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Ackerfuchsschwanz ist zunehmend resistent gegenüber den gängigen Herbiziden. Quelle: Wiedenau
26.11.2009
Umwelt & Verbraucher

Ackerfuchsschwanz wird zunehmend resistent

Falsches Resistenzmanagement und zu niedrige Aufwandmengen können fatale Folgen haben

Weniger ist mehr – so die landläufige Meinung zum Pflanzenschutzeinsatz. Doch der Schuss kann nach hinten losgehen. Zum Beispiel bei dem Ungras Ackerfuchsschwanz, das sich im Getreide immer breiter macht. Wenn nur wenige leistungsstarke Mittel zur Bekämpfung zugelassen sind und diese auch noch zu sparsam eingesetzt werden, sind das ideale Voraussetzungen für die schnelle Entwicklung von Resistenzen. Wie kann die Landwirtschaft weiterhin Lebensmittel- und Energiemärkte zuverlässig mit ihren Erzeugnissen versorgen?

Ackerfuchsschwanz wird zum Problem

Rapsglanzkäfer, Septoria Tritici oder Ackerfuchsschwanz - wenn diese drei verstärkt auf ihren Äckern vorkommen, herrscht bei Landwirten Alarmstufe Rot, denn bei diesen Schaderregern gibt es immer mehr Individuen, denen die bislang erfolgreich eingesetzten Pflanzenschutzmittel nichts anhaben können: sie sind resistent. Derzeit ist resistenter Ackerfuchsschwanz für Getreideanbauer ein großes Problem. Im Oktober oder November stehen hier die ersten Behandlungen an. Das Ungras ist sehr konkurrenzstark und unterdrückt den Weizen. Aus einer nicht bekämpften Pflanze können bis zu 400 neue hervorgehen! Besonders in Gebieten, in denen viel Weizen angebaut wird, spitzt sich die Situation zu, wie zum Beispiel auf den Marschböden an der Nordseeküste. Wenn hier die letzten wirksamen Mittel „verschlissen“ sind, wird die Ungrasbekämpfung sehr aufwändig. Unter Umständen muss der Weizenanbau sogar aufgegeben werden.

Verschiedene Resistenzmechanismen

Man spricht von einer metabolischen Resistenz, wenn der Ackerfuchsschwanz den Wirkstoff abbauen und sich selbst entgiften kann. Diese wird besonders dann provoziert, wenn über viele Jahre Pflanzenschutzmittel mit ähnlicher Wirkungsweise und / oder in zu geringen Mengen eingesetzt werden. Es ist ein schleichender Prozess, immer mehr Pflanzen überleben eine Behandlung. Anders verhält es sich bei der Wirkort-Resistenz. Aufgrund zufälliger genetischer Veränderungen kann der Wirkstoff nicht mehr an seinem Rezeptor ansetzen, der „Schlüssel“ passt nicht mehr ins „Schloss“. Die Herbizide wirken nicht mehr.

In Deutschland ist die metabolische Resistenz typisch für den Ackerfuchsschwanz. In einigen Regionen wirken nur noch einzelne Pflanzenschutzmittel gegen das Ungras. Experten fordern ein konsequentes Resistenzmanagement. Hier sind Forschung und Politik gefragt: neue Wirkstoffe müssen dringend entwickelt und zügig zugelassen werden. Nach Aussagen der forschenden Unternehmen stehen jedoch derzeit keine bahnbrechend innovativen Wirkstoffklassen unmittelbar vor der Zulassung.

Resistenzmanagement unverzichtbar

Die Landwirte sind deshalb gefordert: Vielfältigere Fruchtfolgen, wendende Bodenbearbeitung mit dem Pflug, und ein möglichst später Saattermin schwächt die Konkurrenzkraft des Ungrases. Die zweite Stellschraube ist der gezielte Pflanzenschutz. Dazu gehört es, vorbeugend innerhalb der Fruchtfolge die Mittel zu wechseln. Ideal wäre es, zu jeder Kultur ein anderes Mittel mit Wirkstoffen aus unterschiedlichen chemischen Klassen einsetzen zu können. Ganz wichtig: Die Behandlungen müssen möglichst 100-prozentig „sitzen“. Jeder überlebende Ackerfuchsschwanz erhöht das Risiko für eine metabolische Resistenz in der Population. Zu geringe Wirkstoffmengen sind also ebenso wenig sinnvoll wie Behandlungen bei ungünstigen Bedingungen wie – je nach Mittel – eine zu späte oder zu frühe Anwendung, zu trockener Boden oder zu niedrige Temperaturen. In solchen Fällen können die Mittel nur einen Teil ihrer Wirkung entfalten, und viele Ungräser überleben.