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Wurzelkropf an Euonymus fortunei "Emerald Gaiety". Foto: Klaus Margraf
08.12.2011
Haus & Garten

Bei der Gehölzpflanzung auf Wurzelkropf und Krebs achten

Nur gesundes Pflanzgut verwenden

Herbst ist Pflanzzeit, also die beste Gelegenheit, sich die lang gewünschten neuen Apfel-, und Birnensorten zuzulegen. Vor dem Gehölzkauf sollten Informationen über deren Ansprüche an den Standort bekannt sein. Auf ungeeigneten Standorten „schwächeln“ die Gehölze und werden anfälliger gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Passen Standort und Sorte zusammen, ist beim Kauf auf gesunde Pflanzen zu achten. Diese haben einen art- und sortentypischen Gehölzaufbau mit regelmäßiger Beastung und ein intaktes Wurzel- und Feinwurzelsystem.

Zerklüftete, kropfartige Wucherungen an den Wurzeln oder am Wurzelhals lassen auf einen Befall mit dem Wurzelkropf, verursacht durch das Bakterium Agrobacterium tumefaciens, schließen. Er tritt an zahlreichen Gehölzarten wie Apfel, Birne, Quitte, Kirsche, Aprikose, Pflaumen, Himbeere, Brombeere, Weinrebe und einigen Ziergehölzen, wie Rose oder Euonymus sowie an krautigen Zierpflanzen auf.

Die unterschiedlich geformten, meist rauen, kropfartigen Wucherungen werden bald größer. Sie stören die Wasserversorgung der oberirdischen Pflanzenteile und entziehen den Pflanzen Assimilate. An drei- bis vierjährigen Apfelbäumchen können die knolligen Gebilde durchaus Faustgröße erreichen. Je jünger die Gehölze zum Zeitpunkt der Infektion sind umso größer der Schaden. Die einzelnen Gehölzarten sind unterschiedlich anfällig. 

Dem Wurzelkropf keine Chance geben

Das BakteriumAgrobacterium tumefaciens ist nicht in der Lage, aktiv in die Pflanze einzudringen, sondern als typischer Wundparasit auf vorhandene Öffnungen wie die Spaltöffnungen, vor allem aber Wunden, angewiesen. Deshalb sollte man darauf achten, beim Roden, Transportieren und Pflanzen die Wurzeln möglichst wenig zu verletzen. Ein mechanisches Entfernen der Wucherungen vor dem Pflanzen bietet keine Erfolgsgarantie. Auf keinen Fall dürfen die Wurzelkröpfe in den Boden gelangen, sonst kann sich die Infektion ausbreiten. Auf diese vorbeugenden Kulturmaßnahmen sollte man großen Wert legen.

Zur wirtschaftlichen Bedeutung des Wurzelkropfes haben Obstbaupraktiker unterschiedliche Auffassungen. Es gibt Hinweise, dass der Einfluss des Krankheitserregers auf die Wuchs- und Ertragsleistungen bei älteren Obstbäumen nur noch gering ist. Bei der Weinrebe, wo die Krankheit an oberirdischen Pflanzenteilen auftritt, kann sie unabhängig von deren Alter zu beträchtlichen Schäden führen. Besonders in Baumschulen stellt die Krankheit eine Gefahr dar. Infizierte Gehölze können am Endstandort aufgrund der Störungen der Wasser- und damit auch Nährstoffzufuhr nicht richtig anwachsen. 

Vor dem Kauf auch die Rinde kontrollieren

Auch Gehölze, die untypische Veränderungen an der Rinde zeigen, sollte man nicht kaufen. Verletzungen oder verfärbte und eingesunkene oder gar weichfaule Rindenteile, weisen auf parasitäre Rindenkrankheiten hin. Diese kann man nach dem Pflanzen in der Regel nicht mehr ausheilen. Zudem stellen derartige Bäume eine Infektionsquelle für die Umgebung dar. 

Vor Obstbaumkrebs wird gewarnt

Der pilzliche Erreger ist ein Wundparasit und kommt besonders gern beim Apfel vor. An erkrankten Stellen junger Triebe, meist in der Nähe eines Auges stirbt die Rinde ab und sinkt in konzentrischen Ringen ein. Das Holz unter solchen Nekrosen ist dunkel verfärbt. Rindenrisse und Schnitt- oder Hagelwunden sind bevorzugte Eintrittspforten für den pilzlichen Erreger Nectria galligena. Wenn der Erreger über die frischen Narben während des herbstlichen Blattfalls in die Pflanze eindringen kann, ist die Infektionsgefahr besonders groß. An größeren Zweigen entstehen bei einem Krebsbefall zunächst offene Wunden. Die Pflanze versucht den Schaden durch eine vermehrte Kallusbildung zu überwallen. Dadurch kommt es dann zu wulstartigen Missbildungen. Wird die Wundstelle dadurch verschlossen, spricht man von geschlossenem Krebs. Die Holzzerstörung geht meist trotzdem weiter. Bringt der Krebserreger das Kallusgewebe immer wieder zum Absterben, so entstehen große offene Wunden mit dicken Wülsten an den Rändern. Oberhalb der Krebsstellen sterben die Triebe, weil die Wasser- und Nährstoffzufuhr abgeschnitten ist. Gefährdet sind vor allem Bäume im feuchten Mikroklima, regenreichen Gebieten oder auf staunassen Böden. Empfindlichkeit oder Widerstandsfähigkeit der Apfelsorten hängen auch von den örtlichen Gegebenheiten ab. Hier hilft die Fachberatung der Baumschulen.

Da große Krebswunden bei den jüngeren Gehölzen in der Regel nicht erkennbar sind, sollte man den Rindenpartien in der Umgebung der Blattknospen besondere Aufmerksamkeit widmen. Befallene Bäume besser nicht kaufen.

Beim Obstbaumkrebs spielen vorbeugende mechanische Maßnahmen eine wesentliche Rolle. Zum Beispiel sollte man junge erkrankte Äste und Zweige etwa 30 Zentimeter unterhalb der sichtbaren Befallsstelle herausschneiden. Bei Befallsstellen an Stamm und dickeren Ästen werden diese bis ins gesunde Holz ausgeschnitten. Trockenes Wetter ist Voraussetzung für die Schnittmaßnahmen. Die Schnittstellen sollten mit einem zugelassenen Wundverschlussmittel behandelt werden. Wichtig ist, das kranke Schnittholz sofort aus dem Garten zu entfernen. Zusätzlich sind nach der Ernte Blattfallbehandlungen mit einem Kupferhydroxid-Präparat möglich. Mechanische Verletzungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden.

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