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Schwarze Stängel, welkende und schließlich absterbende Blätter, sowie Fäulen an Stängeln und Knollen sind typische Symptome für Bakterienbefall. Foto: LfL
27.03.2014
Umwelt & Verbraucher

Bakterien im Kartoffelanbau – eine latente Gefahr

Gesundes Pflanzgut und schonende Ernte sind Erfolgsfaktoren

Bakterielle Erkrankungen verursachen im Kartoffelanbau Jahr für Jahr Schäden in Millionenhöhe. Wenn Schwarzbeinigkeit, Bakterienwelke, Nassfäule, Bakterienringfäule oder die Schleimkrankheit den Bestand erst befallen haben, können sie nicht mehr bekämpft werden. Deshalb sollten alle Anbauer vorbeugen und zum Beispiel auseichend lange Anbauabstände einhalten. Bevor Pflanzgut in den Handel kommt, prüfen Fachleute die Knollen auf ihre Gesundheit. Befallene Partien erhalten keine Anerkennung und dürfen nicht auf den Acker gelangen.

Kartoffelanbau ist nichts für Glücksritter. Denn neben Unkräutern, Pilzen, Insekten und Viren gilt es auch sehr penibel auf Bakterien zu achten. Schwarze Stängel, welkende und absterbende Blätter sowie Fäulen an Stängeln und Knollen sind typische Symptome für Bakterienbefall. Die Folge: Ernteerträge und -qualitäten sinken rapide. Oft gibt es Totalausfälle, weil die Partien nicht mehr zu vermarkten sind. Die Schäden beschränken sich nicht nur auf die Speisekartoffeln. Auch die Pflanzguterzeuger sind betroffen. Allein die Schwarzbeinigkeit verursacht bei niederländischen Landwirten Einbußen von rund 30 Millionen Euro jährlich.  

Wie kommen die Bakterien in die Kartoffelpflanze?

Schwarzbeinigkeit, Bakterienwelke, Knollen- und Stängelfäule werden durch verschiedene Bakterien (unter anderem Dickeya solani und Pectobacterium atrosepticum) ausgelöst. Die ersten Symptome treten im Frühsommer auf. Die Ursache für diesen frühen Befall ist infiziertes Saatgut. Von außen sieht man den Pflanzkartoffeln nichts an. Die Bakterien sitzen aber bereits in der Nähe der Atmungsöffnungen, in verletztem Pflanzengewebe oder in den Leitgefäßen. In warmen und gleichzeitig nassen Böden vermehren sich die Bakterien explosionsartig. Kranke Mutterknollen infizieren die heranwachsenden Tochterknollen über die Leitgefäße. Die gefährlichen Bakterien leben außerdem im Boden, vor allem bei häufigem Kartoffelanbau. Sie dringen bei nassen und sauerstoffarmen Bedingungen über die Atmungsöffnungen in die Pflanzen ein. Ebenso ideale Eintrittspforten sind Verletzungen durch mechanische Unkrautbekämpfung oder Erntemaschinen. Frühe Fäulen treten bereits bei der Ernte auf. Häufig wird das ganze Ausmaß aber erst während der Lagerung sichtbar. Ganze Partien faulen, was mit einem äußerst unappetitlichen Geruch einhergeht.

Keine Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln möglich  

Aktuell gibt es keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel, um den Bakterienbefall in den Griff zu bekommen. Was bleibt sind vorbeugende Maßnahmen. Die wichtigste Maßnahme zuerst: Anbauer sollten nur zertifiziertes Pflanzgut verwenden. Dieses Pflanzgut wird nicht nur auf Bakterien-, sondern auch auf Viruskrankheiten wie den Y-Virus getestet. Die zuständigen Behörden lassen nur einwandfreie Partien zu. Wenn während des Wachstums befallene Pflanzen zu erkennen sind, sollten sie mit allen Tochterknollen aus dem Bestand entfernt werden. Es empfiehlt sich, Kartoffeln möglichst nur alle vier Jahre auf ein und derselben Fläche anzubauen. Falls nach der Ernte einzelne Knollen auf dem Feld verbleiben und in der Folgekultur wieder austreiben, müssen sie beseitigt werden, um den Bakterien im Boden keine Wirtspflanzen zu bieten.

Nassfäulen entstehen überwiegend durch Fehler bei Ernte und Lagerung. Anbauer sollten vor allem darauf achten, dass die Knollen ohne Ernte- oder Transportverletzung ins Lager kommen. Ideal sind trockene Erntebedingungen, damit die Kartoffeln sauber und ohne feuchte Erdanhaftungen gerodet werden können. Faule Knollen sollten bereits auf dem Acker aussortiert werden. Im Lager belüften Profis die Knollen, damit sie abtrocknen und Verletzungen abheilen können. Die Bakterien sitzen dann zwar immer noch außen an den Erdäpfeln, können aber nicht mehr eindringen. Saubere Erntemaschinen und Lagerräume sind ein Muss, damit die Erreger nicht von einem Acker zum anderen verschleppt oder frisch eingelagerte Knollen direkt befallen werden.

Besondere Vorsicht bei Quarantäneschaderregern

Besondere Vorsicht ist bei der Bakterienringfäule und der Schleimkrankheit geboten. Beide Krankheiten werden durch meldepflichtige Erreger verursacht. Gemeinsames Kennzeichen dieser sogenannten Quarantäneschaderreger: Gegen sie gibt es keine beziehungsweise nur eingeschränkte Bekämpfungsmöglichkeiten. Alle Gegenmaßnahmen zielen vor allem darauf ab, ihre Ausbreitung in Regionen, in denen sie noch nicht vorkommen, zu verhindern. Die Behörden verhängen bei der Bakterienringfäule ein dreijähriges und bei der Schleimkrankheit ein vierjähriges Anbauverbot. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, die Zertifizierungsunterlagen des zugekauften Saatguts aufzubewahren. Wenn es im Erwerbsanbau zum Schadensfall kommt, geht es meistens um viele tausend Euro.

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