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Gerbera – eine der beliebtesten Schnittblumen. Quelle: adpic
21.04.2009
Haus & Garten

Farbenpracht das ganze Jahr

Bunte Sträuße mit Gerbera aus dem Unterglasanbau

Gartenbaubetriebe, bei denen sich Gewächshaus an Gewächshaus reiht, sind am Niederrhein keine Seltenheit. Von den rund 800 Spezialbetrieben haben sich ein Viertel auf den Anbau von Schnittblumen spezialisiert. Die Glasdächer, unter denen Winter wie Sommer die bunte Pracht gedeiht, erstrecken sich über Flächen von der Größe mehrerer Fußballfelder. Profil Online sprach mit Pankraz Gasseling, Fachberater der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, über den Anbau von Gerbera im Straelener Raum / Neuss, Kleve, Viersen und Wesel.

Vielfalt der Farben und Formen

„Gerbera gehören zu den beliebtesten Blumen“, sagt der Berater aus Straelen, der unter anderem auch Gerbera-Betriebe berät. „Die Farbe ist das Wichtigste, aber auch die Form spielt eine Rolle.“ Es gibt Gerbera mit ungefüllten und gefüllten Blüten, großblumige Typen und mittlerweile auch Mini-Gerbera. Die Mode entscheide darüber, ob Sorten mit klaren, kräftigen Farben oder solche mit Pastelltönen angebaut werden. „Lange Zeit dominierte orange, heute sind gelb, orange, rot und weiß die wichtigsten Farben.“ Gelb ist die Lieblingsfarbe von Pankraz Gasseling, sie lasse sich in Sträußen besonders gut mit anderen Farben kombinieren.

Zucht in Spezialbetrieben

Die Gartenbaubetriebe am Niederrhein bauen Gerbera als Schnittblumen an. Sie beziehen die Setzlinge von niederländischen Betrieben, die sich auf die Zucht spezialisiert haben. Heute dominieren Hybridsorten, die durch Kreuzung verschiedener Inzuchtlinien entstehen. Hybride können nicht über Samen vermehrt werden: Würden diese ausgesät, wüchse eine Vielfalt ganz unterschiedlicher Gerbera heran. Früher teilten die Gärtner die Gerberarosetten, um eine Pflanze zu vermehren. Heute werden den Pflanzen so genannte Meristemzellen entnommen. Das sind undifferenzierte Zellen meist aus den Spross-Spitzen, die sich auf Nährböden zu kompletten Pflanzen entwickeln können. Mit dieser Methode kann der Züchter aus einer einzigen Pflanze hunderte identischer Gerbera-Pflänzchen heranziehen.

Anbau ohne Erde

Die Pflänzchen werden im Unterglasanbau am Niederrhein auf Steinwolle oder Kokossubstrat gepflanzt. Mit Erde kommen sie nicht in Berührung; das schützt sie vor bodenbürtigen Krankheiten. Die Pflanztröge hängen hüfthoch in Gestellen, was die Kontrolle, Pflege und Ernte der Blüten erleichtert. Wasser und Dünger erhalten die Pflanzen über Leitungssysteme. Über den Pflanzreihen hängen Speziallampen, die im Winter das notwenige Licht spenden. Gerbera stammen aus Afrika und dem tropischen Asien und benötigen viel Licht und Wärme. Sie blühen nur bei Temperaturen von 20 bis 21 Grad Celsius und mindestens 12 Stunden Tageslicht.

Schadpilzen vorbeugen

Gerbera sind sehr empfindlich gegen Phytophthora und Fusarien, die das so genannte Gerbera-Sterben auslösen. „Auf verseuchten Böden ist kein Nachbau mehr möglich“, weiß Pankraz Gasseling aus Erfahrung. Der bodenunabhängige Anbau im Gewächshaus kann die Gerbera aber nicht vor allen pilzlichen Krankheiten schützen: „Gegen Mehltau und Blütenbotrytis werden Fungizide eingesetzt“ sagt der Berater. Der Grauschimmelerreger Botrytis cineara entwickelt sich bei hoher Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus besonders gut. Die Luftfeuchtigkeit kann gefährlich ansteigen, wenn Energie gespart und nicht ausreichend gelüftet wird. „Wenn sich Botrytis in der Blüte festsetzt, ist die Blume unverkäuflich“, sagt der Berater. „Wenn Kunden erst einmal reklamieren müssen, dann bringt das nicht nur finanzielle Einbußen, sondern auch einen Imageverlust.“

Mit Nützlingen gegen Schadinsekten

Auch vor Schädlingen sind Gerbera im Unterglasanbau nicht gefeit: Minierfliegen (Phytomyza), Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum und Bimisia tabaci), Rote Spinne (Tetranychidae) und Blattläuse (Aphidoidea) bedrohen die Gerbera. Gegen Minierfliegen und Weiße Fliegen setzen die Gartenbauer erfolgreich Schlupfwespen und gegen Rote Spinne Raubmilben ein. Blattläuse halten die Betriebe mit verschiedenen Nützlingen in Schach, zum Beispiel mit Schlupfwespen, Gallmücken oder den Larven von Florfliegen und Marienkäfern.

Im Karton auf die Reise

Dreimal pro Woche werden die Unterglas-Blumenfelder beerntet. Je nach Sorte bildet eine Gerbera-Pflanze 40 bis 80 Blüten pro Jahr. Die großblumigen Sorten werden vorsichtig gepflückt und in Kartons verpackt. Die Mini-Gerbera werden aufrecht stehend auf Wasser in Eimern transportiert, weil sie sonst schnell welken. Frische Gerbera haben einen langen, blattlosen Stiel, der keiner Stütze bedarf: Der Draht zur Stabilisierung des Stängels wird erst von den Floristen befestigt. Die Gerbera vom Niederrhein werden auf der Blumenversteigerung in Straelen-Herongen vermarktet, der größten Auktion für Schnittblumen in Deutschland. Von hier werden Blumenfachgeschäfte und Kunden bundesweit beliefert.