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Die Bronzebüste Richard Hansens, die anlässlich seines 100. Geburtstages enthüllt wurde. Foto: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
15.01.2013
Schule & Wissen

Blühendes Engagement: Richard Hansen zum hundertsten Geburtstag

Der Gründer des Weihenstephaner Sichtungsgartens vereinbarte wissenschaftliche Tätigkeit mit praktischem Nutzen und hohem ästhetischem Wert

Im vergangenen Jahr hätte Richard Hansen, wäre er nicht im August 2001 gestorben, seinen 100. Geburtstag gefeiert. Sein Lebenswerk aber steht noch heute in voller Blüte. Richard Hansen ist der Gründer des Weihenstephaner Sichtungsgartens. In dem öffentlich zugänglichen Lehr- und Versuchsgarten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf werden umfangreiche Stauden- und Gehölzsortimente sowie Rosenneuheiten für Garten- und Grünanlagen geprüft.

Richard Hansen erblickte am 10. Juli 1912 in Holstein das Licht der Welt. Er erlernte den Beruf des Gärtners von der Pike auf, machte seine Lehre in einer Baumschule und absolvierte zwei Gehilfenjahre in Stuttgart und Potsdam-Bornim. Von 1936 bis 1939 studierte er Gartenbauwissenschaften in Berlin und ergänzte sein gärtnerisches Wissen um die Aspekte Kunstgeschichte und Pflanzensoziologie. Nach dem Krieg erhielt er die Berufung als Dozent für Pflanzenkunde an die Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Freising-Weihenstephan. Durch die Neugründung des „Instituts für Stauden, Gehölze und angewandte Pflanzensoziologie“ der Ingenieurschule in Weihenstephan und der Schaffung des „Sichtungsgarten Weihenstephan“ setzte er sich, wenn auch unbeabsichtigt, sein eigenes Denkmal. 

Die ganze Welt der Stauden

Der Garten dient ursprünglich der wissenschaftlichen Lehre. Das fünf Hektar große Gelände ist aber auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Die besondere Attraktivität für Gartenfreunde liegt in der Präsentation der Stauden, die in besonders ansprechenden Kombinationen gezeigt werden. So finden sich im Zentrum des Gartens vorwiegend Beetstauden und schmuckvolle Rabatten. Aber auch steppenheideartige Pflanzungen, Steingartenanlagen, ein Teich und eine Anlage für Sumpf- und Wasserpflanzen sind zu sehen. Die Randbereiche säumen Gehölze mit einem artenreichen Staudenunterwuchs. 

Die einzelnen Schaupflanzungen laden zum Reflektieren ein und geben ein umfassendes Bild, welche Pflanzen optisch gut zueinander passen. Unterschiedliche Blüten- und Blattfarben, Wuchsformen, Strukturen und Texturen sind so angeordnet, dass kontrastreiche oder aber auch harmonische Pflanzbilder entstehen. Der spannungsreiche Aufbau der Beete soll Studenten und Gartenliebhaber Anregungen für die Gartengestaltung geben. 

Auf den sogenannten Sichtungsflächen werden Stauden-, Rosen- und Strauchsortimente unter gartenbaulichen Aspekten auf ihren Gartenwert getestet. Neben Blütenfülle und anderen optischen Eigenschaften spielt dabei die Widerstandsfähigkeit der einzelnen Sorten gegenüber Krankheiten und Schädlingen eine wesentliche Rolle. 

Aus England in die deutschen Gärten

Diese Form des Gärtnerns fand erst durch das Engagement Hansens Einzug in die deutsche Gartenlandschaft. Als Richard Hansen damit begann, sich für die Staudenverwendung zu interessieren, war diese gerade einmal 100 Jahre alt. Die aus England kommenden neuen Anstöße lösten zunächst einen erbitterten Streit um den neuen Gartenstil „einfache und heimische Pflanzen“ aus. In der Ära Richard Hansens wurde die Staude jedoch mehr und mehr Gestaltungsmittel im öffentlichen Raum. Der Hauptfokus von Hansen lag immer wieder auf den natürlichen Grundlagen. Er hat die Lebensbereiche der Stauden aus der Pflanzensoziologie heraus entwickelt und umfangreiche Listen erstellt. Diese Grundlagen für die Staudenverwendung wurden – was von der Fachwelt als sensationell bezeichnet wird – 1993 ins Englische übersetzt. Sie üben in England, dem Mutterland des Gartens, einen bedeutenden Einfluss aus. 

Zu Ehren von Richard Hansen wurde am 10. Juli 2012, seinem Geburtstag, eine Büste des "Gartenkünstlers" feierlich enthüllt.

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