanke Ranken mit hand- oder herzförmigen Blättern. Die Blüten haben einen glockigen Kelch mit radförmiger Krone. Von Oktober bis in den Februar hinein kann geerntet werden: Die kugelrunden Früchte sind etwas größer als Äpfel. Unreife sind grün, reife gelb mit grüner Maserung. Das helle Fruchtfleisch ist saftig, und seine Konsistenz ähnelt der von Wassermelonen. Es schmeckt aber unangenehm bitter. 

Die Dosis macht das Gift

Koloquintenfrüchte sind weder essbar noch zur Selbstmedikation geeignet. Ihre Bitterstoffe, die Cucurbitacine, sind giftig. Vergiftungssymptome sind zum Beispiel Reizungen der Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt und blutige Durchfälle, Delirium und Kollaps. Bei Schwangeren kann es zum Abort kommen. Auch von Entzündungen des Bauchfells und der Harnblasenschleimhaut, von Geschwüren und Nierenblutungen wird berichtet.

Zu den Anwendungsgebieten in der Volksmedizin zählen: Geschwüre, Asthma, Bronchitis, Gelbsucht, Dyspepsie, Verstopfung, Anämie; aber auch Tumore, Wassersucht, Störungen der Blasenfunktion, Rheumatismus und Schlangenbisse.

Der Koloquinte werden auch leberschützende, verdauungsfördernde, entzündungshemmende, antiallergische und anthelmintische (gegen Würmer) Wirkungen zugeschrieben. Nach wissenschaftlichen Belegen für diese Aussagen wird allerdings noch geforscht. 

Einsatz in der Landwirtschaft als Dünge- und als Pflanzenschutzmittel

Es wird berichtet, dass Landwirte in Andalusien Koloquinten als Düngemittel bei der Baumpflanzung mit in das Pflanzloch gaben. Spanische Ziegen und Schafe knabbern gerne an Obstgehölzen. Um das zu unterbinden, tragen spanische Obstbauern den bitterschmeckenden Koloquintensaft auf die Stämme und Äste auf. Wohl bekomm`s!

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